Wer hat den höchsten Wolkenkratzer in Afrika? 

Wer hat den höchsten Wolkenkratzer in Afrika? 
So soll der künftige höchste Wolkenkratzer in Rabat, Marokko, einmal aussehen Montage: Tageblatt

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Seit seiner Fertigstellung im Jahr 1973 gilt das Carlton Centre in Johannisburg (Südafrika) als höchster Wolkenkratzer Afrikas. Doch um diesen Titel ist ein Wettbewerb entbrannt. Gleich mehrere Städte preschen mit Plänen nach vorn. Der wahrscheinliche Thronfolger befindet sich in der marokkanischen Stadt Rabat. Ein Luxemburger Unternehmen ist am Bau beteiligt.

Satte 252 Meter soll er hoch werden, der neue Turm in der marokkanischen Hauptstadt. Damit wird er das Carlton Centre in Südafrika (223 Meter) deutlich unter sich lassen. Benannt ist die künftige Nummer eins auf dem Kontinent nach dem aktuellen König Mohammed VI.

Vorgesehen in dem Prestigebau in Rabat sind 55 Stockwerke mit Büros, Wohnungen und einem Hotel sowie ein vierstöckiges Observatorium. Hinter dem Bauprojekt steht die BMCE („Banque marocaine du commerce extérieur“). Architekt ist der Spanier Rafael de La-Hoz.

Zum Vergleich: Der neue dritte Turm des Europäischen Gerichtshofes auf Kirchberg hat eine Höhe von 115 Metern, eine Fläche von 56.000 m2 und zählt 30 Stockwerke.

Dass ein luxemburgisches Unternehmen am Bau beteiligt ist, ist eigentlich dem Zufall zu verdanken. Das Projekt hätte bereits drei Jahre früher beginnen sollen. Damals hatte ein chinesisches Unternehmen die Ausschreibung hierfür gewonnen. “Das hat jedoch nicht geklappt”, erzählt Dan Kohnen vom Unternehmen SECO aus Leudelingen. Danach übernahm die belgische Baugruppe Besix das Projekt. “Und die kennen uns und schätzen unsere Fähigkeiten.”

Eine Kooperative aus Belgien

Dan Kohnen ist Geschäftsführer der kleinen Firma SECO Expert, Tochtergesellschaft von SECO. SECO ist eine 1934 in Belgien gegründete Kooperative. In Luxemburg ist sie seit mehr als 30 Jahren mit einer Niederlassung vertreten. Mehrere Tochtergesellschaften kamen hinzu. Die Zahl der Beschäftigten in Luxemburg liegt mittlerweile bei rund 75.

Zu den Mitgliedern der Kooperative zählen vor allem in der Baubranche tätige Unternehmen. Die Aufgabe von SECO ist das Anbieten professioneller sowie unabhängiger Qualitätskontrollen von Bauwerken weltweit. So stellt die Kooperative nach einer eingehenden Analyse eines Gebäudes beispielsweise Zertifikate für Versicherungsunternehmen aus, um zu bezeugen, dass die Konstruktion „nicht einbrechen wird“. Daraufhin können die Versicherer dann, beruhigt, eine Zehn-Jahres-Rückversicherung für das Gebäude ausstellen.

Foto: SECO

Dan Kohnen von SECO Expert aus Leudelingen

Anderen Kunden steht SECO beratend, zur Seite um Qualität und Risiken zu analysieren. Das geht von der Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen über die technische und finanzielle Optimierung bei der Auswahl von Baustoffen bis hin zu Gutachten für Brandsicherheit. Geprüft werden Bauwerke wie Bahnhöfe, Parkhäuser, Tunnel, Windmühlen, Metros, Brücken, Hafenbauten, Staudämme, Büro- und Wohngebäude. 

Jugendherberge in Esch/Alzette

Geprüft hat SECO hierzulande unter anderem die „Maison du savoir“ in Belval, den neuen Sitz von RTL auf Kirchberg, das neue Stadion, den neuen Gebäudekomplex der BGL BNP Paribas auf Kirchberg sowie den Pont Adolphe und die Jugendherberge in Esch/Alzette.

Dan Kohnen ist für internationale Projekte zuständig. Um die Prüfungen durchzuführen, kann er auf die Hilfe der rund 300 Fachexperten der Gruppe, zumeist Ingenieure, zurückgreifen. Auf die ist er stolz: “Unsere Spezialisten müssen über mindestens genauso viel Erfahrung und Fachwissen verfügen wie die Ingenieure, die ihnen gegenübersitzen”, so Kohnen. “Wir suchen und brauchen erfahrene Ingenieure. Selten stellen wir frisch gebackene Uni-Absolventen an.” Eines seiner aktuellen Projekte ist ein riesiges Bürogebäude in Bukarest, Rumänien. Ein weiteres ist ein Hafen in Montevideo, Uruguay.

