LandwirtschaftWeit vom Ideal entfernt: Luxemburgs Bauern beklagen schlechte Qualität im Erntejahr 2021

Landwirtschaft / Weit vom Ideal entfernt: Luxemburgs Bauern beklagen schlechte Qualität im Erntejahr 2021
Qualitätseinbußen bei der Landwirtschaft: An Menge fehle es in diesem Erntejahr nicht, sagt Aloyse Marx im Gespräch mit dem Tageblatt. Die ausbleibende Sonne und der viele Regen wirke sich jedoch negativ auf die Qualität aus. Archivfoto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Wie läuft das Erntejahr 2021 für die Bauern in Luxemburg? Trotz Überschwemmungen nicht für alle katastrophal. Ein Problem haben die Landwirte in Luxemburg jedoch quer durch die Bank: Die Qualität ihrer Feldfrüchte hat in diesem Jahr abgenommen. Dafür fehlt es dank der vielen Niederschläge nicht an Quantität. Eine erste Bilanz.

Die Auswirkungen des Klimawandels fordern besonders Landwirte heraus – und machen es schwer, sich auf sie einzustellen: Vergangenes Jahr plagten noch Hitzewellen und Dürren Flora und Fauna, dieses Jahr waren es Dauerregen und Überschwemmungen. Einige Landwirte in Luxemburg hätten sogar ihre ganze Ernte bei den Überschwemmungen verloren, sagt Aloyse Marx, Präsident des „Fräie Lëtzebuerger Baureverband“ (FLB), in einem Gespräch mit dem Tageblatt.

Die Güte der Ernte in Luxemburg könne man jedoch nicht verallgemeinern, sie unterscheide sich von Region zu Region, sagt Marx. Währenddessen ist die Lage im Ausland nicht gut: In Deutschland beklagen Landwirte, dass einige Ernten nicht mehr zu retten seien, berichtet der Trierische Volksfreund. Der starke Niederschlag habe an vielen Orten die Getreideernte wegen nasser Böden unterbrochen.

In Luxemburg hingegen scheint es auf den ersten Blick besser: Man müsse je nach „Kultur“ unterscheiden, sagt Marx. Das Gras, das als Futter für das Vieh benutzt wird, habe wegen mangelnder Sonne beispielsweise an Qualität eingebüßt. Das Volumen sei trotz vieler Niederschläge im Sommer aber groß.

Auch beim Mais sei die zu erwartende Menge zwar groß, die Qualität leide jedoch – wenn auch aus einem anderen Grund als beim Gras. „Weil es im Mai noch kalt und nass war, konnte der Mais erst später gesät werden – dadurch hängt die Ernte einen Monat hintendran“, sagt der Gewerkschaftspräsident. 

„Ein Super-GAU für die Qualität“

Die Situation bei Ackerfrüchten wie Weizen und Hafer sei auch nicht zufriedenstellend. „Die Kulturen standen den ganzen Juli wegen Niederschlägen auf dem Feld“, sagt Marx dem Tageblatt. Im Norden des Landes waren bis Mitte der vergangenen Woche 75 bis 80 Prozent der Ackerfrüchte noch nicht geerntet worden. Das Getreide verliere jedoch mit jedem weiteren Tag an Qualität. „Einzelne Kulturen sind schon ausgewachsen und die Körner haben schon gekeimt. Ein Super-GAU für die Qualität“, klagt Marx. Die Pflanzen seien dadurch „nicht mehr für Saatgut zu benutzen und nur noch als Futter gut“ – was den niedrigsten Gewinn bringt. Immerhin: Damit haben die Landwirte zumindest auch wieder genug Viehfutter und können auch Reserven anlegen. „In den vergangenen drei bis vier Jahren war es trocken – noch so ein Jahr und es hätte traumatische Konsequenzen gegeben.“ 

Auch auf Marx’ eigenem Land bleiben Lichtblicke nicht ungetrübt: So seien in Capellen nur noch zehn bis 20 Prozent der Kulturen ungeerntet. „Wenn die nächsten zwei bis drei Tage das Wetter anhält, kann das meiste davon geerntet werden“, sagt Marx. Aber: Die Qualität unterscheide sich im Vergleich zu den vorherigen Jahren. Wegen der überwiegend kalten Witterung seien viele Körner zu klein, sodass Marx nur noch von einer „miserablen Qualität“ sprechen kann.

Überschwemmungen und Klimawandel

Luxemburgs Bauern litten auch wegen der Überschwemmungen vom Juli: Das Landwirtschaftsministerium bezifferte die Schadenshöhe am 20. August: 1,65 Millionen Euro. Insgesamt stellten 153 betroffene Landwirte, Winzer und Gärtner einen Antrag auf finanzielle Hilfen. Die Überschwemmungen betrafen aber nicht die ganze luxemburgische Landwirtschaft, sagt FLB-Präsident Marx: „Es ist ein regionales oder lokales Phänomen, man kann nicht von einem generalisierten Problem reden, es wirkt sich überall anders aus.“ Die Schäden waren an Flüssen stärker als an anderen Orten des Großherzogtums. Anhand seiner privaten Wetterstation in Capellen konnte Marx im Juli die beträchtliche Menge von 200 Litern pro Quadratmeter messen. 

Dass die häufigen Wetterextreme der vergangenen Jahre einen gemeinsamen Grund haben, steht für Marx außer Frage – ebenso wie die Tatsache, dass sich die Landwirtschaft auf weitere Auswirkungen des Klimawandels einstellen muss: „Wir sind die Ersten, die davon betroffen sind.“ Betriebe müssten etwa ihre Art zu wirtschaften anpassen und mehr Futterreserven anlegen, um schlechte Erntejahre zu kompensieren. Neue Kulturen könnten gepflanzt werden, um den Witterungseffekten entgegenzuwirken.

