Die Universität Luxemburg hat am Donnerstagnachmittag auf einer Pressekonferenz Stellung zu einigen schwerwiegenden Anschuldigungen bezogen, die in den vergangenen Tagen in der Presse erschienen sind. Die Antwort der Universität ist wenig souverän: Nebst viel Marketing-Sprech verwies die Führungsebene der Uni vor allem auf die internen Konflikt-Prozeduren – die offensichtlich nur bedingt greifen.
Vergangene Woche berichtete das Tageblatt erstmals von Missständen an der Universität Luxemburg. Eine ehemalige Mitarbeiterin hatte schwere Vorwürfe erhoben: Mobbing, Belästigung und interne Machenschaften innerhalb der Univerwaltung. Alles Anschuldigungen, die ob ihrer Tragweite – die Mitarbeiterin verlor ihren Arbeitsplatz und befindet sich mittlerweile in einem jahrelangen Rechtsstreit mit der Universität – schon tragisch genug sind. Daraufhin haben auch andere Medien über die Zustände hinter den Kulissen der Universität berichtet. Neue Hinweise bleiben nicht aus. Ob im Tageblatt, Le Quotidien, RTL Today oder L’essentiel: Mittlerweile haben sich weit mehr als 15 Personen an die Presse gewandt, um ihrem Unmut über die Arbeitsumstände und sonstige Verfehlungen Luft zu machen.
Und wie reagiert die Uni? „Nous écoutons, nous entendons, nous évaluons […] et nous agissons […]“, eröffnete Rektor Jens Kreisel die Pressekonferenz am Donnerstag. Die Uni beherberge 10.000 Studenten, Professoren, Doktoranden und Verwaltungsmitarbeiter. In einer solch diversen und multikulturellen Umgebung würden Konflikte nicht ausbleiben. Plattitüden, die die Universität in der Form bereits im Vorfeld der Konferenz jedem Medium hatte zukommen lassen. Die Wohnungsnot der Studenten, Verstärkungen für die psychologische Begleitung und den Ombudsmann der Uni: In allen Bereichen seien personelle Anstrengungen unternommen worden.
Inwiefern die in der Presse publizierten Klagen tatsächlich statistisch relevant für die Universität sind oder nicht, konnte Rektor Jens Kreisel letzten Endes nicht klären. Fünf bis sechs offizielle Klagen erhalte die Universität auf offiziellem Weg durchschnittlich pro Jahr. Wie viele letztlich aber den informellen Weg zum Ombudsmann der Universität wählen, könne er nicht sagen. Die Zahlen preiszugeben, so Kreisel, liege nicht in seiner „Prärogative“. Juristische Verfahren gegen die Uni habe es nur wenige gegeben. Im Bereich des Arbeitsrechts seien es „in den vergangenen Jahren weniger als fünf gewesen“. Eine vage Aussage, die als solche stimmen mag, die ganze Wahrheit jedoch verschleiert. Ein kurzes Nachfragen und Absprechen unter den auf der Pressekonferenz anwesenden Journalistenkollegen brachte schnell zutage, dass es wohl einige Verfahren mehr sind, wenn man nicht nur die Affären am Arbeitsgericht, sondern ebenfalls jene am Verwaltungsgericht hinzuzählt. Zwei Verfahren hat die Universität allein in diesem Jahr bewältigen müssen.
Die Universität hat zugegeben, dass sie von den Vorwürfen überrascht wurde. Empathie? Fehlanzeige. Es bedurfte der expliziten Nachfrage des Paperjam-Journalisten, damit Kreisel und Co. etwas Einfühlungsvermögen zeigten. Nur um gegen Ende der Pressekonferenz diejenigen, die sich unter Furcht vor möglichen Konsequenzen dennoch an die Presse wandten, als „möglicherweise frustriert“ zu betiteln. Aber immerhin: Die Universität hat einen „groupe de travail“ einberufen. Denn wie heißt es so schön: „Wenn du nicht mehr weiter weißt, bilde einen Arbeitskreis.“
De Maart

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