Hunnefeier in Schengen„Wir lassen uns nicht unterkriegen“: Fest findet am 18. Oktober statt

Hunnefeier in Schengen / „Wir lassen uns nicht unterkriegen“: Fest findet am 18. Oktober statt
Das Fest findet dieses Jahr nicht unten im Dorf, sondern oben beim Markusturm auf dem Markusberg statt Foto: Editpress/Claude Lenert

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Wenn im Herbst die Traubenlese zu Ende ist, wird in Schengen gefeiert. Die „Hunnefeier“ am dritten Sonntag im Oktober gehört seit 15 Jahren zu den größeren Festen an der Mosel und zieht Besucher aus der gesamten Großregion an, in guten Zeiten bis zu zehntausend. Doch 2020 sind die Zeiten weniger bis gar nicht gut, zumindest nicht für Großereignisse. „Gefeiert“ wird trotzdem, wenn auch in abgespeckter Form.

Die „Hunnefeier“ in Schengen findet statt. Das „Syndicat d’initiative Schengen“ (SIS) hat nicht aufgegeben. „Wir wollten das Fest auf keinen Fall ganz absagen“, betonen SIS-Präsident Marc Zago und Vizepräsident Raymond Mahnen. „Vor allem nicht wegen unseres ‚Schenger Hinnchen’.“

Der Hahn aus Ton ist bereits eine Tradition und bei Sammlern sehr beliebt. Jedes Jahr wird er in einer limitierten Auflage von im Prinzip 150 Exemplaren von einem anderen Künstler hergestellt. 2020 sind Gaby Didier und Nicole Huberty aus dem „Konschtatelier Luusshaff“ in Schrondweiler dran gewesen. Der Hahn kostet 25 bzw. 33 Euro, wenn man ihn sich auf dem Postweg zustellen lässt. Bestellen kann man ihn per E-Mail an zagomarc@pt.lu. Weitere Informationen finden sich auch auf der Facebook-Seite des SIS.

Der Hahn wird dieses Jahr am Sonntag, dem 18. Oktober, so ziemlich das Einzige sein, was zu einer normalen „Hunnefeier“ gehört. Anders als sonst findet das Fest nicht auf der Esplanade entlang der Mosel in der Nähe des Europazentrums statt, sondern oben in den Weinbergen beim Markusturm. Ein richtiges Fest mit Getränke- oder Imbissständen wird es aus bekannten Gründen aber nicht werden, auch wenn die „Schenger Musék“ aufspielen wird. Jene, die ein „Hinnchen“ bestellt haben, können ihn an dem Tag dann ab 10 Uhr morgens am Markusturm abholen. Mit in der Tüte ist dann auch eine von der Gemeinde Schengen gesponserte Flasche Wein mit Spezialetikett.

Vielleicht erzählen Marc Zago und Raymond Mahnen bei der Gelegenheit etwas mehr über den Brauch des Hahns in Schengen. Ein Fest am Ende der Traubenlese habe es eigentlich immer schon gegeben, berichten sie. Der beste Traubenleser sei bei der Gelegenheit mit einem Hahn ausgezeichnet worden. Im Rahmen dieses Festes sei aber immer auch ein besonders schöner Hahn prämiert worden: „Kleintiere wie Hühner gehörten damals zu fast jedem Haushalt.“

Aus dieser Tradition heraus sei die „Hunnefeier“ entstanden, bei der übrigens bis heute immer noch ein lebender Hahn mit dabei ist. Oder, sagen wir lieber, normalerweise mit dabei ist. Nächstes Jahr dürfte alles besser werden, scheinen die Verantwortlichen des SIS zu denken. Vielleicht funktioniert dann endlich auch ihre Internetseite.

Markusturm

Beim Markusturm handelt es sich um einen Wehrturm aus dem Mittelalter oder aus gar noch früheren Zeiten. Auf einem alten Foto im Turm kann man entdecken, dass es ein baugleiches Gebäude auf der gegenüberliegenden Mosel-Seite bei Perl gegeben hat. Jenes musste allerdings der deutsch-französischen Eisenbahnlinie weichen. Der Turm auf dem Markusberg ist im Laufe seiner Geschichte mehrmals verändert und vergrößert worden. Seinen Namen erhielt er erst 1936, als das gesamte Areal unter den Schutz des heiligen Markus gestellt wurde. Seitdem thront auch die vom „Gëlle Fra“-Künstler Claus Cito geschaffene Statue des Heiligen am imposanten Aussichtsturm über den Weinfeldern des Markusbergs. Auf Beschluss des „Syndicat d’initiative Schengen“ und dank der Unterstützung der Gemeinde und von Sponsoren wurde der Turm 2016/2017 komplett renoviert. Er kann heute für kleine Feiern gemietet werden. 


3 Fragen an Marc Schoentgen, on 2013 bis 2020 Präsident des „Syndicat d’initiative Schengen“ (SIS)

Kreative Kraft: Marc Schoentgen hat als Präsident das „Syndicat d’initiative Schengen“ so richtig auf Trab gebracht. Um ihn zu ehren, wurde am Markusturm eine Platte angebracht. Am 18. Oktober bei der „Hunnefeier“ wird sie offiziell eingeweiht.
Kreative Kraft: Marc Schoentgen hat als Präsident das „Syndicat d’initiative Schengen“ so richtig auf Trab gebracht. Um ihn zu ehren, wurde am Markusturm eine Platte angebracht. Am 18. Oktober bei der „Hunnefeier“ wird sie offiziell eingeweiht. Foto: Editpress/Claude Lenert

Mit einer Gedenktafel am Markusturm ehrt man Sie am 18. Oktober bei der „Hunnefeier“ noch zu Lebzeiten für Ihr Engagement als Präsident des SIS. Was bedeutet das Ihnen?

Erstens empfinde ich es als ein Dankeschön – und wem tut das nicht gut? Zweitens bestärkt es mich in meiner Verbundenheit zur Region, der ich gerne verpflichtet bleibe. In dem Sinne möchte ich auch weiterhin dazu beitragen, dass der Turm mit Leben erfüllt wird. Geplant ist beispielsweise eine Zusammenarbeit mit einem Hotel in Nennig, das den Turm einmal pro Woche für seine Gäste mieten würde. Auf dem Tisch stünden dann Weine von Winzern aus Schengen.

Was hat denn Ihre Zeit als Präsident des SIS geprägt?

All das, was die Ortschaft belebt hat. Der Frischmarkt zum Beispiel oder Zeitungs- und Fernseh-Reportagen über Schengen. Natürlich die Ausweitung der „Hunnefeier“ oder die Renovation des Markusturms, was vielleicht die nachhaltigste Initiative ist.

Was braucht die Region in Zukunft noch?

Der regionale Tourismus könnte stärker gefördert werden. Ebenso die Einbindung der Ortschaft im Grenzgebiet. Der Markusturm könnte dabei eine wichtigere Rolle spielen. Dann würde ich auch die lokalen Winzer auffordern, etwas proaktiver zu werden und sich verstärkt um die „normalen“ Kunden zu bemühen, jene, die vielleicht nur eine oder zwei Kisten kaufen. Der Aufwand des Winzers ist vielleicht größer, der Werbeeffekt aber auch.

Trierweiler
3. Oktober 2020 - 19.41

"in guten Zeiten bis zu zehntausend." Und jetzt 10.