BürdenWindpark Nordenergie: Das Seilziehen geht weiter 

Bürden / Windpark Nordenergie: Das Seilziehen geht weiter 
Das Projekt eines Windparks in Bürden erhitzt weiterhin die Gemüter Foto: Editpress/Roger Infalt

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An dieser Stelle haben wir bereits mehrfach über das Vorhaben der Aktiengesellschaft NordEnergie und ihren Partnern geschrieben, die u.a. in Bürden, nur 750 Meter von den ersten Wohnhäusern entfernt, die bis dato für Luxemburg größte Windkraftanlage errichten wollen. Die Gegner, und das sind immerhin 85 Prozent der Haushalte der Ortschaft Bürden, Einwohner aus Warken und Ettelbrück sowie Schöffen- und Gemeinderatsmitglieder der Nachbarkommune Erpeldingen/Sauer, wollen dieses Projekt nicht so einfach hinnehmen, da zu viele Fragen in puncto Infraschall und den damit verbundenen möglichen Gesundheitsschäden offenstehen.

Die Gesellschaft NordEnergie (die drei Hauptträger sind die Gemeinden Ettelbrück und Diekirch sowie die Firma Enovos) plant zusammen mit der 2001 gegründeten „Société luxembourgeoise des énergies renouvelables S.A.“ (Soler), an der SEO („Société électrique de l’Our S.A.“) und Enovos Luxembourg S.A. jeweils zur Hälfte beteiligt sind, den Bau des „Windpark NordEnergie“. Vorgesehen ist ein Windrad in der Nähe von Karelshof (zu dem es bis jetzt keinen Widerstand gab), ein zweites, mit einer Gesamthöhe von 230 Metern, soll „auf dem Hasenbach“ nahe Bürden errichtet werden. Dieses Terrain gehört zur Nachbargemeinde Ettelbrück, liegt aber nur 200 Meter von der Gemeindegrenze zu Bürden entfernt.

Neben dem gigantischen Ausmaß dieser Anlage und der minimalen Entfernung zur Ortschaft stellen die Einwohner Bürdens auch die Vorgehensweise der Betreibergesellschaft und der Gemeinde Ettelbrück an den Pranger, die über die Köpfe der Einwohner hinweg diese Windkraftanlage planen und errichten wollen.
Das bereits in den vergangenen Sommermonaten laufende Genehmigungsverfahren musste aber nun wegen eines Formfehlers erneuert werden, dazu gehört auch die Anhörung der Reklamanten. Und die traten Ende August im Ettelbrücker Rathaus an und unterbreiteten dem Zweiten Schöffen Paul Solvi (CSV) und dem Gemeindesekretär André Nicolay einen umfangreichen Katalog an offenstehenden Fragen, und das nicht allein in Bezug auf den Infraschall, den Schattenwurf und den doch hohen Geräuschpegel der geplanten Windkraftanlage (WKA).

Am 14. September tagte der Ettelbrücker Gemeinderat. Auf der Tagesordnung stand als letzter Punkt eine Motion des grünen Oppositionsrates Abbes Jacoby zum Thema WKA Bürden. Neben den mehr technischen Punkten ging das Ratsmitglied aber auch auf den kollateralen Schaden ein, der dieses Vorhaben mit sich bringe. Das undemokratische Vorgehen der Betreibergesellschaft und der Ettelbrücker Gemeindeführung würde die Fusionspläne der fünf Nordstadtgemeinden Schieren, Ettelbrück, Erpeldingen/Sauer, Diekirch und Bettendorf arg in Bedrängnis bringen. Auf die Frage, warum die Bürger und auch die betroffene Gemeinde Erpeldingen/Sauer nicht von Anfang an in die Diskussionen um diese WKA miteinbezogen wurden, gab und gibt es auch bis dato keine Antwort.

Verpasste Gelegenheit

„Was passiert denn nun mit dem alternativen Standort für dieses Windrad, das die Gemeinde Erpeldingen/Sauer vor Wochen vorgeschlagen hat? Wird dieser von der Betreibergesellschaft nun auf die Machbarkeit hin geprüft?“ wollte Jacoby am 14. September u.a. wissen. CSV-Bürgermeister Jean-Paul Schaaf konterte: „Wir hatten noch keine Zeit, uns mit der Betreibergesellschaft zu treffen.“

Obschon die CSV-LSAP-Mehrheit, bis auf einige wenige Punkte, laut eigenen Aussagen mit der oben erwähnten Motion hätte leben können, wurde sie mit den neun Stimmen der Mehrheit gegen die vier der „déi gréng“- und DP-Opposition verworfen. In diesem Antrag wurde u.a. verlangt, man solle die Genehmigungsprozedur für das Projekt WKA Bürden stoppen, um so genügend Zeit für fundierte, zusätzliche Studien zum Standort und zur Anlage sowie zum alternativen Vorschlag der Gemeinde Erpeldingen/Sauer zu haben. Bürgermeister Schaaf stellte aber eine Motion seitens des Schöffenrates für die nächste Gemeinderatssitzung in Aussicht. Man werde sich dabei größtenteils auf der an dem Tag verworfenen Motion der Opposition stützen, kleinere Änderungen ausgenommen.