Offizielle Pressekonferenz zum Erntejahr 2021

Wann gibt es genaue Daten zur Qualität der Ernte in diesem Jahr? „Am 13. September wird gemeinsam mit dem Sektor eine Pressekonferenz organisiert, um Auskunft über den Bestand der diesjährigen Ernte sowie einen Ausblick zu geben“, antwortet eine Pressesprecherin des Landwirtschaftsministeriums auf eine Tageblatt-Anfrage.
„Bei dieser Gelegenheit wird unser Minister auch über die Auswirkungen der Überschwemmungen auf die diesjährige Ernte reden.“

Aber die Landwirtschaft will sich nicht nur mit der Verschlechterung der Situation arrangieren – sondern auch dagegen ankämpfen. Als ein Beitrag wolle etwa die internationale Molkereigenossenschaft Arla, der auch rund 180 luxemburgische Milchproduzenten angehören, ihren CO2-Ausstoß bis 2030 um 30 Prozent reduzieren. Bis 2050 sollen keine Abgase mehr produziert werden. Die Genossenschaft biete zudem jedem Mitglied die Möglichkeit, seine CO2-Werte zu messen. Insgesamt sei der CO2-Fußabdruck der luxemburgischen Landwirtschaft relativ klein. Die Messwerte in Luxemburg lägen bei 1,15 Kilogramm CO2 pro Kilogramm Milch. Im Ausland seien es doppelt so viel, also 2,3 Kilogramm CO2. Die Werte seien so gut, da Luxemburg eine Grünlandregion ist. Daher müssten Landwirte meistens kein Futter importieren.

Und die Lage bei Marx selbst? „Die Ernte ist voll auf Touren.“ Gerade noch beim Schwaden, also dem Zusammenrechen des Grases, würde er als Nächstes ans Dreschen gehen. „In den vergangenen Tagen haben wir bis 10, 12 Uhr abends gearbeitet.“ 16-stündige Arbeitstage seien Normalität, sagt der Landwirt.

„In unserem Beruf ist es normal, alles perfekt machen zu wollen. Man kann zehnmal das Gleiche tun, bekommt jedoch zehn unterschiedliche Resultate“, sagt der Bauer. Aber es gäbe keine großen Gründe, unzufrieden zu sein: „Dieses Jahr ist es für uns keine Katastrophe – aber auch nicht perfekt.“

HATeFIELD
10. September 2021 - 14.55

Wenn die Bauern nicht mehr klagen, dann gibt es sie nicht mehr. Es gibt keinen Berufstand der chronisch so unzufrieden ist und der sich immer so schlecht und ungerecht behandelt fühlt, wie der der Bauern! Alles Nervensägen, die nur sich selbst kennen!

bernard
3. September 2021 - 12.41

Gut so. Dann hören vielleicht ein paar hundert unserer Hobbybauern auf und wir bekommen Bauplätze statt Kuhwiesen für Milch, womit ja angeblich nichts verdient wird.

Therese
2. September 2021 - 9.35

E puer Milliarden méi un Subsiden an schon as alles erem OK. Letzebuerger Baueren sin d'Seigneurie moderne.Jiddefalls behuelen sie sech och esou am öffentlechen Liewen a Verkeier.Kee Respekt virun neischt a virun kengem. Sie sollten emol iwert d'Grenz a Frankreich kucken.Do sin se net "mat Wirschtecher ugestreckt".

Fiisschen
31. August 2021 - 10.44

Jeder will Bio, doch kosten darf es nix

Grober J-P.
31. August 2021 - 9.52

NEIN. Also ist Ziram unbedenklich sowie alle Beizmittelchen?

Nomi
31. August 2021 - 9.01

@Grober J-P. Eis Baueren brauchen so'uvill Mais well d'Veih net mei ob d'Weed gelooss gett, an dat ganzt Johr am Stall muss gefiddert ginn. Oder fir den Biogas ze produzei'eren !

Speedy
31. August 2021 - 8.31

Ahja ass et rem un der Zeit fir daat Thema. Jo, ech wees, mer brauchen se mä wéi e Joer hun déi sech nach net bekloot? Läscht Joer ze waarm an ze drëschen, dest Joer ze naass an net genuch Sonn... Hallooo mer mussen huelen wéi et kennt an daat Gesouers do hellëft eh naischt.

Gariuen
30. August 2021 - 23.56

@Grober J-P. "Wozu brauchen wir eigentlich soviel Mais? Habe gelesen, dass das Mais Saatgut so chemisch behandelt ist, dass es sogar gesundheitsschädlich für Mensch und Tier sein soll, auch noch die daraus entstandene Pflanze, stimmt das?" Nein.

Grober J-P.
30. August 2021 - 20.50

Wozu brauchen wir eigentlich soviel Mais? Habe gelesen, dass das Mais Saatgut so chemisch behandelt ist, dass es sogar gesundheitsschädlich für Mensch und Tier sein soll, auch noch die daraus entstandene Pflanze, stimmt das?

¨d'Mim
30. August 2021 - 20.04

D'Baueren kloen emmer, da gett et erem Subsiden.

Wei machen dei dat hei?
30. August 2021 - 15.53

Majo mir si grad an der Bourgogne ukomm ouni Autobunn, duerch Dierfer. Eis Scheieren si mei schein wei denen Bauern hei hir Heiser. Dat Material woumat se hei schaffen geseit en Doheem an de Museen an op Trekker Oldtimer treffen. An Felder hu se wou en ken Enn geseit.