NachbarschaftsstreitWem gehört Nikola Tesla?

Nachbarschaftsstreit / Wem gehört Nikola Tesla?
Die Kroaten wollen das Abbild des Ingenieurs und Erfinders Nikola Tesla auf ihre Euromünzen prägen und haben ihm bereits ein Denkmal in Zagreb errichtet Foto: AFP/Denis Lovrovic

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Die Ankündigung Kroatiens, dass der Elektropionier Nikola Tesla die ersten Eurocentmünzen des Landes zieren solle, hat einen heftigen Streit mit Serbien ausgelöst. Beide Staaten beanspruchen den in Kroatien als Sohn eines serbisch-orthodoxen Popen geborenen und in Österreich studierten US-Physiker für sich.

Noch steht der Beitritt von EU-Neuling Kroatien zur Euro-Zone in den Sternen. Doch schon jetzt hat die anvisierte Einführung des Eurotalers heftiges Gezänk mit dem Nachbarn Serbien ausgelöst. Der Nachbarschaftsstreit ums liebe Geld entzündet sich nicht an den großen Scheinen, sondern am Münzgeld – und ist eher prinzipieller Natur: Serbiens Nationalbank (NBS) wirft Zagreb die „Aneignung serbischen Kulturguts“ vor.

Auslöser des Streits ist der 1856 im kroatischen Dorf Smiljan als Sohn eines serbisch-orthodoxen Popen geborene US-Physiker und Erfinder Nikola Tesla: Das Antlitz des 1946 in New York verstorbenen Wechselstrompioniers soll laut Ankündigung von Kroatiens Premier Andrej Plenkovic die 10-, 20- und 50-Eurocentmünzen des EU-Neulings zieren.

Die Belgrader Drohung von „Gegenmaßnahmen“ lässt Zagreb kalt. Die Serben könnten „ihre Meinung haben, aber sie haben keinen Einfluss“, kontert Premier Andrej Plenkovic kühl. Tesla sei ein „Amerikaner serbischer Abstammung“ gewesen und habe sich immer als Serbe verstanden, schnaubt Serbiens Staatschef Aleksandar Vucic: Wenn die Kroaten das wollen, sollten sie Tesla wenigstens auf „die wichtigsten Scheine setzen und nicht aufs Kleingeld“. Allerdings wiegen auch die serbischen Dinarscheine, auf denen Tesla bereits prangt, nicht eben schwer: 100 Dinar entsprechen 85 Eurocent.

Als Bürger des Kaisertums Österreich wurde der serbischstämmige Tesla in Kroatien geboren. Doch von seinen heute drei Vaterländern erhielt der 1884 völlig mittellos in die USA ausgewanderte Erfinder keinerlei Starthilfe. Die Hochschule in Graz exmatrikulierte den nicht eben eifrigen Maschinenbaustudenten 1877 bereits nach zwei Jahren, auch weil er sein Studiengeld nicht bezahlen konnte. Zuvor war sein Stipendiumsantrag in Serbien abgelehnt worden.

Versöhnliche Töne

In Belgrad habe Tesla in seinem Leben nur 31 Stunden verweilt, höhnt Kroatiens Staatschef Zoran Milanovic. Doch während in Belgrad schon 1952 das Nikola-Tesla-Museum mit der Urne und dem Nachlass des Physikers eröffnet wurde, ging Kroatien lange eher stiefmütterlich mit seinem serbischen Sohn um: Während des Kroatienkriegs (1991-1995) sprengten kroatische Nationalisten in Gospic 1992 gar das Tesla-Denkmal in die Luft – ein Abguss des Monuments, das seit 1963 vor der Elektrotechnischen Fakultät in Belgrad steht.

Doch im April dieses Jahres ist in Gospic verspätet endlich ein Duplikat des zerstörten Denkmals installiert worden. Längst trägt nicht nur der Flughafen in Belgrad, sondern auch kroatische Museen wieder Teslas Namen. Er sei stolz auf seine kroatische Heimat und seine serbische Abstammung, soll Tesla selbst 1936 bekannt haben.

Im Gegensatz zu den wütenden Reaktionen Belgrads bewerten serbische Minderheitspolitiker in Kroatien Teslas geplante Euro-Rehabilitierung denn auch eher positiv. Es seien die kroatischen Bürger gewesen, die den Serben Tesla als Motiv für die Euromünzen vorgeschlagen hätten, freut sich Vizepremier Boris Milosevic von der serbischen Minderheitspartei SDSS: „Tesla ist ein Symbol, das Serben und Kroaten auf der ganzen Welt verbindet.“