Freitag14. November 2025

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EditorialWie soziale Errungenschaften dem Profit geopfert werden

Editorial / Wie soziale Errungenschaften dem Profit geopfert werden
Mit dem Kopf durch die Wand: Arbeitsminister Georges Mischo Foto: Editpress/Julien Garroy

Was tut man, wenn man von allen Seiten Kritik für seine Vorhaben erntet? In sich gehen und reflektieren? Überdenken und im Dialog nach neuen Lösungen suchen? Pustekuchen! Mit dem Kopf durch die Wand. Das wird sich Arbeitsminister Georges Mischo gedacht haben. Am Freitagabend nach dem Regierungsrat erhielten Luxemburgs Arbeitnehmer den Bescheid, dass sie sonntags zur Arbeit erscheinen müssen.

Am Donnerstag beschwerte sich Luxemburgs Premier noch darüber, dass man ihm und seiner Regierung ein kaltes Herz unterstelle. Die Lacher hatte er damit auf seiner Seite. Am Freitag zeigte sich wieder einmal, warum. Da hatte es sich schon wieder ausgelacht. Auf dem Rücken der Arbeitnehmerschaft wird der Luxemburger Sozialdialog ausgehöhlt, der Konsens gebrochen, jahrzehntelange Errungenschaften einfach über den Haufen geworfen. Zumindest einem wird dabei ganz warm ums Herz: dem Patronat.

Die Antwort der Sozialpartner dürfte nicht lange auf sich warten lassen. Wobei von Partnern schon länger keine Rede mehr sein kann. Mit der Ankündigung des Gesetzes zur Sonntagsarbeit endete für die Gewerkschaften eine schlimme Woche mit ernüchternden Ministerterminen zu Kollektivverträgen und Renten. Mischo wollte die Gewerkschaften zu reinen Zuhörern degradieren, diese verließen die Sitzung. Ein ehemaliger Lehrer, der fernab seiner Kernkompetenzen weiter belehren will. Nur hat er es nicht mehr mit Schülern zu tun. Das Dekretieren von oben herab – ob das ewig gut gehen wird?

Unternehmer werden mit den sonntäglichen Öffnungszeiten wohl auf mehr Umsatz hoffen. Wirtschaftliches Wachstum, falls nötig mit der Brechstange. Es ist absehbar konsequent, mit welchen Absichten die Politik versucht, im Rahmen schwieriger wirtschaftlicher Prognosen und schwindender Kaufkraft ein Mehr zu generieren. Und sich der sich immer stärker aufdrängenden systemischen Wachstumsfrage verschließt. Ob die Rechnung aufgehen wird, wird sich zeigen: Längere Öffnungszeiten bedeuten nicht unbedingt mehr Konsum. Vor allem, weil den Verbrauchern mit mehr Öffnungszeiten nicht automatisch mehr Budget zur Verfügung steht.

Und auf dem Altar der Wirtschaftlichkeit wird dann nun auch der Rest an Quality Time geopfert, die man als Resultat jahrzehntelanger Arbeitskämpfe vielleicht noch hatte. Das Wochenende mit der Familie, Kindern, Freundinnen und Freunden verbringen? Das kann man doch getrost auf schulfreie Nachmittage begrenzen. Die Firma Luxemburg hat jetzt auch sonntags geöffnet.

Die Wahlen sind ein gutes Jahr her. Den anfänglich geäußerten Vorwurf der Inaktivität braucht sich die Regierung nicht mehr gefallen zu lassen. Die soziale Dampfwalze hat unter Federführung der CSV Fahrt aufgenommen. Die DP lacht sich ins Fäustchen. Ihre Klientel wird bedient, ohne dass sich Xavier Bettel und Co. die Hände schmutzig machen müssen. Sie lassen andere sonntags arbeiten. In die Kirche geht eh keiner mehr.

Reinertz Barriera Manfred
16. Oktober 2024 - 5.50

Dese Minister ass eben asozial agestallt egal ewei....a waat hien so braddelt!

Plop Poulpy
15. Oktober 2024 - 17.49

MM Grober. Den 4-stellegen Betrag sin a Frangen... LUF... Net Euro. Nodenken !

Grober J-P.
15. Oktober 2024 - 16.35

"einen schönen 4 stelligen Betrag als Plus."
Wow, das nenn ich mal einen Stundenlohn. Könnten Sie mir mal, heimlich, die Adresse dieses Menschenfreundes zustecken, bitte, bitte!

BPat
15. Oktober 2024 - 13.13

Die Ersten die sich beschweren sind jetzt die Erbschleicher die sich Sonntags von Oma ins Restaurant einladen lassen Dass Restaurants Sonntags geöffnet haben scheint ja Keinen der nicht in der Gastro arbeitet zu stören. Übrigens in der Zeit in der ich Sonntags gearbeitet habe hatte ich einen schönen 4 stelligen Betrag als Plus auf meinem Lohnzettel

CG
15. Oktober 2024 - 11.20

@Roger Vollkommen ärer Meenung. Ka sengem Papp Josy Mischo d'Waasser nëtt reechen. Dee war fir d'Leit do an huet sech als Gewerkschaftler fir jiddereen agesaat, egal wéi e politesch gesënnt war..

JUNG LUC
15. Oktober 2024 - 10.55

Haer Mischo pakt an.

Al
15. Oktober 2024 - 10.21

Huet dee Mischo déi lëscht zwanzeg-dresseg Joer um Mound gelieft? Wann net da geet mat him eppes net an e misst sech Suergen machen.

Roger
15. Oktober 2024 - 9.55

Der schwächste und unsympathischste Arbeits-resp. Sportminisiter ever.

Grober J-P.
15. Oktober 2024 - 9.35

Nicht klagen, die mündigen "Wähler" hatten es ja in der Hand, damals...... Hatte man etwa dem "S" in den Parteilogos geglaubt? Vati sagte immer man solle hin und wieder ungläubiger Thomas sein, hat Mutti aber nie bekehrt bekommen, sie hat immer gehofft, wurde immer wieder enttäuscht. Wir werden uns noch wundern, über die Geschenke zu Neujahr. Unser Gaslieferant hat uns gerade heute mal kurz vorgewarnt.
Was ist eigentlich mit den Gewerkschaften los, haben die Probleme mit den "Zähnen", sind Patrick und Nora vielleicht in den Flitterwochen oder weinen am Grab von John?

Hild Charles
15. Oktober 2024 - 7.39

Das haben Sie richtig erkannt und gut beschrieben Herr Wiltgen. Dass die Menschen der CSV ihre christlichen Werte unter den Tisch fallen lassen ist schon sehr lange bekannt. Leider, ja leider mussten wir in den letzten Jahrzehnten aber auch feststellen, wie sehr die Sozialisten ihre soziale Ader missachten sobald sie an der Macht sind. Beide Erfahrungen sind für viele Wähler ein sehr grosses Problem!