Illustration: SECO

So soll Afrikas künftig höchster Wolkenkratzer in Rabat, Marokko, einmal aussehen

In Marokko lautet der Auftrag: Kontrolle der Statik. Gegenberechnungen müssen dazu angestellt werden, so Kohnen. Ist der Boden tragfähig? Wie stabil ist der Kern des Gebäudes? Ist die Klimaanlage korrekt bemessen, sodass in den oberen Etagen für den Benutzerkomfort gesorgt ist? Wie steht es um Stahlbau und Fassade? Wurden die Wind- und Erdbebenlasten korrekt angesetzt?

“Wir überprüfen, was die Ingenieurbüros berechnet haben”, erklärt Kohnen. “Dann geben wir grünes Licht – oder auch nicht.” SECO hat eigens für den Turm in Marokko ein dreidimensionales Modell mit einer speziellen Software angefertigt. Insgesamt 12 SECO-Ingenieure arbeiten an dem Projekt. “So etwas schmales und hohes hatten wir bisher noch nicht.” An seiner breitesten Stelle hat der Turm gerade mal einen Umfang von 45 Meter.

14 Meter höher

Doch Rabat ist nicht die einzige Stadt auf dem Kontinent, die den Bau neuer Wolkenkratzer plant. Auch in Abidjan, Hauptstadt der Elfenbeinküste, gibt es Bewegung. Geplant ist dort ein Turm, der 14 Meter höher als der in Rabat werden soll.

Als dies in Marokko bekannt wurde, ließ der König nachfragen, ob es möglich sei, weitere Stockwerke hinzuzufügen. Aber der Bau war bereits zu weit fortgeschritten. Der Wolkenkratzer in Abidjan ist hingegen erst in der Planungsphase. “Den könnte man auch noch auf 300 Meter erhöhen”, so der Sicherheitsexperte.

Beim „Mohammed VI Tower“ laufen die Arbeiten bereits. Wegen des wenig stabilen Bodens mussten als Fundament erst 70 Meter lange Stäbe in die Erde gerammt werden, um das Gebäude fest zu verankern. “Das macht die ganze Konstruktion eigentlich noch viel höher”, schmunzelt Kohnen.

Foto: SECO

Die Arbeiten am Fundament  des Turms laufen bereits

Eigentlich hätte Dan Kohnen nichts dagegen, auch den geplanten Wolkenkratzer in Abidjan genauer unter die Lupe zu nehmen. “Wir versuchen bereits, uns in Abidjan mit lokalen Partnern zu positionieren. Aber noch gibt es keine Ausschreibung“, erklärt er. Zu 100 Prozent gesichert ist das Projekt demnach noch nicht. Dan Kohnen ist aber zuversichtlich, dass der Turm gebaut werden wird.

Ägypten plant groß

Noch viel höher hinaus als in der Elfenbeinküste will man in Ägypten. In einem Projekt pharaonischer Größe ist der Bau einer neuen Hauptstadt in der Wüste, weniger als 50 Kilometer von der Altstadt entfernt, geplant. Als Teil dieses Projekts, der mit Chinas Hilfe umgesetzt werden soll, ist der Bau des Wolkenkratzers „Nilturm“ vorgesehen. Er soll 345 Metern hoch werden.

Bis diese Projekte umgesetzt sind, dürfte also noch etwas Zeit vergehen. Marokko hat somit gute Chancen, sich mit dem Titel für den höchsten Wolkenkratzer des Kontinents schmücken zu dürfen – zumindest für einige Jahre.

LeCze
11. Oktober 2019 - 17.18

Größenwahn kommt vor dem Einsturz

de Prolet
11. Oktober 2019 - 13.08

Das ist doch den Zynismus auf die Spitze getieben. Die Bevölkerung ist am Verhungern und die Unverantwortlichen wettstreiten um den höchsten Turm! Und wer bewohnt diese Wolkenkratzer? Wozu dienen sie? Wem nutzen sie ?

Naiv
11. Oktober 2019 - 9.17

Ganz schéin, et wär besser d'Leit wären net esou arm.

Mënsch
11. Oktober 2019 - 8.50

De marokanesche Kinnég soll emol kucken dass séng Leit eppes ob den Teller kréien amplatz dass se dofiir matt motoriséiereten Nachen mussen iwer t'Mëttelmier fuëren.

Jacques Zeyen
11. Oktober 2019 - 8.49

Derweil ist das hungernde Fußvolk nach Europa unterwegs. Wenn schon investieren,warum nicht in Wasserpumpen,Filteranlagen,Sonnenenergie,Schulen,Familienplanung etc.. Wer hat das größte Hospital in Afrika? Das wäre doch eine Frage.