SchreibtischtäterWehret den Anfängen

Schreibtischtäter / Wehret den Anfängen
Die sozialen Medien dürfen kein rechtsfreier Raum sein. Den Schreibern sollte man deshalb auf die Finger schauen.  Foto: AFP

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Es ist eine Zumutung, was in den sozialen Netzwerken oftmals zu lesen steht. Es löst Fremdschämen aus. Aber vielleicht ist selbst das als Empfindung noch zu beschönigend? Die selbsternannten Aufklärer sollen natürlich schreiben dürfen, was sie wollen. Meinungsfreiheit gibt es nämlich wirklich, auch wenn sie es selbst oft anders sehen. Sie dürfen sich aber nicht wundern, wenn der Applaus ausbleibt, leider auch kein Nobelpreis als Belohnung winkt oder gar sich jemand erdreistet, zu widersprechen.

Ja, es stimmt, dass man den Entgleisungen in den sozialen Netzwerken nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken sollte. Allerdings sollte man das Problem nicht unterschätzen. Gut, wenn diese Meinungsfreiheit von der Justiz gesetzte Grenzen überschreitet, kann es für Betroffene schon mal peinlich werden. Gut so, aber das reicht nicht. Das eigentliche Übel ist, dass manche Netzwerker sehr überzeugt von ihrem Sendungsauftrag sind und als Schreibtischtäter ihre Truppen auf Trab bringen. So tragen sie mit dazu bei, ein gesellschaftliches Klima zu schaffen, in dem Rassismus gedeihen kann – und Gewaltbereitschaft.

Wirklich schlimm wird es, wenn aus dieser latenten Bereitschaft, aufgestachelt durch wirre Gedanken, Realität wird. Wenn, wie in Frankreich anfangs der Woche geschehen, ein Busfahrer totgeschlagen wird, weil er Passagieren ohne Maske den Zutritt zum Bus verwehrt hat. Oder erinnern wir an Walter Lübcke, den deutschen Politiker, der jahrelang im Visier von Hasskommentaren stand, bis er dann im Juni 2019 ermordet wurde.

Ist es nicht so, dass der/die Täter seine/ihre Tat angekündigt hat/haben? Verklausuliert? Andeutungs- und ansatzweise? In den sozialen Netzwerken oder am Stammtisch, vor Freunden damit geprahlt? „Und wehe, es fasst mich einer an!“ Jener Satz stammt von einem Eintrag auf einer Luxemburger Facebook-Seite. Er reiht sich ein in die Liga jener, die sich zum Beispiel in Corona-Zeiten damit rühmen, keine Maske zu tragen, die hinter jeder Vorsichtsmaßnahme eine Falle wittern und sich als Erwecker sehen: „Wie lange schlafen die Luxemburger noch?“ Weil es nun erwiesenermaßen, nicht immer, aber zu oft, eine Verbindung zwischen Schreiben und Tat gibt, sollte man solch bizarre Post ernst(er) nehmen. Zwischen Schreiben und Tat steht Frust. Frust darüber, ein Versager zu sein. Frust darüber, nicht ernst genommen zu werden oder schlimmer noch: eigentlich gar nicht wahrgenommen zu werden. Ein Niemand. Aber zu allem fähig.

Es handelt sich um traurige Gestalten. Das darf man laut sagen. Jenen, die sich wie Koch Hildemann derart danebenbenehmen, darf, ja muss man Paroli bieten. Screenshots merkwürdiger Posts sind auch nicht schlecht. Doch sollte man um Deeskalation bemüht sein. Zu einer wahren Demokratie gehört Empathie, gehört, verlorene Schäfchen zurückzuholen und um jede Seele zu kämpfen. Man sollte es also nicht für abwegig und vergebens halten, zu reden. Allerdings Tacheles! Wenn aber dann keine Kommunikation möglich ist, dann sollte man jene Schreibtischtäter besser im Visier haben und verhindern, dass ihren Worten jemals Taten folgen.

Aender
10. Juli 2020 - 17.54

Es gab vor FB Schreibtischtäter, und es wird nach FB immer noch Schreibtischtäter geben. Und die meisten, geben zumindest selber an, sie hätten einen IQ, welcher weit über dem Durchschnitt liegt.

