Öffentlicher Transport„Was ist die Zusage eines Ministers wert?“: RGTR-Reform schlägt weiter Wellen

Öffentlicher Transport / „Was ist die Zusage eines Ministers wert?“: RGTR-Reform schlägt weiter Wellen
Mit großem Aufwand wurde in den letzten zwölf Monaten das RGTR-Netz komplett umgestellt. Ziel war es, das Busnetz schneller und effizienter zu gestalten. Die Reform ist aber nicht überall nur auf Gegenliebe gestoßen.  Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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Die Reorganisation des regionalen Busnetzes sorgt wieder für Aufregung. Im Mittelpunkt stehen die Linien 110 und 111 aus dem Raum Echternach nach Luxemburg. Transportminister Bausch habe Verbesserungen versprochen, sagt Jungpolitiker Ben Streff. Diese Zusage sei jetzt aber wieder vom Tisch. Das Transportministerium hält dagegen: Nichts sei vom Tisch. Man wolle nur nichts überstürzen.

Welchen Wert hat die Zusage eines Ministers? Eine provokative Frage, die ein junger LSAP-Politiker derzeit aufwirft. Dabei handelt es sich um Ben Streff, den Bezirkspräsidenten der Sozialisten im Osten. Seit fast einem Jahr kämpft der Jungpolitiker um die Verbesserung der öffentlichen Anbindungen der Region an die Hauptstadt. Seine Kritik richtet sich vor allem an die Linien 110 und 111, die den Raum Echternach und Junglinster nicht mehr mit dem Zentrum der Stadt Luxemburg verbinden, sondern nur noch mit dem sogenannten „Pôle d’échange“ auf Kirchberg.

Stein des Anstoßes ist die Reorganisation des regionalen Busnetzes, die erst im Laufe dieses Jahres abgeschlossen wurde. Streff nennt es eine „ansonsten gut gemeinte Reform“, fragt sich aber auch, wie es um die Lebensqualität im Osten des Landes steht und ob Transportminister François Bausch („déi gréng“) sein Wort nicht halten möchte. Dieser habe nämlich versprochen, sich des Problems annehmen zu wollen. Inzwischen sehe es aber so aus, als seien die für September versprochenen Verbesserungen wieder vom Tisch.

„Für die Einwohner der Region um Echternach und Junglinster ist die Reform mit enormen Zeitverlusten verbunden. Damit geht auch ein Stück Lebensqualität verloren“, sagt Streff im Gespräch mit dem Tageblatt. Kern des Problems sei der Umstand, dass beide Linien aus Echternach und Junglinster seit der Umsetzung der Reform vor knapp einem Jahr nicht mehr ins Zentrum der Hauptstadt fahren, sondern nur noch Kirchberg bedienen, wo die Fahrgäste auf die städtischen Transporte umsteigen sollen.

Ziel der Reform war es eigentlich, die regionalen Busse aus dem Stadtkern zu verbannen und die Fahrgäste über die sogenannten „Pôles d’échange“ am Stadtrand auf die Tram oder städtischen Busse zu verteilen. „Für die meisten Gegenden ergibt das Sinn“, gesteht Streff. „Allerdings haben diese Umstellungen vereinzelt zu massiven Verschlechterungen geführt. Wie im Raum Echternach und Junglinster.“

Offen für Kritiken

„Die Fahrzeiten sind quasi explodiert“, so das Fazit des jungen Mannes. Die Linien 110 und 111 müssten einen großen Umweg fahren, um den Kreuzungsbahnhof auf Kirchberg zu bedienen. Für 14 Kilometer zwischen Gonneringen und dem Stadtkern habe die Fahrt vor der Reform rund 16 Minuten in Anspruch genommen. „Inzwischen sind es mindestens 32. Für den Hin- und Rückweg muss ein Fahrgast jetzt mehr als eine Stunde einrechnen. Mit dem Wagen braucht man höchstens 30 Minuten“, rechnet Streff vor. „Vor diesem Hintergrund fällt die Wahl nicht schwer.“

Ähnlich gestaltet sich die Lage für Fahrgäste aus Echternach: „Vor der Reform hat die Linie 110 vom hauptstädtischen Bahnhof nach Echternach knapp 45 Minuten gebraucht. Jetzt aber wird die Stunde mit 67 Minuten Fahrzeit deutlich überschritten“, so der LSAP-Politiker. „Das Ganze ergibt keinen Sinn, weil die Anbindung der Strecke an den Kreuzungsbahnhof Kirchberg einen deutlichen Umweg mit enormer Staugefahr darstellt. Studenten und Berufspendler verlieren viel Zeit, während das Umsteigen Senioren und Menschen mit beeinträchtigter Mobilität Schwierigkeiten bereitet“, fasst Streff zusammen.

Transportminister Bausch zeigt sich indessen offen für Kritiken und Vorschläge. Am 2. März wird Ben Streff von François Bausch im Transportministerium empfangen. Der Jungpolitiker wähnt zu diesem Zeitpunkt zahlreiche Fahrgäste aus dem Osten hinter sich. In den sozialen Netzwerken haben seine Wortmeldungen zur Reform zahlreiche Diskussionen ausgelöst. Ein öffentlicher Brief an Transportminister Bausch schlägt noch höhere Wellen.

