Alle Augen auf EuropaWie wir uns aus den Corona-Maßnahmen herausschälen – Beispiele aus zehn Ländern

Alle Augen auf Europa / Wie wir uns aus den Corona-Maßnahmen herausschälen – Beispiele aus zehn Ländern
Ein Paar mit Kinderwagen in Rom: In vielen Staaten der EU treten erste Lockerungen aus den Corona-Maßnahmen in Kraft, doch die Sorge vor neuen Ansteckungswellen bleibt groß  Foto: AFP/Vincenzo Pinto

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

In den meisten Staaten Europas herrscht seit rund vier Wochen Stillstand. Die Menschen müssen zu Hause bleiben, die Wirtschaft ist abgewürgt. Nun gibt es die ersten Versuche, die in der Corona-Krise getroffenen Maßnahmen zur besseren Kontrolle der Pandemie zu lockern. Zehn Beispiele aus EU-Europa.

In Frankreich geht eine Frau an einem Banner vorbei, das jenen dankt, die in dieser Krise arbeiten müssen
In Frankreich geht eine Frau an einem Banner vorbei, das jenen dankt, die in dieser Krise arbeiten müssen Foto: AFP/Franck Fife

Frankreich musste bislang fast 15.000 Covid-19-Todesfälle verzeichnen. Am Montagabend kündigte Präsident Emmanuel Macron die Verlängerung der Maßnahmen, einschließlich der strengen Ausgehregeln, bis zum 11. Mai an. Anschließend sollen Krippen, Kindergärten und Schulen nach und nach öffnen. Universitäten müssen weiterhin auf Onlinekurse zurückgreifen. Cafés, Restaurants und Kinos bleiben geschlossen. Der genaue Plan, wie Frankreich aus dem Lockdown geführt wird, soll in zwei Wochen vorliegen.

Etwas Sport im Freien blieb in Deutschland größtenteils erlaubt – vorausgesetzt, der Abstand zu den anderen stimmt
Etwas Sport im Freien blieb in Deutschland größtenteils erlaubt – vorausgesetzt, der Abstand zu den anderen stimmt Foto: AFP/Thomas Kienzle

Deutschland geht in der Corona-Krise einen ersten vorsichtigen Lockerungsschritt. Bund und Länder verständigten sich am Mittwoch darauf, dass etwa Einzelhandelsgeschäfte bis zu 800 Quadratmeter Verkaufsfläche unter strengen Hygieneauflagen wieder ab kommender Woche öffnen können. Die Schulen sollen ab dem 4. Mai für die jeweiligen Abschlussklassen geöffnet werden können. Die Kontakt- und Reisebeschränkungen sollen aber bis zum 3. Mai aufrecht erhalten werden, wird in dem gemeinsamen Beschluss betont.

Erschöpft vom Dienst auf der Covid-Station: Belgien hat trotz seines strengen Lockdowns schwer zu kämpfen mit den Folgen der Pandemie
Erschöpft vom Dienst auf der Covid-Station: Belgien hat trotz seines strengen Lockdowns schwer zu kämpfen mit den Folgen der Pandemie Foto: AFP/Aris Oikonomou

In Belgien hat das für die Corona-Krise zusammengestellte Expertengremium am Dienstag sein Strategiepapier für eine Lockerung der Maßnahmen der Regierung um Premierministerin Sophie Wilmès vorgelegt. Nach der Zusammenkunft des Nationalen Sicherheitsrats am Mittwoch wurde eine Verlängerung der allermeisten Maßnahmen bis zum 3. Mai verkündet. Die Belgier dürfen ab kommendem Wochenende allerdings wieder in die Recyclingcenter oder in den Baumarkt. Belgien ist schwer von der Pandemie getroffen und verzeichnete zuletzt um die 300 Todesopfer pro Tag.

In den Niederlanden warnen Drohnen, wenn das Social Distancing nicht beachtet wird
In den Niederlanden warnen Drohnen, wenn das Social Distancing nicht beachtet wird Foto: AFP/Marcel van Hoorn

Die Niederlande haben sich für einen Mittelweg entschieden zwischen europäischen Lockdown-Vorbildern und dem schwedischen Streben nach einer schnellen Herdenimmunität. So sind Schulen geschlossen, Bars und Coffeeshops ebenso. Auch Friseure und Schönheitsinstitute mussten wegen des direkten Körperkontakts zusperren. Die meisten anderen Geschäfte aber blieben offen. Den Menschen wurde geraten, daheim zu bleiben, es wurde ihnen aber nicht aufgezwungen. Die aktuell geltenden Maßnahmen sind vorerst bis zum 28. April in Kraft.

