EschWo alle willkommen sind: Sonia geht, aber das Escher Kafé bleibt

Esch / Wo alle willkommen sind: Sonia geht, aber das Escher Kafé bleibt
„Es musste ein Ort für alle werden“: Sonia an ihrem letzten Abend im Escher Kafé Foto: Armand Back

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Das Escher Kafé ist aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken. Mitgründerin Sonia zieht es nun nach Schweden weiter. Ein Abschied, der schmerzt. Doch das Team macht weiter, der Spirit bleibt.

Seit März 2017 ist das Viertel „Uecht“ nicht mehr dasselbe. Damals sperrte das Escher Kafé seine Türen auf. Fünfeinhalb Jahre später ist es nicht mehr wegzudenken. Das Café an der Ecke rue du Clair-Chêne, rue Karl Marx ist inzwischen weit über die Escher Stadtgrenzen hinaus bekannt. Eines der Gesichter hinter der Erfolgsgeschichte ist jenes von Sonia Dos Santos Monteiro. Sonia zieht es jetzt nach Schweden, genauer gesagt nach Malmö, das Escher Kafé aber bleibt, und zwar genauso wie es war und ist – eine wunderbare Mischung aus Großstadt-Flair, lokaler Gemütlichkeit und ein Ort gelebter Geselligkeit und Toleranz.

Für Sonia war ein Ort wie das Escher Kafé immer „ein Traum, den ich mit Freunden aufbauen konnte“, wie die 34-Jährige am Samstag, ihrem letzten Tag in Esch, dem Tageblatt erzählt. Es sei damals „eine Schnapsidee“ gewesen, die sie mit Ben Péporté, einem Freund und Koch, hatte. Auf einem Festival schworen sich beide 2013: „Irgendwann machen wir was auf, du kochst, ich mache die Theke.“ Nach einem Foodtruck in den Rotunden in Bonneweg bekamen sie dann 2017 die Möglichkeit, das Escher Kafé aufzumachen. Bereits zuvor war Claude Mondloch, der Koch und spätere Miteigentümer des Escher Kafé, mit eingestiegen, der das Lokal nach Sonias Abschied in der liebgewonnenen Art und Weise und mit demselben Team und Spirit weiterführen wird.

Wo jeder willkommen ist

Für Sonia war immer klar, dass, sollte sie einmal ein Café aufmachen, es eines sein müsste, „wo jeder willkommen ist“. An der Café-Kultur habe sie immer eines gestört, sagt Sonia, die in Luxemburg geboren ist, portugiesischen Ursprungs ist und mit einer Frau zusammenlebt. „Du hattest sonst immer entweder ein Portugiesen-Café oder ein Café für Lesben oder für Schwule, wo man dann je nachdem auch nicht immer reinkonnte.“ Das habe sie immer gestört und sie habe sich gefragt, warum es kein Café geben könnte, wo jeder willkommen ist. „Das war mein Hauptbeweggrund“, sagt Sonia, „wenn ich ein Café eröffnen würde, dann niemals eines, das nur für eine Community da ist, sondern eines für alle.“

Seit fünfeinhalb Jahren ist der Traum von Sonia, Ben und Claude Wirklichkeit geworden. Das Escher Kafé bietet feines Essen, im Winter brennt ein kleiner Ofen, es liegt immer was zum Lesen aus, es gibt eine kleine Spiele-Ecke und im Raum der alten Kegelbahn lassen sich prima Feste feiern. Sonia erzählt auch davon, wie sie recht früh mit den Leuten der Hörgeschädigten-Beratung in Kontakt kam. Die Gebärdensprache war Sonia immer wichtig. „Diese Sprache sollte jeder lernen, auch jene, die hören, das bringt jedem so viel“, sagt sie, das sei nicht bekannt genug – also entschied sie sich, die Sprache bekannter zu machen.

Wir haben das nicht umsonst aufgebaut, und all die lieben Leute, die ganze Kundschaft, die hätte ich alle nie kennengelernt ohne das Escher Kafé

Sonia Dos Santos Monteiro

„Ich kann mich noch gut erinnern, wie wir zu dritt darüber gesprochen haben und uns sagten: Lasst uns mal ein Treffen organisieren und schauen, was dann passiert“, erzählt Sonia, „und unsere Terrasse war voll, voll mit Hörenden und Nicht-Hörenden, und es war einfach von allen Seiten aus gesehen toll, niemand hatte das erwartet.“ Inzwischen finden diese Treffen im Escher Kafé monatlich statt. „Die Community freut sich und die anderen Gäste auch, es gibt keinen besseren Ort, um diese Sprache zu üben.“

Für Sonia geht es jetzt in Schweden weiter. Bereits am Sonntag ist sie mit vollem Auto und ihren zwei Hunden unterwegs nach Malmö. Zusammen mit ihrer Partnerin wird sie dort eine Familie gründen. „Dort werden wir Nachwuchs bekommen, wir haben uns entschieden, das zu probieren.“ Im Escher Kafé, versichert Sonia, wird alles bleiben, wie es ist. „So ist das Leben“, sagt sie und lacht: „Wir haben das nicht umsonst aufgebaut, und all die lieben Leute, die ganze Kundschaft, die hätte ich alle nie kennengelernt ohne das Escher Kafé.“

Bevor Sonia dann nach Schweden fuhr, musste sie noch kurz ihre Lieblingsdrinks aus dem Escher Kafé verraten. Ohne lange überlegen zu müssen, nennt sie die selbstgemachten Eistees, das hauseigene „Ben’s Beer“ und unter den Shots den Klassiker „Baby-Guinness“. Als Sonia noch sagt, dass sie immer vorbeikommen wird, wenn sie in Luxemburg ist, ruft ein Gast „sonst kommen wir nach Malmö“ dazwischen. Sonia lacht und sagt: Dann machen wir das „Malmö Kafé“. Glückliche Schweden. Und glückliche Escher, das Escher Kafé, das alle nur „den Escher“ nennen, bleibt. Und damit bleibt auch Sonia irgendwie mit.