LSAP EschWie Spitzenkandidat Steve Faltz den Bürgermeisterstuhl zurückerobern will

LSAP Esch / Wie Spitzenkandidat Steve Faltz den Bürgermeisterstuhl zurückerobern will
Steve Faltz ist bereit, Verantwortung für Esch zu übernehmen  Foto: Editpress/Julien Garroy

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Ein politisch eher unbeschriebenes Blatt ist Steve Faltz. Der 49-jährige Ingenieur geht als Spitzenkandidat in die Gemeindewahlen und will für die LSAP den Bürgermeisterposten zurückerobern.  

Tageblatt: Die LSAP hat auf der außerordentlichen Generalversammlung der Sektion als erste Escher Partei ihre Kandidaten für die Gemeindewahlen 2023 verabschiedet. Mit einer runderneuerten Mannschaft soll die Wahlniederlage von 2017 vergessen gemacht werden. Wie schwer war es, die Liste zusammenzustellen?  

Steve Faltz: Ich bin sehr stolz auf die Liste, denn sie ist durch einen Prozess entstanden, der 2020 begann. Damals habe ich die Präsidentschaft der Escher Sektion von Taina Bofferding übernommen. Viele reden nur vom Neuanfang, wir haben ihn gewagt. Gerade wenn eine Partei wie die LSAP mit einem männlichen Spitzenkandidaten antritt, ist die Parität wichtig. Wir haben zehn starke Kandidatinnen und neun starke Kandidaten. Die Liste hat ein Durchschnittsalter von 41 Jahren, jede Generation ist vertreten. Aber auch die verschiedenen Gemeinschaften. Esch ist ein Schmelztiegel unterschiedlichster Kulturen und wir wollen die Sorgen aller Menschen hier verstehen, um Lösungen anzubieten. Daher sind wir auch in dem Sinne breit aufgestellt. Im Erneuerungsprozess sind die Kandidaten in vielen Gesprächen nach dem Motto „hëllef eis, ze hëllefen“ zu uns gestoßen. Da wir zum Beispiel wichtige Akzente in puncto Schulpolitik setzen wollen, haben wir mit einer Psychologin, einer spezialisierten Lehrerin, zwei Lyzeums-Lehrern und einem Verwalter in der Schulorganisation das volle Spektrum möglicher Kompetenzen abgedeckt, um allen Escher Schülern die gleiche Chance auf eine gute schulische Entwicklung zu geben. In dieser Hinsicht ist in den letzten Jahren komplett versagt worden. „Dat soen net ech, mee d’Leit um Terrain.“ Es ist skandalös, dass die Schulen in Esch weniger gut ausgerüstet und aufgestellt sind als die in Luxemburg-Stadt oder sogar in Differdingen. 

Es ist skandalös, dass die Schulen in Esch weniger gut ausgerüstet und aufgestellt sind als die in Luxemburg-Stadt oder sogar in Differdingen

Eine Zeit lang wurde über eine LSAP-Doppelspitze für die Wahlen spekuliert. Warum kam es nicht dazu?

Anfänglich wurden natürlich viele Möglichkeiten diskutiert. Am Ende hat sich die Wahlkommission um Henri Hinterscheid für diese Liste entschieden, die auch auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung mit 100 Prozent der Stimmen angenommen wurde. Ich glaube, dass für die Wahlkommission bei einer Kandidatenliste, auf der zehn von 19 Kandidaten Frauen sind, die Parität sichergestellt war und sie einen Bürgermeisterkandidaten ins Rennen schicken wollte.

Sie sind politisch ein eher unbeschriebenes Blatt. Ist ihre politische Unerfahrenheit kein Nachteil, wenn man die Ambition hat, den Bürgermeisterposten wiederzuerobern?

Ich glaube, es gibt nur wenige Menschen, die Esch so gut kennen wie ich. Ich bin hier geboren, aufgewachsen und war über zwölf Jahre Straßenbauingenieur bei der Gemeinde. Da musste ich zwischen vielen kommunalen Diensten vermitteln. Eine so lange Zeit für Esch und seine Bewohner gearbeitet zu haben, ist eine überaus relevante Erfahrung, die die wenigsten Kandidaten der anderen Parteien aufweisen können. Ich liebe meine Stadt und habe oft genug mit den Bürgern über Bauvorhaben diskutiert und stand im Parka und mit schwerem Schuhwerk auf unseren Baustellen, nicht bloß um Bändchen durchzuschneiden. „Ech sinn e Mann vum Terrain.“ Wenn nun einige vielleicht sagen, mir fehle es an politischer Erfahrung, dann sage ich zum Teil ja. Aber nur ja, was politische Polemik und Machtspielchen angeht, also ja, was die sogenannte „politique politicienne“ betrifft. Aber die Menschen erwarten konkrete Arbeit und Lösungen für ihre Belange und Probleme. Nach sechs Jahren sind die Escher Bürger der politischen Spielchen überdrüssig. Da kann ich dann definitiv mit meiner konkreten Erfahrung in Esch punkten und dienen. Und auf unserer Liste finden sich außerdem mit Jean Tonnar und den anderen austretenden Gemeinderäten (Mike Hansen, Stéphane Biwer, Joëlle Pizzaferri und Ben Funck; Anm. d. Red.) genug erfahrene Gemeindepolitiker.

