Online-HandelWas Letzshop tut, um seine Umweltbilanz zu verbessern

Online-Handel / Was Letzshop tut, um seine Umweltbilanz zu verbessern
Ob Letzshop seine Händler zur Einführung von Mehrwegpackungen überreden kann, steht derzeit in den Sternen Foto: Montage/Editpress

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Das vom Staat gegründete Verkaufsportal Letzshop soll Luxemburgs lokalen Händlern eine Plattform bieten, um auf ihre Ware aufmerksam zu machen – und sie landesweit zu vertreiben. Doch dieser Komfort hat einen Preis. 

Das Online-Shoppen hat viele Vorteile. Mühelos lassen sich Artikel aus aller Welt bestellen. Und man muss nicht einmal einen Schritt vor die Tür machen. Händler und Preise lassen sich online zudem viel bequemer miteinander vergleichen. Allerdings hat der Komfort auch seine Schattenseiten. Vor allem der Faktor Nachhaltigkeit kommt beim Onlineshopping oft zu kurz. Zusätzliches, teilweise sogar unnötiges Verpackungsmaterial und der zusätzliche CO2-Ausstoß durch mehrmalige Lieferversuche belasten die Umwelt. Das Tageblatt hat sich beim Luxemburger Wirtschaftsministerium über die Umweltverträglichkeit der Online-Plattform Letzshop erkundigt.

Letzshop wurde 2018 als Initiative zur Unterstützung des lokalen Handels im Internet ins Leben gerufen. Die Plattform wird durch die Generaldirektion für Mittelstand im Wirtschaftsministerium, die „Confédération luxembourgeoise du commerce“ (CLC), die Handelskammer, die Stadt Luxemburg und 17 weitere Gemeinden des Landes gefördert. 

Gehostet wird die Seite von Atalanda, einem Software-Partner des Ministeriums. Der Strom, den Netzwerk und Server benötigen, kommt zu einem sehr großen Teil aus regenerativen Energien: „Wir sind stolz darauf, dass über 95 Prozent des Energieverbrauchs aus erneuerbaren Quellen stammen“, teilt das Ministerium auf Tageblatt-Nachfrage hin mit. 

Definition: „Letzte Meile“

Unter der „letzten Meile“ versteht man den allerletzten Abschnitt des Zustellungsprozesses einer Ware. Gemeint ist also der Transportabschnitt vom letzten Verteilerzentrum zum Endkunden. Die „letzte Meile“ ist nicht nur mit einem hohen Zeit- und Planungsaufwand verbunden, sondern auch mit erhöhten CO2-Emissionen im Logistikbereich.

Bleiben also noch der CO2-Ausstoß durch die Lieferung und der durch den Online-Handel entstehende zusätzliche Verpackungsmüll.  Das Ministerium sei sich des Problems der sogenannten „letzten Meile“ (siehe Kasten) durchaus bewusst: „Wir betrachten dieses Thema deshalb genauer, um nach Möglichkeiten zu suchen, Letzshop umweltfreundlicher zu gestalten.“

Detaillierte Daten über die Umweltauswirkungen bei den Liefertätigkeiten von Letzshop gebe es allerdings keine. Da der E-Commerce weltweit boomt, sei es letztlich doch umweltschonender, Ware aus Luxemburg zu bestellen anstatt von (großen) Anbietern aus dem Ausland, heißt es aus dem Ministerium.

Fahrten reduzieren

Eine Möglichkeit, um Fahrten einzusparen – beispielsweise weil der Käufer nicht anwesend ist, um seine Bestellung entgegenzunehmen – wäre es, die Pakete gleich in PackUp- oder Mondial-Relay-Stationen wie Kiosken, Buchhandlungen oder anderen Einzelhandelsgeschäften abzugeben. Eine PackUp-Option gibt es bereits, eine Mondial-Relay-Option nicht. Letztere sei „natürlich eine gute Idee und unsere Mission ist es, den lokalen Händler zu unterstützen“, heißt es vom Wirtschaftsministerium. Der Markt würde sich stets den Wünschen der Kunden und Händler anpassen und sich weiterentwickeln. Demnach könnte auch das Verschicken an Mondial-Relay-Stationen möglich werden – wenn die Nachfrage groß genug ist.

Auch durch die Optimierung des Transports und der Fahrzeuge können die Umweltauswirkungen begrenzt werden. Letzshop hat derzeit eine Partnerschaft mit den Luxemburger Zustelldiensten Michel Greco und Xpress Logistics. Laut Ministerium verfügen die Letzshop-Partner zumindest teilweise über Elektroautos. Die Firma Michel Greco hat bis Redaktionsschluss keine Auskünfte darüber gegeben, ob oder über wie viele Elektrofahrzeuge sie verfügt. Xpress Logistics erklärt, keine Elektrofahrzeuge zu besitzen. Der Betrieb habe zwar über deren Anschaffung nachgedacht, sich aber letztlich aus Kostengründen und aufgrund der noch fehlenden Autonomie der Fahrzeuge dagegen entschieden.