In Irland fing es damit an, dass die Feiern zum St. Patrick’s Day abgesagt wurden – auch jetzt zögert die Republik, die Maßnahmen zu lockern 
In Irland fing es damit an, dass die Feiern zum St. Patrick’s Day abgesagt wurden – auch jetzt zögert die Republik, die Maßnahmen zu lockern  Foto: AFP/Paul Faith

Die Republik Irland will frühestens am 5. Mai erste Lockerungen einführen. Seit Mitte März sind Schulen geschlossen und es gelten strenge Ausgangsregeln. Sogar die Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag Saint Patrick’s Day am 17. März mussten abgesagt werden. Über 70-Jährige sollen, sofern es möglich ist, ihr Daheim gar nicht mehr verlassen. Die allermeisten Geschäfte bleiben geschlossen und man darf sich (bis auf wenige Ausnahmen) nicht mehr als zwei Kilometer von seinem Wohnort entfernen. Die irische Regierung hat angekündigt, sich die Lockerungen in anderen EU-Staaten genau anzuschauen und gegebenenfalls deren Beispielen zu folgen.

In Österreich darf man seit Dienstag wieder in kleinere Geschäfte und in Baumärkte, wo der Andrang besonders groß war
In Österreich darf man seit Dienstag wieder in kleinere Geschäfte und in Baumärkte, wo der Andrang besonders groß war Foto: AFP/Erich Spiess

In Österreich haben seit Montag Baumärkte wieder geöffnet. Ebenso alle anderen Geschäfte mit einer Gesamtfläche von unter 400 Quadratmetern. Aber es gelten strenge Regeln. Alle müssen einen Mund-und-Nasen-Schutz tragen und es darf nur ein Kunde pro 20 Quadratmeter das Geschäft betreten. Der Ansturm auf die Baumärkte am Dienstag war riesig. Österreichs Regierung betont jedoch, der Ausstieg aus den Maßnahmen werde der Bevölkerung noch viel Geduld abverlangen. Viel Gewicht wird in der Alpenrepublik auf Tests sowie auf eine App gelegt, die Kontakte zurückverfolgen und die Infektionsketten so unterbrechen soll. Aus Regierungskreisen ging bereits eine Empfehlung heraus, diesen Sommer Urlaub im eigenen Land zu machen.

In Dänemark dürfen – wie hier zu sehen auf einem Foto aus Kopenhagen – kleinere Kinder seit Mittwoch wieder zur Schule
In Dänemark dürfen – wie hier zu sehen auf einem Foto aus Kopenhagen – kleinere Kinder seit Mittwoch wieder zur Schule Foto: AFP/Ólafur Steinar Gestsson

In Dänemark sind seit diesem Mittwoch sowohl Tagesstätten wie Grundschulen wieder offen. Es ist das erste Land Europas, das diesen Schritt geht. Zusammenkünfte von mehr als zehn Personen bleiben in Dänemark weiterhin untersagt, Cafés, Restaurants und die allermeisten Geschäfte bleiben geschlossen.

Arbeitsweg mit Maske: In Spanien wurden am Montag einige Bereiche der Wirtschaft wieder geöffnet
Arbeitsweg mit Maske: In Spanien wurden am Montag einige Bereiche der Wirtschaft wieder geöffnet Foto: AFP/Javier Sorano

In Spanien sind die strikten Ausgehbeschränkungen am Montag etwas gelockert worden. Seit zwei Wochen durften nur jene in unverzichtbaren Bereichen zur Arbeit, seit Montag aber sollen vor allem Fabrik- und Bauarbeiter wieder antreten. Wer aber von daheim arbeiten kann, soll das weiterhin tun. Die strenge Ausgehsperre, die seit Mitte März gilt, bleibt von dieser Lockerung abgesehen mindestens bis zum 25. April bestehen.

Neues Leben in Rom: In Italien dürfen seit Dienstag unter anderem Kinderbekleidungsläden wieder Kunden empfangen
Neues Leben in Rom: In Italien dürfen seit Dienstag unter anderem Kinderbekleidungsläden wieder Kunden empfangen Foto: AFP/Tiziana Fabi

In Italien dürfen seit Dienstag verschiedene Geschäfte wieder öffnen. Dazu gehören Waschsalons und -automaten, Geschäfte für Kinderkleidung, Schreibwaren- und Buchläden. Doch jede Region kann selber verfügen, wann auch diese Geschäfte wieder aufsperren dürfen. Auch verschiedene Industriezweige haben seit Dienstag wieder den Betrieb aufgenommen. Die strengen Maßnahmen dürften ansonsten mindestens bis zum 4. Mai bestehen bleiben.

Schweden geht einen Sonderweg, kämpft aber schwer mit der neuen Lungenkrankheit
Schweden geht einen Sonderweg, kämpft aber schwer mit der neuen Lungenkrankheit Foto: AFP/Jonathan Nackstrand

Obwohl Schweden nicht weniger Probleme mit Covid-19 hat, blieb bislang fast alles geöffnet: Geschäfte aller Art sowie Einkaufszentren, Cafés, Bars, Fitnessstudios, kleinere Clubs, Büros, Kindergärten, Schulen bis zur neunten Klasse und sogar einige Kinos. Selbst Ansammlungen von 500 und dann 50 Leuten blieben erlaubt. Die kritischen Stimmen aus dem Ausland und auch aus Schweden selber bleiben derweil zahlreich.