ParlamentWir haben uns alle lieb: Medienerziehung und Lichtverschmutzung schweißen zusammen

Parlament / Wir haben uns alle lieb: Medienerziehung und Lichtverschmutzung schweißen zusammen
Die LSAP-Abgeordnete Francine Closener hat die Debatte über Medienerziehung angestoßen Foto: Editpress/Julien Garroy

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Legislative Arbeit wurde im Parlament am Mittwoch keine geleistet. Vielmehr diskutierten die Gesetzgeber unter anderem über Medienerziehung und Lichtverschmutzung. Meinungsverschiedenheiten gab es nicht.

Initiiert wurde die Debatte über Medienerziehung und insbesondere das neue Schulfach in den Lyzeen, Digital Sciences, von der LSAP-Abgeordneten Francine Closener. Das Fach war im Vorjahr in mehreren Lyzeen als Pilotprojekt eingeführt worden. Seit der letzten „Rentrée“ steht es auf den Lehrplänen in den 7e-Klassen sämtlicher Sekundarschulen. Den ersten Kontakt mit der neuen digitalen Welt haben die Kinder bereits in der Grundschule mit dem Fach Kodieren.

Einmal wöchentlich werden in Digital Sciences sechs Themen besprochen: „Meine digitale Welt und ich“ mit dem Schwerpunkt Kommunikation, „Der World Wide Web und ich“ mit dem Fokus auf kritischem Denken, Big Data, Programmierung, Robotik und Künstliche Intelligenz. Ein ziemlich umfangreiches Programm, befand Closener. Ob in diesem Fall weniger nicht mehr wäre, fragte sie und ging dabei auf die Kritik von Lehrkräften ein. Diese befürchten, dass in lediglich einer Wochenstunde keines der Themen wirklich tiefgründig behandelt werden könne. Auch seien nicht genügend Übungen in den einzelnen Bereichen vorgesehen, um das Gelernte zu festigen. Die Lehrer müssen dann selbst entscheiden, was sie behandeln wollen, was zu unterschiedlichem Wissensstand bei den Schülern führe. Problematisch sei auch, dass vielen Lehrern das notwendige Basiswissen fehle.

Fundamentale Kritik an der Neuerung gab es seitens der Abgeordneten nicht. So begrüßte auch die CSV-Abgeordnete Diane Adehm das neue Schulfach, auch wenn sie sich der Kritik bezüglich des Volumens des zu behandelten Stoffs anschloss. Claude Lamberty (DP) zufolge sollten die Kinder lernen, Informationen aus dem Netz auf ihre Richtigkeit zu überprüfen. Für Djuna Bernard („déi gréng“) müssten in Sachen Mediennutzung auch die Eltern miteinbezogen werden. Den Umgang mit den neuen Massenmedien lernten die Kinder zuerst bei ihnen. Es fehle jedoch an statistischem Material zur Medienkompetenz der Erwachsenen.

Risiken und Gefahren von sozialen Medien

Eltern sollten ihre Kinder nicht zu lange alleine mit dem Handy lassen, befand Fred Keup (ADR). Über Cybermobbing werde nicht viel geredet, weil viele Jugendliche aus Angst vor Repressalien schweigen würden. In solchen Fällen sollte gleich die Polizei kontaktiert werden, nicht die Schuldirektion, empfahl er. 

Über die Frage, ob in Sachen Cybermobbing und Hatespeech neue Elemente vorliegen würden, habe man doch bereits im vergangenen Jahr gesprochen, wunderte sich Myriam Cecchetti („déi Lénk“). Die Problematik sei längst bekannt. Ebenso, dass soziale Medien wie Facebook und Instagram süchtig machen. Wenn man das weiß, müsste man sie eigentlich verbieten. Aber das wäre dann rückschrittlich. Also müsse man mit digitalen Medien leben lernen. Gut, dass Digital Sciences eingeführt wurde. Gleichzeitig sollte man dort auch über die erforderliche Infrastruktur reden. Digitale Medien seien keineswegs ökologisch unbedenklich. 

Marc Goergen (Piratenpartei) schloss sich der zuvor von Closener erhobenen Forderung an, den Tatbestand Cybermobbing explizit in das Strafgesetzbuch einzutragen. Dort sei derzeit lediglich von Mobbing und Belästigung die Rede. Goergen riet den Eltern, sich bei Cybermobbing an die Plattform bee-secure.lu zu wenden.

