AstraZeneca„Wenig wertgeschätzt und ausgenutzt“: Gesundheitsberufler äußern ihren Unmut

AstraZeneca / „Wenig wertgeschätzt und ausgenutzt“: Gesundheitsberufler äußern ihren Unmut
Der AstraZeneca-Impfstoff kommt nicht aus den Schlagzeilen heraus Foto: AFP/Jens Schleuter

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Der AstraZeneca-Impfstoff kommt seit Wochen nicht aus den Schlagzeilen. Erst war es die Ankündigung, dass das Unternehmen die versprochenen Mengen nicht liefern kann, dann kam die Empfehlung, den Impfstoff in einer ersten Phase nicht an Menschen von über 64 Jahren (in unserem Nachbarland Belgien ist diese Altersgrenze sogar auf 55 Jahre festgelegt) zu verabreichen. Das vielleicht größte Problem mit dem Impfstoff war aber bislang seine Wirksamkeit. Die wird mit 60 Prozent angegeben. Und dies treibt nun die Gesundheitsberufler auf die Barrikaden.

Am Mittwochnachmittag teilte das Gesundheitsministerium mit, dass die zweite Dosis AstraZeneca nun nicht mehr nach vier, sondern erst nach zehn Wochen verabreicht wird. Man folge damit dem Bericht der französischen Behörde „Haute autorité de santé“ (HAS) und der Entscheidung des hiesigen „Conseil supérieur des maladies infectieuses“ (CSMI). Zuvor hatten sich einige Gesundheitsberufler, wie zum Beispiel die Kinesiotherapeuten, über die Verabreichung des AstraZeneca-Impfstoffs beschwert.

„Als Krankenschwester in der ambulanten Pflege, die nun seit letzter Woche statt mit Biontech plötzlich mit AstraZeneca geimpft werden soll, fühle ich mich wenig wertgeschätzt und ausgenutzt. Ich tendiere dazu, dieses Impfangebot abzulehnen“, so die Aussage einer Krankenschwester, die nicht wenige teilen, die in den medizinischen Bereichen Luxemburgs tätig sind.

Seit Mitte letzter Woche sorgt die Tatsache, dass gerade Gesundheitsberufler, die tagtäglich in Kontakt mit kranken, älteren und daher auch extrem Covid-gefährdeten Mitmenschen sind, einen Impfstoff erhalten, dessen Wirkungsgrad rund 30 Prozent unter dem seiner Konkurrenten Pfizer/Biontech, Moderna (und auch dem russischen Impfstoff Sputnik V) liegt, für viel Gesprächsstoff und lange Diskussionen in den Impfzentren. Hinzu kommen Erfahrungsberichte über eine schlechte Verträglichkeit des AstraZeneca-Impfserums.

Steigerung der Effizienz

Daran ändert auch die Nachricht der letzten Tage nichts, die besagt, dass die Wirksamkeit des Präparats von AstraZeneca deutlich erhöht werden kann. Es war schon bekannt, dass eine zweite Dosis die Effizienz auf rund 70 Prozent steigert. Neue Erkenntnisse weisen jetzt darauf hin, dass man die Wirksamkeit auf sogar 80 Prozent anheben kann, wenn man die zweite Impfung erst nach zwölf Wochen verabreicht, erklärte unter anderem Jean-Michel Dogné, Professor für Arzneimittelsicherheit an der Uni Namur und Mitglied der belgischen Impf-Taskforce. Französische Wissenschaftler haben dieser Tage ebenfalls auf diese mögliche Erhöhung des Wirkungsgrades von AstraZeneca-Impfstoff hingewiesen.

„Auch in Luxemburg haben bereits Fachleute die Öffentlichkeit über diese mögliche Erhöhung des Wirkungsgrades informiert, doch Theorie und Praxis liegen einmal mehr weit auseinander“, so ein Mitarbeiter des erwähnten Gesundheitssektors, der am vergangenen Samstag seine Impfung erhielt. „Da halfen auch keine Diskussionen mit dem im Impfzentrum zuständigen Arzt, den ich darauf angesprochen habe. Er könne leider nichts am bestehenden Impfplan ändern, der nun mal eben vorsieht, dass die zweite Dosis aller Impfstoffe nach 28 Tagen verabreicht wird.“

Brief der Kinesiotherapeuten

Nachdem die „Association luxembourgeoise des kinésithérapeutes“ in den letzten Tagen mehrere dementsprechende Beschwerden von ihren Mitgliedern erhielt, setzte ihr Präsident, Patrick Obertin, am Dienstag den Präsidenten des „Conseil supérieur de certaines professions de santé“, Romain Poos, mit folgendem Brief (der unserer Redaktion vorliegt) in Kenntnis: „Monsieur le Président, cher Romain, je me permets de te contacter suite à l’intervention de plusieurs de mes membres ayant reçu récemment la première vaccination avec le produit ‚astrazeneca’. La deuxième injection prévue lors de la prise de rdv doit se faire exactement 4 semaines plus tard, le même jour et à la même heure.

Or, selon les recommandations de la HAS et de plusieurs autres sources internationales, il s’avère que l’efficacité de ce produit est significativement augmentée au cas où la deuxième injection de ce même produit se fait entre 8 et 12 semaines après la première.

Je te demande de faire suivre mon message au Docteur Jean-Claude Schmit afin de connaître son opinion à ce sujet et d’éventuellement ordonner un déplacement des rdvs pour les kinésithérapeutes et autres personnes ayant déjà reçu leur première dose du produit ‚astrazeneca’. (…)“

Die Frage, warum gerade Gesundheitsberufler mit dem Vakzin von AstraZeneca geimpft werden, bleibt aber nach wie vor unbeantwortet.