Realist
10. Juli 2020 - 14.05

Na, ja, um sich "fremd zu schämen" bedarf es keiner Beschäftigung mit dem Wortmüll in sozialen Netzwerken. Da genügt manchmal schon ein Blick in die Tagespresse und, ja, auch ins Tageblatt. Etwa in die eine oder andere Suada unter der Rubrik "Editorial". Nichts für ungut :)

zillerthaal
10. Juli 2020 - 13.18

"Es ist eine Zumutung, was in den sozialen Netzwerken oftmals zu lesen steht." Leute die da mitmachen sind 'speziell', die sind meistens auch so eine Zumutung. Wir dürfen nicht vergessen, 50% von uns haben einen IQ von unter 100, auf Facebook sind's 85%.

J.Scholer
10. Juli 2020 - 12.09

Ich verheimliche nicht , ich ablehnend gegenüber solch von nicht gerade Intelligenz strotzenden Macharten wie FB und co stehe. Die Tümmler auf diesen Seiten eher ihr Ego befriedigen, ihren vermeintlichen Reichtum , vermeintliches Können protzend darstellen zu versuchen und im Endeffekt nicht merken ihre Dummheit dazu dient ,die Kassen der Betreiber dieser Seiten zu füllen. Später am Grabe stehen nicht die virtuellen Freunde, der eher seltene rare Freund , der Mensch durch das reelle Leben begleitet hat , wird präsent sein. Wir sollten diese im Netz veröffentlichten Kommentare die nach Latrine bid zum Himmel stinken, nicht überbewerten, sind sie Spiegelbild menschlicher Dummheit , Abgründe. Was allerdings den Schreibtischtäter angeht, jene die bewusst manipulieren, Meinungen oktroyieren finden wir dies im linken wir rechten Spektrum sogar in der Anthroposophie, den Steiner Anhängern, in Kreisen der Demeter Anhänger , Veganer...... die Aufzählung wäre fortzuführen , finden sich Zeitgenossen die aus dem Rahmen zwischenmenschlicher Ethik abdriften.Meinungsfreiheit ist, die Gefahr die Grenzen diese übertreten werden. Wird der Meinungsfreiheit eine Grenze auferlegt, sprechen wir nicht mehr von Freiheit.

Uwe
10. Juli 2020 - 11.51

Nun das viel Unsinn auf FB gepostet wird ist sicher nicht abzustreiten. Nur in der heutigen Zeit wird aber wohl mehr indoktriniert und wehe man bewegt sich nicht im Meinungsspektrum der Mainstream Medien und Gutmenschen. Dann wird mal eben schnell die Nazikeule rausgeholt oder man ist ein Rassist. Man braucht nur die Sperren betrachten welche in absurden Begründungen enden welche unter dem Deckmantel der Netiquette auf FB oder den einschlägigen Tagesmedien angeführt werden. Da werden Begriffe wie Vetternwirtschaft oder Buntland als Verletzung der selbsternannten Netiquette deklariert um die Meinungsfreiheit zu unterwandern. Dies ist keine Behauptung meiner Seit’s sondern gelebte Realität da es zum Beispiel vom Staatssender RTL.LU so mit mir gerade gemacht wird. Also sollte man mal in die andere Richtung schauen und die welche das eigenständige Denken noch nicht aufgegeben haben nicht immer als Minderheit betrachten und diese mit Hass und Hetztiraden denunzieren.

De klenge Frechdachs
10. Juli 2020 - 10.39

Ech hu mir et zur Aufgab gemaach, mengen "Kolleegen" op FB ze widderspriechen, natierlech mat Fakten, wann se erëm Blödsinn posten. Vill ze oft kréie gedeelten Noriichte just Bestätegung a keen traut sech oder wëll seng Fräizäit fir u sech esou Dommheeten afferen. Ma leider sinn di Dommheeten, wéi am Artikel beschriwwen een Deel vum Problem. Sozial Medien hunn eist Behuelen, eis Usiichten, eist kritesch Denke massiv beaflosst. Ëmmer méi gëtt emotional "argumentéiert" an net faktesch. Also, wann erëm en Idiot op FB iergend e Blödsinn jäizt, jäizt méi haart (mat Fakten) zeréck. Soss verblöde mir ëmmer méi.