Geht es nach Schulminister Claude Meisch (DP) soll das Fach Digital Sciences nach drei Jahren einer Überprüfung unterzogen werden. Es handele sich nicht bloß um ein neues Fach. Auch neue Lehrmethoden würden angewendet, betonte er. Zudem könnten die Lehrer die Schwerpunkte selbst setzen. Man wolle, dass die Kinder und Jugendlichen die Mechanismen der digitalen Welt verstehen, dass sie selbst zu Akteuren und Autoren darin werden. Dabei setze man nicht ausschließlich auf dieses Schulfach. Es ergänze vielmehr die Arbeit von „Bee Secure“, die mit ihrem Bildungsangebot rund 25.000 Schüler jährlich erreiche.  

Lichtverschmutzung schadet Mensch und Natur

Die LSAP-Abgeordnete Cécile Hemmen warf die Problematik Lichtverschmutzung auf. Diese werde noch nicht richtig wahrgenommen. Nur langsam werde man sich der Gefahren durch Lichtverschmutzung  für Mensch und Natur bewusst, sagte die Politikerin. Zwar sei in den vergangenen Jahren in den Gemeinden bereits so manches geschehen. So würden verstärkt Leuchten mit reduziertem Blaulichtanteil eingesetzt. Untersuchen müsse man, wo die Beleuchtung öffentlicher Plätze noch sinnvoll sei. 

Allgemeinen Konsens gab es auch zu diesem Thema. Bei derlei technischen Fragen sei man in der Regel einer Meinung, sagte der ADR-Abgeordnete Fernand Kartheiser, für seine beißende Kritik an die Regierungsparteien bekannt. Größter Hotspot in Sachen Lichtverschmutzung sei wohl das Cargo-Center in Bettemburg, sagte er. 

Laut Paul Galles (CSV) sollte die Problematik Lichtverschmutzung allgemein gesetzlich geregelt werden, nicht nur für Naturparks. Als Erster warf er das Thema nachts beleuchtete Werbetafel auf, das später von Myriam Cecchetti („déi Lénk“) aufgegriffen werden sollte. Paris habe ein Beleuchtungsverbot nachts verfügt. Die Unternehmen müssten die Schaufensterbeleuchtung nach Geschäftsschluss ausschalten, sagte sie. Das habe auch „déi Lénk“ bereits vor Monaten vergeblich vorgeschlagen. Einer bereits vor Jahren veröffentlichten Broschüre zufolge sollte nur dort beleuchtet werden, wo es angebracht und notwendig sei. Reklame für Schalentiere an Bushaltestellen gehöre wohl nicht dazu. Da gehe es bloß um das Interesse von Multis. Werbetafeln müssten ausgeschaltet werden, ebenso die Schaufenster nach Geschäftsende, so die „déi Lénk“-Abgeordnete, die dazu eine Motion einreichte. Auch sollte die Straßenbeleuchtung nachts zurückgefahren werden. Bei Sicherheitsbedenken sollte besser die zugelassene Höchstgeschwindigkeit reduziert werden. 

Insektensterben und Schlafstörungen

Beim Thema Bekämpfung der Lichtverschmutzung rannte man bei Energieminister Claude Turmes („déi gréng“) offene Türen ein. Bereits der ehemalige Staatssekretär für Umwelt Camille Gira („déi gréng“) habe einen Leitfaden anfertigen lassen, wie die Gemeinden die Lichtverschmutzung reduzieren könnten. Diese sei nach den Pestiziden die zweitgrößte Ursache für das Insektensterben. Sie habe außerdem Schlafstörungen beim Menschen zur Folge und verursache unnötigen Energieverbrauch.

Turmes bestätigte, dass das Cargo-Center Bettemburg, wo Menschen arbeiten und Krane große Container bewegen, eines der Hotspots sei. Mit der CFL suche man nach Kompromissen. Hellster Punkt nachts im „Éislek“ war bisher das E-Werk SEO in Vianden. Hier habe man sich auf ein System gedimmter Beleuchtung der Transformatoren verständigt. Turmes erinnerte an die staatliche Unterstützung für die Gemeinden, die ihre Straßenbeleuchtung auf energiesparende Lampen umrüsten. Nur in der Frage der Leuchtreklamen gab sich Turmes machtlos. Das liege im Kompetenzbereich der Gemeinden, sagte er. Womit auch die Motion von „déi Lénk“ definitiv ausgeknipst wurde.