PackUp und Mondial Relay

Die Post hat durch das ganze Land verteilt, oft an Supermarktparkplätzen oder bei Tankstellen, 135 PackUp-Stationen eingerichtet. Interessierte können sich über die Webseite der Post eine PackUp-Adresse einrichten und künftig ihre Pakete dorthin senden lassen. Bei der Ankunft des Pakets erhalten die Kunden zwei PIN-Codes, anhand derer sie auf ihr Paket zugreifen können. Das Einrichten einer Adresse sowie das Abholen der Pakete sind kostenlos.
Mondial-Relay-Stationen sind in der Regel kleine Unternehmen wie Kioske, Buchhandlungen oder andere Einzelhandelsgeschäfte, die Teil des Programms sind. Kunden können von dort aus Pakete versenden oder sich Pakete zusenden lassen.

Mehrfache Zustellversuche sind sowohl für Kunden wie für Lieferfahrer nervig. Und sie verursachen unnötige CO2-Emissionen. Diese ließen sich auch durch feste Lieferzeiten reduzieren. Solche gibt es bislang nicht.

Und auch hier liegt der Teufel im Detail: Zwar könnte diese Option die Anzahl der Mehrfach-Zustellungen drastisch reduzieren. Je nachdem, wie eng die Lieferzeiten gefasst werden, müssten die Lieferanten aber große Umwege fahren. Das würde sich wiederum schlecht auf die Umwelt-Bilanz auswirken. Kunden könnten bei ihrer Bestellung allerdings auch angeben, dass ihre Lieferung an der Eingangstür oder hinter dem Haus abgestellt werden soll – oder einem Nachbarn übergeben werden kann.

Zurück an den Absender

Wer kennt sie nicht: Artikel, die ihren Produktbeschreibungen nicht gerecht werden, Kleidungsstücke, die nicht passen oder einfach Gegenstände, die man aus einer Laune heraus gekauft hat, letztendlich aber doch nicht braucht? Solche Fehlgriffe gehen oft wieder an den Absender zurück. Wie viele Retouren es im Durchschnitt pro Monat oder Jahr tatsächlich gibt, konnte das Ministerium jedoch nicht genau beziffern, da diesbezüglich keine Daten erhoben werden. Letzshop werde nur über die Retouren informiert, die innerhalb der gesetzlichen 14-Tage-Frist über die Plattform abgewickelt werden. Das Ministerium schätze, dass die Rücksendungen weniger als ein Prozent aller Bestellungen ausmachen.

Verglichen mit deutschen Studien scheint diese Schätzung sehr optimistisch. So zeigt beispielsweise eine Untersuchung der Universität Kassel, dass die Retourenquote je nach Warengruppe sehr stark variiert, diese aber in fast allen Fällen deutlich über einem Prozent liegt: 46 Prozent bei Bekleidung, 21,9  Prozent bei Elektronikgeräten und 12,7 Prozent bei Büchern. Lediglich jene von Lebensmitteln liege laut der Studie bei 0,0 Prozent.

Lösungsansatz Mehrwegverpackungen

Um die Zahl der Rücksendungen zu minimieren, versuche Letzshop gemeinsam mit seinen Händlern, die Produktbeschreibungen und Fotos zu optimieren. So könnten sich die Kunden ein besseres Bild von dem machen, was sie kaufen. Darüber hinaus gebe es jedoch keine Maßnahmen zur Minimierung von Umweltauswirkungen durch Rücksendungen. Die retournierten Artikel würden größtenteils wieder zum Verkauf angeboten werden, vorausgesetzt, sie sind noch unbenutzt und werden in ihrer Originalverpackung zurückgeschickt, so das Ministerium.

Auch zu den durch den Online-Handel verursachten Verpackungsabfällen liegen dem Ministerium keine spezifischen Daten vor. 

Die Einführung von Mehrwegpackungen wäre allerdings noch eine Option zur Reduzierung des Verpackungsmülls. Letzshop unterstütze diese Initiative für den Online-Handel, doch: „Wir sind der Meinung, dass für alle Online-Händler und -Marktplätze die gleichen Anforderungen gelten sollten, um gleiche Wettbewerbsbedingungen zu gewährleisten.“ Es sieht also nicht so aus, als ob ihre Einführung in allzu naher Zukunft zu erwarten ist.

Entwicklung und Instandhaltung

Der initiale Aufbau der Letzshop-Seite hat rund 500.000 Euro gekostet, so das Wirtschaftsministerium. Hinzu kämen allerdings zusätzliche Kosten für Lizenzen, die Wartung sowie die Weiterentwicklung der Seite. 2022 beliefen sich diese Zusatzkosten auf rund 300.000 Euro. Die Seite wird von fünf Angestellten der Luxembourg for Shopping GIE verwaltet.


(Die Informationen des Wirtschaftsministeriums gehen auf Februar 2023 zurück.)


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