Heute bricht der frisch gebackene Großherzog Guillaume mit seinen Groupies zur „feierlech[en] Tournée“ durch Luxemburg auf. Die Inszenierung übernahmen Kulturmenschen, auf dem Programm stehen unter anderem Konzerte. Luxemburg wird zur Bühne, auf der Kultur nicht als kritisches Korrektiv, sondern als schmückendes Beiwerk dient.
Manche sind erfreut, dass Luxemburg sich in globalen sowie nationalen Krisenzeiten eine fette Party zur Krönung seines neuen Monarchen gönnt. Wer das Gegenteil behauptet, gilt dieser Tage gar als Spaßbremse. Zumindest in den Kommentarspalten auf Facebook. Nun gut: Wir feiern die Feste, wie sie fallen – und wir können der Show in der Tat etwas Positives abgewinnen. Das Organisationsteam engagierte lokale Talente. Noch dazu zahlt es ihnen angemessene Gagen. Wobei wir das nur erahnen können (jemand hat gepetzt!). Offiziell weiß angeblich kein Mensch, was die Mega-Kultur-Sause kostet.
Wir nehmen es der Szene auch nicht übel, dass sie mitspielt und sich vor dem „Haff“ verneigt. Es ist nur eine Schande, dass sich einige dazu gezwungen fühlen. Viele freie Kulturschaffende in Luxemburg verdienen den Mindestlohn oder weniger. Oft leben sie in prekären Verhältnissen, müssen einem Zweitjob nachgehen, um über die Runden zu kommen. Aufträge dieser Größenordnung sind rar. Die Sichtbarkeit, die damit einhergeht, auch.
Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Wertschätzung der Kultur im politischen Alltagsgeschäft zu wünschen übrig lässt. Zwar treten durch die Umsetzung des Kulturentwicklungsplans 2018-2028 zahlreiche Maßnahmen in Kraft, die dem Sektor zugutekommen, aber: Das Budget des Kulturministeriums liegt weiterhin unter einem Prozent des Staatshaushaltes. Damit fällt es 2025 in die „Top 5“ der Ministerien mit den niedrigsten finanziellen Mitteln. Der Einsatz dieser Gelder ist oft Diskussionsthema im Austausch mit der Kreativbranche. Es wird beispielsweise regelmäßig bedauert, dass wenig Geld in die freie Kreation fließt.
Genau deshalb ist es tragisch, dass die Kulturszene jetzt auf die 360-Grad Bühne gehievt wird und brav performen soll. Nation Branding oblige! Das Organisationsteam betonte mehrfach: Die Menschen sollen heute Spaß haben. Eine differenzierte Auseinandersetzung mit der Monarchie sei dabei fehl am Platz. Es ist symbolträchtig, dass ausgerechnet die Tramhaltestelle „Theater“ in Luxemburg-Stadt temporär in „Trounwiessel“ umbenannt wurde. So verkommt die Kultur beim Thronwechsel zur Kulisse eines nationalen Musical-Märchens, das aus der Feder von Walt Disney stammen könnte. Was dabei abhandenkommt: Die Fähigkeit der Kultur, zu stören, Missstände zu hinterfragen, festgefahrene Verhaltensmuster und Denkweisen zu dekonstruieren.
Dass sich kritische Kunst und öffentliche Veranstaltungen durchaus ergänzen können, zeigte sich jüngst bei der Vergabe der „Lëtzebuerger Bünepräisser“. Der luxemburgische Autor Samuel Hamen wurde mit der Inszenierung beauftragt und teilte aus: Er ließ kein gutes Haar an dem anwesenden Kulturminister Eric Thill (DP) und ging hart mit der luxemburgischen Kulturszene ins Gericht. Ein paar Jokes gingen zu weit, mit anderen traf Hamen voll ins Schwarze.
Und was ist nun die „Moral von der Geschicht’“? Die luxemburgischen Staatsführenden müssen ihr Kulturverständnis überdenken. Kunst braucht Freiraum, auch wenn die Kameras abziehen und die internationalen Gäste im Flieger zur nächsten Großveranstaltung sitzen. Sie beginnt dort, wo politisches Getue endet.
De Maart

All Geleegenheet ze notzen fir ze knadderen, ass an dësem Kontext kaum ubruecht!