Mit Erfolg, wie Streff im Gespräch mit dem Tageblatt feststellt: „Beim Austausch mit dem Minister und seinen Beamten konnte ich meine Argumente darlegen und mit Beispielen untermalen. Daraufhin hat der Minister schnell erkannt, dass man der Attraktivität des öffentlichen Transports im Osten keinen Dienst erwiesen habe und sich rasch etwas ändern müsse“, berichtet das LSAP-Mitglied. Bausch habe daraufhin zugesagt, zumindest eine der zwei Linien aus Echternach und Junglinster wieder ins Stadtzentrum zu leiten.

Der Minister habe versprochen, diesen Vorschlag bis September 2021 umsetzen zu wollen, betont Streff. Bausch habe zunächst noch Mai ins Auge gefasst, sei jedoch wegen Bedenken seiner Experten von diesem Vorschlag wieder abgerückt. „Daraufhin hat der Minister sein Versprechen gegeben, den Menschen bis September wieder ein Stück ihrer Lebensqualität zurückzugeben“, hält der junge Mann fest.

Laut Streff sollte die Änderung des Fahrplans spätestens bis Mai öffentlich bestätigt werden. Jedoch sei dies bis heute nicht erfolgt. Auf Nachfrage habe man dem Bezirkspräsidenten der LSAP im Transportministerium mitgeteilt, dass der Vorschlag wieder vom Tisch sei, bevor man ihn wissen gelassen habe, dass man die Situation im Dezember nochmals auswerten wolle. „Dass eine klare Zusage einfach wieder vom Tisch ist, kann ich nicht nachvollziehen. Was ist eine Zusage des zuständigen Ministers überhaupt noch wert?“, meint Streff enttäuscht.

LSAP-Bezirkspräsident Ben Streff wurde Anfang März im Transportministerium von Minister François Bausch empfangen. Dieser habe den Vorschlägen des jungen Politikers positiv gegenübergestanden, heißt es aus dem Ministerium.
LSAP-Bezirkspräsident Ben Streff wurde Anfang März im Transportministerium von Minister François Bausch empfangen. Dieser habe den Vorschlägen des jungen Politikers positiv gegenübergestanden, heißt es aus dem Ministerium. Foto: Ministère de la Mobilité et des Travaux publics

„Minister hat nichts versprochen“

Der Vorschlag sei weder vom Tisch, noch habe man ein Versprechen gebrochen, heißt es aus dem Transportministerium. Beim Treffen am 2. März habe der Minister signalisiert, dass er offen sei für Streffs Vorschläge. Daraufhin habe er angekündigt, die betroffenen Linien von seinen Diensten unter die Lupe nehmen lassen zu wollen und – falls es sinnvoll sei – eine Anpassung im nächsten Fahrplanwechsel anzustreben. „Der Minister hat nichts versprochen. Er hat Ben Streffs Vorschlägen jedoch positiv gegenübergestanden“, unterstreicht Sprecherin Dany Frank, die beim Treffen persönlich zugegen war. „Diesen positiven Ton hat Herr Streff definitiv zu seinen Gunsten interpretiert.“

In den Reformplänen sei von Beginn an vorgesehen gewesen, zwei Buslinien über den Kreuzungsbahnhof auf Kirchberg hinaus ins Zentrum der Stadt Luxemburg zu verlängern, und zwar bis zum Glacis. Die endgültige Umsetzung der Reform sei mit Ausnahme der zwei Verlängerungen im Mai abgeschlossen worden. „Außer den Vorschlägen von Herrn Streff hat die Verwaltung des regionalen Busnetzes aus der betroffenen Region seit diesem Zeitpunkt keine einzige Beschwerde mehr erhalten“, betont Frank.

„Deshalb geht die RGTR-Verwaltung davon aus, dass das neue Angebot gut ankommt. Wenn sie jetzt aber wieder alles umkrempelt, läuft sie wohl Gefahr, vielen Fahrgästen damit zu schaden. Aus Vorsichtgründen wurde deshalb eine detaillierte Analyse in Auftrag gegeben, die in den kommenden Tagen abgeschlossen wird. Erst dann kann der Minister eine objektive Entscheidung fällen“, erklärt die Sprecherin des Transportministers.

Es sei demnach falsch, zu behaupten, der Minister habe seine Zusage zurückgezogen und sein Versprechen gebrochen. „Vielmehr sind die Dienste dabei, das Dossier aus plausiblen Gründen nochmals zu analysieren, um eine mögliche Anpassung hinsichtlich des Fahrplanwechsels im Dezember auszuwerten“, so Frank. Denn: „Die Planung eines Busnetzes ist äußerst komplex und kann nicht einfach übers Knie gebrochen werden!“

Ziel der Reform war es unter anderem, den Stadtkern verkehrstechnisch zu entlasten. Die Fahrgäste werden von den regionalen Bussen an den Stadtrand gebracht, wo sie dann auf Tram und städtische Busse umsteigen können.
Ziel der Reform war es unter anderem, den Stadtkern verkehrstechnisch zu entlasten. Die Fahrgäste werden von den regionalen Bussen an den Stadtrand gebracht, wo sie dann auf Tram und städtische Busse umsteigen können. Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante
Jean Lichtfous
26. August 2021 - 17.30

Ee Politiker den um Ball bleiwt, bravo Här Streff ! Ee Minister de zréck ruddert, schwach, ganz schwach !

Claude Oswald
26. August 2021 - 11.22

D'Experten an de Minister soen dat eent, an d'Leit gesinn a fillen awer eppes anescht. Iergendwéi klappt do eppes net.

Nomi
26. August 2021 - 9.45

Jo, d'Bussen nei unstrei'chen mecht se mei' puenktlech, mei' kompfortabel, mei' Setzplaatzen, an mei' een hei'gen takt !