Die 19 Kandidaten der LSAP Esch für die Gemeindewahlen 2023
Die 19 Kandidaten der LSAP Esch für die Gemeindewahlen 2023 Foto: LSAP Esch

Polemik und Machtspiele wird es also unter dem Spitzenkandidaten Steve Faltz nicht geben?

Wenn wir in Esch weiterkommen wollen, dann müssen wir aufhören, einen Keil in die Gesellschaft zu treiben. Das geschieht momentan. Ich bin bereit, Verantwortung zu übernehmen, auch in schweren Momenten. Ich bin ein Teamplayer, spiele seit 30 Jahren Volleyball in den Escher Farben. Der Sport hat mir viele Werte vermittelt. Ich weiß, was es bedeutet, ein Team aufs Spielfeld zu führen. Gleichzeitig bin ich nicht beratungsresistent und kann Kritik im Sinne von Verbesserungen nutzen. Und ich suche die Schuld nicht permanent bei anderen. Wie auch immer, wir werden als Team alles im Wahlkampf geben, damit wir die Chance vom Wähler erhalten, unsere Vorstellungen dann auch im Rahmen einer neuen, fortschrittlichen Koalition umzusetzen.

Wie könnte diese fortschrittliche Koalition aussehen? In einem „Land“-Interview hielten sie sich bedeckt, was zukünftige Partner angeht. 

Es ist schon etwas erstaunlich, dass diese Diskussion zu diesem sehr frühen Zeitpunkt von einigen Journalisten aus wahltaktischen Gründen lanciert wird. Es wurde in besagtem Interview keine Koalitionsaussage gemacht, auch nicht „hinter vorgehaltener Hand“. Es ist hingegen völlig klar, dass die Escher LSAP 2023 antritt, um einen Auftrag zu erhalten, eine fortschrittliche Koalition für Esch zu bilden. Wenn wir das erreichen, sind die Programme von möglichen Koalitionspartnern für uns entscheidend. Wenn ich die reaktionäre und rückwärtsgewandte Politik von Georges Mischo in den letzten Jahren analysiere, so scheint es mir doch unmöglich, dass er Teil einer solchen Koalition sein könnte. Übrigens sind sogenannte „große Koalitionen“ sehr oft weder Fleisch noch Fisch und zeichnen sich zumeist dadurch aus, dass sich die Koalitionäre gegenseitig neutralisieren. Eine solche Politik braucht Esch nicht, wir wollen eine klar fortschrittliche Richtung vorgeben, um Esch wieder nach vorne zu bringen. Wir werden die Partner zum gegebenen Zeitpunkt auch finden, da bin ich mir sicher. Esch und seine Bürger sind es wert. Wir waren hier in Esch so oft gesellschaftlicher Vorreiter und müssen es wieder werden.

Es geht darum, unnötige Polarisierung, politische Ränkespiele und Egotrips zu beenden und Esch zu einer modernen, sozialen und nachhaltigen Modellstadt zu machen

Aber es ist schon klar, dass sie antreten, um Bürgermeister zu werden?

Natürlich tritt man als Spitzenkandidat der Escher LSAP an, um Bürgermeister zu werden. Alles andere wäre nicht ehrlich. Ich möchte zusammen mit unserem starken Team die Gestaltung von Esch bestimmen können. Es geht darum, unnötige Polarisierung, politische Ränkespiele und Egotrips zu beenden und Esch zu einer modernen, sozialen und nachhaltigen Modellstadt zu machen. Wir müssen das ungeheure Potenzial dieser Stadt endlich im Sinne der Bürger nutzen. Weil diese Aufgabe mir so wichtig ist, kann ich bereits heute verbindlich sagen, dass ich unter keinen Umständen auf die Liste der LSAP für die Parlamentswahlen will. Ich glaube, dass die Herausforderungen meiner Stadt die ganze Kraft, Aufmerksamkeit und das volle Engagement eines Bürgermeisters verlangen. 

Die Schulpolitik ist also ein Schwerpunkt der LSAP für die Gemeindewahlen 2023. Wo sind die anderen?

