Kayl/Tetingen„Wir haben ein Problem mit Vandalismus“:  Gemeinderat will Kameras bei der „Schungfabrik“ installieren

Kayl/Tetingen / „Wir haben ein Problem mit Vandalismus“:  Gemeinderat will Kameras bei der „Schungfabrik“ installieren
Beim Kulturzentrum „Schungfabrik“ sollen künftig Kameras für mehr Sicherheit sorgen Foto: Gemeinde Kayl/Tetingen

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Es war lediglich ein von LSAP-Rat Marco Lux zum Schluss der Sitzung angesprochenes Thema, doch sollte es für den angeregtesten Teil der Gemeinderatsitzung am Donnerstag sorgen: Vandalismus beim Kulturzentrum „Schungfabrik“ und bei der Faubourg-Schule.

Zigarettenkippen, Bierflaschen und anderes, nicht dorthin gehörendes Zeug – regelmäßig liege derart Unrat bei der „Schungfabrik“. Ob man nicht Kameras an öffentlichen Gebäuden in der Gemeinde einrichten sollte, regte Marco Lux (LSAP) an. Solche könnten auch bei den Schulen installiert werden, wobei die Kameras nur nachts arbeiten würden. Er wolle lediglich eine freie Diskussion anregen.

Der Vorschlag wurde bereitwillig aufgenommen, und Bürgermeister Jean Weiler (CSV) lieferte dabei so manche Details, die das Ausmaß der Problematik verdeutlichten. „Wir haben ein Problem mit Vandalismus in der Gemeinde“, sagte er unumwunden. So sei eine Jean-Schortgen-Figur im Park kurz nach ihrer Aufstellung beschädigt worden. Am öffentlichen WC auf dem Brillplatz sei das Fenster herausgerissen worden. An der Bedürfnisanstalt im Park Ouerbett wurden Geräte aus der Mauer gerissen, sodass die Toilette längere Zeit geschlossen blieb. Einen weiteren Hotspot identifizierte man bei der Faubourg-Schule. Unter dem Pavillon liege regelmäßig Unrat. Bänke würden umgestoßen. Sogar Leuchten aus der vier Meter hohen Decke seien herausgerissen worden.

Untätig blieb man nicht. So wird die hohe Umzäunung der Faubourg-Schule über Nacht geschlossen und der Zugang zum Hof erschwert. Kameras könnte man sich auch an anderen Stellen vorstellen, so Weiler. Im Holzhäuschen auf dem Gelände des SEA auf Widdem, eigentlich als Spielfeld für die Kleinen gedacht, lägen morgens oftmals Glasscherben. Das Budget der Gemeinde sieht 35.000 Euro für die Anschaffung von Überwachungsmaterial vor. Das reiche, um einen Standort mit Kameras zu versehen, so Weiler. Die sollen bei der „Schungfabrik“ nun kommen. Geklärt werden müsse noch die Frage, wie lange die Aufnahmen gespeichert werden. Werde eine Straftat festgestellt, werde die Speicherkarte an die Polizei weitergereicht.

Dem Kamera-Vorschlag konnten sich alle Fraktionen anschließen. Auch die Grünen seien dafür, so Mark Lukas. Öffentliche Gelder seien nicht dazu da, Vandalismusschäden zu beseitigen. Kameras könnten wohl zur Abschreckung dienen, doch sollte man ebenfalls auf anderen Wegen proaktiv handeln, so Viviane Petry („déi gréng“). Man müsse dem Vandalismus auf den Grund gehen und dabei auch mit den Betroffenen reden. Vor einem Jahr habe man ähnliche Probleme in der neuen Faubourg-Schule gehabt, erinnerte sie. Sozialpädagogen hätten das Gespräch mit Jugendgruppen gesucht. Dem Vorschlag stimmte LSAP-Rat Romain Daubenfeld zu. Man sollte auch auf Prävention setzen, betonte er.

Mehrmals erwähnt wurde die Rolle des Jugendtreff Kayl bei der Problematik. Lediglich eine Person sei mit der Frage beauftragt, betonte Schöffe Romain Becker, Präsident der Vereinigung „Jugendtreff Kayl“. Eine Person allein schaffe es jedoch nicht, dazu sei die Gemeinde zu groß. Versuche, die Dienststelle personalmäßig auszubauen, scheiterten jedoch am Ministerium. Wenn der Staat die Notwendigkeit zusätzlicher Mittel nicht einsehe, sei es schwer, die Probleme zu lösen. Insgesamt handle es sich jedoch um ein gesamtgesellschaftliches Problem. Der kleine Jugendtreff Kayl könne allein wenig ausrichten.

Eine rue Anne-Marie Federspiel

Die reguläre Tagesordnung sah u.a. die Vergabe der Namen für zwei neue Straßen vor. Die neue Straße, die im Rahmen eines Bauprojekts auf Eweschbourg entsteht, wird nach der Schutzpatronin der Bergleute, Hl. Barbara, benannt werden. Die zweite, im Neubauviertel an der rue Jos Muller in Kayl, wird Anne-Marie Federspiel gewidmet werden. Die 1893 in Frankreich geborene Dame zog 1923 nach Kayl, wo sie den Arbeiter Jacques Federspiel heiratete. Die Schneiderin und Mutter dreier Kinder wurde von den Nazis festgenommen und wegen Hilfe für Deserteure zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Sie saß zuerst in Esch ein, dann im Frauengefängnis Grund, und wurde am 21. Oktober 1944 ins KZ Ravensbrück, dem größten Konzentrationslager für Frauen, verschleppt. Dort starb sie am 29. Dezember 1944 an Typhus.

Mit Anne-Marie Federspiel stellvertretend wolle man der Rolle aller Frauen während der Nazizeit in Luxemburg gedenken, so Romain Becker. Anstoß für die Namensgebung war das Buch von Kathrin Mess „Hier kommst du nie mehr raus“. Darin hat die Autorin ihre Recherchen zum Thema Widerstand Luxemburger Frauen gegen die deutsche Besatzung veröffentlicht.

Der Vorschlag zur Namensgebung wurde einstimmig gebilligt.