Neue Heizzentrale„Wir stehen ein bisschen unter Zeitdruck“: Gemeinde Echternach beginnt Bau ohne Genehmigungen

Neue Heizzentrale / „Wir stehen ein bisschen unter Zeitdruck“: Gemeinde Echternach beginnt Bau ohne Genehmigungen
Der Bau der Heizzentrale in Echternach ist noch nicht offiziell genehmigt Foto: Raffael Wilmes

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Echternach setzt sich über die staatlichen Autoritäten hinweg und baut erst mal ohne die dafür notwendigen Genehmigungen. Die Aktion blieb nicht unbemerkt und seither steht der Bau still. Laut Bürgermeister Yves Wengler stand man unter Zeitdruck, da sowohl die Schule als auch die Sporthalle auf die Heizzentrale angewiesen seien.

Der frühe Vogel fängt den Wurm: Das muss sich wohl der Echternacher Gemeinderat beim Bau der neuen Heizzentrale am „Campus Gare“ gedacht haben. Hat aber nicht geklappt. Ohne überhaupt die dafür nötigen Genehmigungen erhalten zu haben, hatte die Stadt Echternach mit dem Bau ihrer Heizzentrale begonnen. Inzwischen ist der Frühstart jedoch aufgeflogen und die Baustelle steht still – das seit dem 22. Juli. Die brennende Frage ist: Warum?

Ursprünglich sollte die Anlage nicht auf dem „Campus Gare“, einer der wenigen verfügbaren Parkmöglichkeiten in diesem Teil Echternachs, sondern unweit des Campingplatzes errichtet werden. Diese Pläne mussten allerdings „verworfen werden, da die Neu- und Umverlegung von Infrastrukturen zum Schutz der bestehenden Baumallee, zwischen aktuellem und vorherigem Standort der Zentrale am Camping, erhebliche Mehrkosten erfordert hätte“, heißt es in einer Pressemitteilung des Echternacher Schöffenrats vom Dienstag. Schließlich sei der neue Standort dann „geeigneter und wirtschaftlicherer“. „Im Sinne einer nachhaltigen Energiegewinnung“ wolle Echternach eine Hackschnitzelanlage errichten, die mit Holz aus dem gemeindeeigenen Wald betrieben werden soll.

Doch für den Bau am neuen Standort, der nur wenige Meter von der Sauer entfernt ist und somit im Hochwasserbereich liegt, seien zusätzliche Schutzmaßnahmen erforderlich gewesen – und zusätzlich müssten Kompensationsmaßnahmen für die dort stehenden Bäume her. Demnach wurde ein Konzept für den Bereich erarbeitet und dem Umweltministerium im Januar eine Anfrage zur Baumrodung sowie die Unterlagen der Kompensationen unterbreitet, geht aus dem Schreiben hervor.

Nach ca. fünf Monaten habe man der Gemeinde schriftlich mitgeteilt, dass die Unterlagen nicht komplett seien und eine Neubepflanzung erforderlich sei. So hätte die Stadt nachträglich im Mai „detaillierte Pläne zur Umsetzung der Maßnahmen sowie zum Gesamtkonzept des Campus Gare“ nachgereicht.

„Ein bisschen unter Zeitdruck“

Neben der Genehmigung des Umweltministeriums überging Echternach auch das Wasserwirtschaftsamt. Zu dem Zeitpunkt, als die Gemeinde mit den Arbeiten am Campus Gare begann, hatte es noch nicht einmal einen Antrag beim Wasserwirtschaftsamt gegeben, wie ein Sprecher der Verwaltung gegenüber dem Tageblatt bestätigte.

Die Fertigstellung des Dossiers hat sich „durch diverse Anpassungen des Projektes und Bemessungsgrundlagen des Kompensationsvolumens“ bei Hochwasser verzögert, schreibt der Echternacher Schöffenrat. Die ersten Entwürfe des Projekts hätten sich noch auf den Hochwasser-Risikomanagementplan (HQ100) von 2015 bezogen. Allerdings sei die Bemessungshöhe zu Beginn des Jahres 2021 – noch vor dem Jahrhunderthochwasser – „wesentlich erhöht“ worden. „Das innerhalb des Campus Gare zur Verfügung gestellte Hochwasserkompensationsvolumen weist auch mit diesen angepassten Höhen zu jeder Bauphase einen Überschuss aus und trägt somit einer maßgebenden Forderung der Wasserwirtschaftsverwaltung Folge“, rechtfertigt sich der Echternacher Schöffenrat.

„Wir stehen ein bisschen unter Zeitdruck“, äußerte sich Bürgermeister Yves Wengler in einem RTL-Interview. Sowohl die Sporthalle als auch die Schule seien von dieser Energiequelle abhängig. Demnach habe die Gemeinde „en bon père de famille“, also „im Interesse der Sache“, eine Entscheidung getroffen, und das Vorhaben bereits ohne die notwendigen Genehmigungen begonnen. Wengler meinte, dass man die Genehmigungen ja ohnehin noch erhalten werde – rein juristisch sei ihre Vorgehensweise aber nicht korrekt gewesen, gab er zu. Drei Bäume wurden bereits gefällt und einige Mauern hochgezogen, bevor der Bau gestoppt wurde.

Inzwischen seien aber alle fehlenden Unterlagen eingereicht worden und die Gemeindeverantwortlichen versichern in ihrem Schreiben, dass die Bauarbeiten „wieder aufgenommen werden können, sobald diese beiden Genehmigungen schriftlich vorliegen“.