Die Stadtentwicklung ist mir wichtig. Es geht darum, mehr Raum für die Menschen zu schaffen. Eine Stadt des Zusammenlebens, wie es beispielsweise in Wien vorgemacht wird. Nicht umsonst habe ich mittlerweile gute persönlich Kontakte zur Wiener SPÖ, die uns hier besucht hat. Esch muss ein Motor des Wohnraums für alle gesellschaftlichen Schichten werden, bereits versiegelte Flächen müssen aufgebrochen und begrünt werden. Die Infrastruktur muss im Sinne einer intelligenten Mobilität umgestaltet werden. Hier arbeiten wir bereits an einem neuen Konzept. Und natürlich müssen Arbeitsplätze geschaffen werden. Ich werde gegenüber dem Wirtschaftsministerium Vorschläge machen, damit die Escher Betriebe nicht vergessen werden. Daneben müssen lokale Geschäftsleute mehr unterstützt werden, sei es mit Maßnahmen in der Logistik oder spezifischer Unterstützung von jungen oder neuen Geschäftsideen. „Claire“ ist, sieht man einmal vom Pop-up-Store ab, nicht mehr als Make-up. Und in der Wohnungspolitik hat die Gemeinde genug Hebel, ein wichtiger Akteur zu sein. 

In Esch kursieren Videos mit wilden Prügeleien unter Schülern, Bürgermeister Georges Mischo hat ein neues Sicherheitskonzept mit verstärktem Einsatz von Überwachungskameras angekündigt. Wie sehen Sie die Sicherheitsdebatte?

Man muss das Sicherheitsgefühl der Bürger sehr ernst nehmen, auch hier arbeiten wir an konkreten Maßnahmen, die weit über die übliche Kameradiskussion hinausgehen. Dazu gehören sowohl präventive, soziale als auch repressive Maßnahmen. Das Thema sollte unbedingt mit enger Bürgerbeteiligung zusammen mit allen Protagonisten angegangen werden, um den Respekt und die Aufmerksamkeit untereinander zu stärken. So kann es zu weniger gesellschaftlichen Spannungen und demnach weniger Kriminalität kommen. Mein Vater war 40 Jahre lang ein überaus beliebter Polizist in Esch, ich kenne diese Diskussion, seit ich denken kann. Ich habe jedenfalls keine Angst, alle wichtigen Themen anzugehen und konkrete Lösungen umzusetzen.

Das ist Steve Faltz

Steve Faltz führt die LSAP-Kandidatenliste für die Gemeindeahlen am 11. Juni 2023 an. Die LSAP ist die erste der Escher Parteien, die ihre Kandidaten vorgestellt hat. Der am 8. Mai 1973 in Lallingen geborene Faltz ist Bauingenieur und arbeitete zwölf Jahre als Straßenbauingenieur bei der Escher Gemeinde, ehe er 2019 in das Sportministerium wechselte, wo er für die Infrastruktur verantwortlich ist. Seit 2020 ist Faltz Präsident der Escher LSAP-Sektion.
Der 49-Jährige ist verheiratet und organisiert in seinem Wohnviertel Dellhéicht jedes Jahr das Nachbarschaftsfest. Zudem ist er Präsident des Escher Volleyballclubs und somit Veranstalter der „Luxembourg Beach Open“. Auch gehört Faltz dem Vorstand der Velo-Union Esch an, die jedes Jahr die Flèche du Sud ausrichtet. Als Hobby-Imker produziert er den Stadthonig „HunnEsch“. Seine politischen Schwerpunktthemen sind die Mobilität und die Stadtentwicklung. (P.M.)

Steve Faltz: „Ich habe keine Angst, alle wichtigen Themen anzugehen und konkrete Lösungen umzusetzen“
Steve Faltz: „Ich habe keine Angst, alle wichtigen Themen anzugehen und konkrete Lösungen umzusetzen“ Foto: Editpress/Julien Garroy

Escher
12. Dezember 2022 - 8.44

@ Tony Sauf erreur de ma part wunnt den Här Dax net mei zu Esch. Hien ass jo och aus dem Gemengerot zereckgetruden. Datt d'Madame Braz net bei de Grengen op der Lescht well sen versteet sech jo awer gutt nodeem wei di Partei mat hierem Papp emgangen as no sengem Incident. an et ass jo e "clevere" Schachzug vun der LSAP well de Numm Braz jo awer bestemmt puer Stemme unzitt.

Tony
10. Dezember 2022 - 9.34

Firwaat ass d’Lisa Kersch net op der Lescht, wou ass den Jeff Dax? Firwaat ass daat Griengt Liz Braz op der Lescht? Ech gin net mei eens mat der LSAP an Esch…