Luxemburger StudieKörperliche Aktivität kann vor schweren Covid-Symptomen schützen

Luxemburger Studie / Körperliche Aktivität kann vor schweren Covid-Symptomen schützen
Körperliche Aktivität kann die Folgen einer Covid-Erkrankung mildern, sagen Forschende aus Luxemburg Foto: dpa/Clara Margais

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Regelmäßige körperliche Aktivität kann helfen, die Symptome einer Erkrankung durch Covid-19 zu verringern. Zu diesem Schluss sind Forschende aus Luxemburg gelangt.

Wer regelmäßig körperlich aktiv ist, stärkt sein Immunsystem. Das führe dazu, dass eine Covid-Erkrankung weniger heftig ausfällt, bestätigen Forschende aus Luxemburg.

Für die Studie wurden 452 Covid-Patienten im Alter zwischen 31 und 51 Jahren nach ihrer körperlichen Aktivität ein Jahr vor ihrer Erkrankung befragt. Die Forschenden interessierten sich dabei nicht nur für Sport, sondern auch für andere Aktivitäten wie Zufußgehen, Garten- und Haushaltsarbeiten. Anhand dieser Angaben ermittelten sie einen Wert für die Aktivität jedes Patienten und verglichen diesen mit den Symptomen. Dabei stellten die Forschenden fest, dass diejenigen, die sich viel körperlich betätigten, ein geringeres Risiko für eine mittelschwere Covid-Erkrankung sowie für Erschöpfung, trockenen Husten und Brustschmerzen hatten.

Es ist die erste Studie, die den Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität vor der Infektion und Covid-19-Schweregrad bei Personen mit leichten und moderaten Verläufen unter realen Bedingungen untersucht.

„Diese Studie liefert neue Belege dafür, dass [körperliche Aktivität] ein veränderbarer Risikofaktor für den Schweregrad von Covid-19 ist, einschließlich mittelschwerer Erkrankungen. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass regelmäßige körperliche Betätigung eine der wichtigsten Maßnahmen sein könnte, die der Einzelne ergreifen kann, um die negativen Folgen von Covid-19 zu minimieren“, so die Forschenden.

„Ein sehr wichtiger Aspekt des Fragebogens war, dass wir uns nicht nur auf den Sport konzentriert haben, sondern auf alle körperlichen Aktivitäten. Das können Dinge wie Wandern oder Fahrradfahren sein, aber auch Gärtnern oder Haushalt. Eine Person, die sehr aktiv zu Hause ist, macht auch eine Form der körperlichen Aktivität. All diese Tätigkeiten können helfen, vor verschiedenen Infektionen zu schützen“, sagt Dr. Laurent Malisoux vom Luxembourg Institute of Health im Telefongespräch mit dem Tageblatt. Es sei schon lange bekannt, dass körperliche Aktivität das Immunsystem stärke, was wiederum dafür sorge, dass Infektionen weniger schlimm ausfallen, erklärt Malisoux. Das habe die Studie nun auch für Covid-19 gezeigt.

„Das wurde auch schon bei anderen Pandemien festgestellt. So wurde bei der H1N1-Grippe beobachtet, dass aktive Menschen weniger schlimme Symptome entwickeln und weniger oft einen Arzt aufsuchen müssen“, erklärt Malisoux weiter.

Kein Wundermittel

Körperliche Aktivität sei zwar kein Wundermittel – immerhin gab es auch Fälle von sehr aktiven Menschen, die schlimm an Covid-19 erkrankten –, aber: „Der Effekt [von körperlicher Aktivität] auf die Gesamtbevölkerung ist trotzdem ziemlich groß“, sagt der Wissenschaftler. Das Risiko, gewisse Symptome zu entwickeln, sinke je nach Symptom um 30 bis mehr als 40 Prozent, so Malisoux.

Wer es übertreibt, kann aber auch den gegenteiligen Effekt erreichen. Dafür braucht es jedoch eine extreme Anstrengung. „Menschen, die zu viel Sport machen, können ihr Immunsystem sogar schwächen“, sagt Dr. Malisoux. „Dieses Phänomen lässt sich zum Beispiel bei Sportlern beobachten, die ins Trainingslager fahren. Wenn sie sich plötzlich stark körperlich anstrengen, sind sie anfälliger für Krankheiten.“ Regelmäßige Aktivität – zum Beispiel regelmäßiges Wandern – hält Dr. Malisoux für wichtiger, um das Immunsystem zu stärken als eine sehr hohe Intensität.

„Das Wichtigste ist, dass wir nicht warten, bis eine Pandemie kommt, um körperlich aktiv zu werden. Es ist die alltägliche Aktivität, die es ermöglicht, das Immunsystem auf einem optimalen Betriebsniveau zu halten und uns vor schlimmen Symptomen zu schützen. Sei es Covid oder irgendeine andere Krankheit.“

Malisoux hält es für nicht ausgeschlossen, dass körperliche Aktivität dazu beiträgt, die Wirkung der Impfung zu verbessern. Hierfür gebe es momentan aber noch keine handfesten wissenschaftlichen Belege.

Die Studie des Luxemburger Teams wurde am 29. April im Fachblatt für Medizin BMJ Open veröffentlicht. Die Arbeit basiert auf Daten der luxemburgischen Predi-Covid-Studie, die zwischen Mai 2020 und Juni 2021 gesammelt wurden.

Es muss kein Hochleistungssport sein: Wandern, Fahrradfahren, Hausarbeit und Gärtnern zählen als körperliche Aktivität
Es muss kein Hochleistungssport sein: Wandern, Fahrradfahren, Hausarbeit und Gärtnern zählen als körperliche Aktivität Foto: Editpress/Anne Lommel
wanda
30. Mai 2022 - 12.34

Also genau wie es vor Krebs schützt und Herzerkrankungen, Venenerkrankungen, .... Niemand wird Sport treiben nur um keinen Covid zu bekommen.

Filet de Boeuf
30. Mai 2022 - 9.32

Ich würde sehr gern gärtnern.

JJ
30. Mai 2022 - 8.59

Körperliche Aktivität kann helfen jede Erkrankung besser zu meistern oder gar zu vermeiden. Das ist längst erforscht.