Aufgebrachte Bürger aus Bürden, die die Haltung und die Aussagen des Ettelbrücker Bürgermeisters lediglich mit einem Kopfschütteln quittieren konnten, waren der Meinung, dass Schaaf eine gute Gelegenheit verpasst hatte, um zu beweisen, dass er die Beanstandungen der betroffenen Bürger, unter denen sich auch Einwohner der Ortschaft Warken (Gemeinde Ettelbrück) befinden, gehört sowie verstanden hat und sie auch ernst nimmt.
Apropos Genehmigungsprozedur: Das Gutachten, das der Ettelbrücker CSV-LSAP-Schöffenrat zusammen mit den Einwänden der besorgten Bürger an das zuständige Ministerium einreichte, liegt bis heute nicht einmal den Gemeinderatsmitgliedern vor …!

Keine neue Motion

Die nächste Gemeinderatssitzung fand Mitte Oktober statt, doch wer auf die vom Bürgermeister am 14. September in Aussicht gestellte Motion des Schöffenrates schielte, wartete umsonst. Da war nichts und da kam nichts. Die Begründung lautete: Da man den Antrag der Opposition am 14. September mehrheitlich und komplett abgelehnt habe, hätte sich eine neue Motion erübrigt.

„Warum überraschte uns das nicht …?“, so Oppositionsrat Abbes Jacoby am Dienstag auf unsere Anfrage hin. „Am 24. November soll die nächste Gemeinderatssitzung stattfinden, doch auch hier wird das Thema WKA Bürden wohl nicht auf der Tagesordnung stehen. Dabei ist dieses Projekt in aller Munde, das hat man nämlich auch bei den vom 8. bis zum 21. Oktober stattgefundenen Bürgerforen im Rahmen der geplanten Fusion der fünf Nordstadtgemeinden Bettendorf, Diekirch, Erpeldingen an der Sauer, Ettelbrück und Schieren gemerkt.“

Was den alternativen Standort der Gemeinde Erpeldingen/Sauer auf „Fridhaff“ anbelangt, sollen sich laut unseren Informationen Verantwortliche von Soler vor Kurzem zu Gesprächen mit dem Erpeldinger Gemeinderat getroffen haben. Auf unsere Anfrage hin bestätigte Bürgermeister Claude Gleis am Dienstag dieses, wie er sagte, „informelle Treffen“. „Es gab einen Informationsaustausch, doch mehr kann und will ich zu diesem Moment dazu nicht sagen“, so Gleis. Er ließ jedoch durchblicken, dass Soler einerseits den alternativen Standort auf seine Machbarkeit hin studieren will, andererseits wolle die Gesellschaft aber mit den Planungen betreffend den Standort Bürden fortfahren, solange kein definitives Nein zu diesem Projekt auf dem Tisch liegen würde.

Viel Diskussionsstoff

Wie erwähnt gab es sowohl in den Gemeinderatssitzungen in Ettelbrück und Diekirch als auch in den Bürgerforen zur geplanten Fusion der Nordstadtgemeinden (alle, mit Ausnahme von Colmar-Berg) auch viele Diskussionen um das WKA-Projekt in Bürden. Auch wenn diese Versammlungen nur sehr dürftig besucht waren, schlecht verdaut wurde seitens anwesender Bürger mancherorts vor allem die Vorgehensweise der Ettelbrücker Gemeindeführung. „Wie sollen wir ernsthaft an eine Fusion der zwei großen und der drei kleineren Nordstadtgemeinden denken, wo wir jetzt bereits erfahren konnten, wie die großen mit den kleinen umspringen?“, so Stimmen aus dem Plenum.

Auf unsere Anfrage sagte Yves Wallers, Sprecher der Bürgergruppierung aus Bürden, die sich gegen die Windkraftanlage wehrt, am Dienstag Folgendes: „Wir sind dabei, uns juristisch beraten zu lassen und uns breiter aufzustellen. Mehr möchte ich dazu zum heutigen Zeitpunkt nicht sagen, da in den nächsten Tagen noch wichtige Entscheidungen ausstehen. Wir wollen jedenfalls alle verfügbaren Möglichkeiten ausschöpfen.“

Fuchsberger
12. November 2020 - 14.28

@Miette "Alle wollen grünen Strom, keiner will die „Windmühlen“ in seiner Nähe. Was nun?" Ignorieren wir diese Sorte einfach. Ob sie jetzt zu siebt oder bloß zu zweit sind beim Demonstrieren.

Miette
11. November 2020 - 22.19

Alle wollen grünen Strom, keiner will die "Windmühlen" in seiner Nähe. Was nun?

verviers
11. November 2020 - 19.33

"Das Seilziehen geht weiter " Nein, die Meckerer die ziehen, aber der Gegner hat das Seil längst an einem Stahlpfosten befestigt.

Jemp
11. November 2020 - 16.54

Es stellt sich die Frage, ob es überhaupt noch Plätze im Land gibt, die für ein Windrad in Frage kommen und gleichzeitig mehr als 700m vom nächsten Haus entfernt sind.