Weinstein-Effekt: Luxemburg will nicht reagieren

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Als der amerikanische Hollywood-Produzent Harvey Weinstein von mehreren Schauspielerinnen der sexuellen Belästigung beschuldigt wurde, konnte keiner wissen, dass dies eine weltweite Bewegung auslösen würde. Es folgte die stark mediatisierte „MeToo“-Kampagne, bei der sich weltweit Frauen zu Wort meldeten, die sexuell belästigt wurden. Die Vorwürfe beschränkten sich nicht nur auf die Film-Szene, sondern dehnten sich schnell aus in die Welten der Politik, der Wirtschaft und des Alltags.

In den meisten Ländern gab diese Bewegung Frauen den Mut, ihre Angreifer anzuzeigen. Die Zahl der Anzeigen stieg in verschiedenen Ländern rasant. In Frankreich gab es 30 Prozent mehr Anzeigen als in der gleichen Periode des vorherigen Jahres. Das bewegte auch die Politik und die Justiz zu einer Reaktion. So wurde beispielsweise in Hollywood ein Ausschuss ins Leben gerufen, der den Vorwürfen nachgehen soll.

Keine erhöhte Anzeigen-Zahl

In Luxemburg wird voraussichtlich nichts passieren. Das geht aus einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage hervor. Die CSV-Abgeordnete Nancy Arendt wollte wissen, ob mehr Anzeigen erstattet wurden und wie die Regierung auf die weltweite Bewegung reagieren will. Gleich vier Minister antworteten: Justizminister Felix Braz („déi gréng“), Wirtschaftsminister Etienne Schneider (LSAP), Arbeitsminister Nicolas Schmit (LSAP) und Innenminister Dan Kersch (LSAP).

Laut den Ministern wurde in den ersten zehn Monaten dieses Jahres keine erhöhte Zahl an Anzeigen registriert. Es ist anzumerken, dass in Frankreich vor allem im Monat November eine erhöhte Anzeigenzahl registriert wurde. Wie viele Anschuldigungen es in Unternehmen gab – Arendt erkundigte sich auch hier nach konkreten Zahlen –, weiß die Regierung nicht. Die Personaldelegationen sind nicht angehalten, entsprechende Vorwürfe an die ITM („Inspection du travail et des mines“) zu melden. Bei den Staatsbeamten gab es fünf Vorwürfe sexueller Belästigung seit Oktober 2016.

Keine politische Reaktion

Die Regierung hat auch nicht vor, politisch auf die Kampagne zu reagieren. „Verhaltensweisen, die unter die Definition der sexuellen Belästigung fallen, werden durch Texte des Strafgesetzbuches kriminalisiert“, meint die Regierung. Dabei gab es noch kürzlich eine Kontroverse, weil Frauen in einem Bus unter ihrem Rock gefilmt wurden und die Staatsanwaltschaft nichts gegen den verdächtigen Mann unternehmen konnte: Die Aktion des Mannes fiel unter keine kriminelle Definition in Luxemburg.

Es wird auch in Zukunft nicht möglich sein, eine Anzeige über Internet einzureichen. Frankreich hatte ein entsprechendes Projekt vor zwei Jahren mit guten Resultaten eingeführt. Es ermöglicht den Polizisten, sich ein Bild vom Sachverhalt zu machen, bevor sie sich mit den Opfern trafen. Zwar arbeitet die luxemburgische Regierung an einem ähnlichen Projekt. Dieses sei allerdings nicht für sexuelle Belästigung vorgesehen.

Laird Glenmore
13. Dezember 2017 - 13.17

Ich bin sehr wohl davon überzeugt das hier in Luxemburg mehr sexuelle Übergriffe da sind, nur die betroffenen Frauen obwohl Emanzipiert trauen sich nicht gegen diese Männer vorzugehen aus Angst ihren Job zu verlieren oder anschließend gemobt zu werden. Mir gegenüber ist mal eine Äußerung von einem Chef gemacht worden die mich hellhörig werden ließ : " die sind hier um unter den Schreibtisch zu kriechen und mir einen zu B..... , wenn die das nicht kapieren dann sollen sie gehen ". Ich denke nicht das dies ein Einzelfall war oder ist, es sollte mehr Schutz für Frauen am Arbeitsplatz geben, trotz Monarchie leben wir nicht mehr im Mittelater wo MANN sich nimmt was er will. Ich denke die Luxemburger Regierung sollte diese Angelegenheit nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Belästigte
13. Dezember 2017 - 12.19

Wurde als Sportlehrerin in der Stadt Luxemburg, VdL ein Schuljahr lang von einem Portier der Merler Sporthalle belästigt, mit blöden Bemerkungen und anfassen...! Habe ihm ausdrücklich gesagt er solle das sofort lassen, sogar die entsetzten Schüler haben das jede Woche im Flur und in der Halle mitbekommen und kommentiert. Auf Reklamationen auf dem Service de l'Enseignement wurde nie reagiert! Emmer schéin alles ënnert den Tëppech kieren...

Bistrot
12. Dezember 2017 - 20.22

Also nichts gegen Aktionen. Sexuelle Belästigung ist konkret und auch in Luxemburg vorhanden. Wann diese aber konkret wird ist doch wohl fließend. Dabei war es früher, als die Moral noch strikter war, einfacher für die Männer, da die Frauen sehr leicht unter zu kriegen waren. Ich fasse den Kollegen nicht ans Knie, also tue ich das auch bei den Kolleginnen nicht. Allerdings leben wir nicht in einem hormonfreien Raum. Die Grenzen sind da wo es dem anderen unangenehm ist.