Sonntag7. Dezember 2025

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TraditionWas das Schmiedetreffen in Pettingen über das Handwerk in Luxemburg verrät

Tradition / Was das Schmiedetreffen in Pettingen über das Handwerk in Luxemburg verrät
Das Hämmern der Schmiede war in Pettingen am Samstag im ganzen Dorf zu hören Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Wer am Wochenende in Pettingen bei Mersch unterwegs war, für den klang es fast so, als wäre die alte Burg zu neuem Leben erwacht. Hier fand das 7. Internationale Schmiedetreffen statt. Wir haben vor Ort mit dem passionierten Schmied Romain Ruscitti über den Beruf und seine Wichtigkeit für Luxemburg gesprochen.

Der Klang von Hammerschlägen auf glühendes Metall und der Geruch von brennender Kohle liegen in Pettingen in der Luft. An mehreren Stationen sind hier Schmiede am Werk und zeigen ihr Können, umringt von neugierigen Besuchern, die denjenigen, die gerade Zeit haben, Löcher in den Bauch fragen. Dazwischen steht auch Romain Ruscitti. Der 67-Jährige ist ein langjähriges Mitglied der Hephaistos-Bruderschaft. Die Vereinigung gibt es seit rund 29 Jahren und zählt mittlerweile rund 35 Mitglieder. Ihr Ziel ist es, den Beruf des Schmieds in Luxemburg zu bewahren – und ihren Hauptsitz hat die Bruderschaft im Bauernmuseum in Peppingen. 

Wieso also das Internationale Treffen in Pettingen? „Wir versuchen, unsere Treffen immer an unterschiedlichen Orten zu organisieren“, erklärt Ruscitti. „Wichtig ist uns die richtige Umgebung – wie zum Beispiel eine historische Burg. Unser zwanzigjähriges Jubiläum haben wir 2016 in der Burg in Befort gefeiert.“ 

Alle Mitglieder der Bruderschaft – die auch Personen aus anderen Ländern aufnimmt – seien ausgebildete Schmiede. „Das ist eine Voraussetzung, um aufgenommen zu werden.“ Doch nur die wenigsten von ihnen würden die Tätigkeit hauptberuflich verfolgen. Etwa fünf professionelle Schmiede gebe es in Luxemburg, etwas mehr als ein Dutzend würde das Schmieden als Hobby ausüben. „Vielleicht auch etwas mehr. Wenn sie nicht bei uns registriert sind, dann sind sie uns vielleicht nicht bekannt.“ Wer annimmt, dass der „Bruderschaft“ nur Männer angehören, liegt falsch. „Es gibt auch einige Frauen, die bei uns Mitglied sind“, sagt Ruscitti. 

Spezielle Kohlen sorgen für extrem hohe Temperaturen 
Spezielle Kohlen sorgen für extrem hohe Temperaturen  Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Wer sich zum Schmied ausbilden lassen möchte, der kann Kurse im „Centre national de formation professionnelle continue“ (CNFPC) wahrnehmen. „Die gehen über drei Jahre“, sagt Ruscitti am Samstag. Die Kurse werden von den professionellen Schmieden Paul Felten und Romain Schleich gehalten. „Wir haben eine Grundausbildung von einem und einen weiterführenden Kurs von zwei Jahren“, sagt Felten am Dienstag am Telefon. Die Einschreibung müsste demnächst auf der Webseite des CNFPC veröffentlicht werden und beginne dann im September. „Der Kurs dauert jeweils ein Schuljahr und findet einmal die Woche von 6 bis 9 Uhr abends statt.“ Eine Anmeldung ist ab dem Lehralter von 16 Jahren möglich. Es sind die einzigen offiziellen Kurse, die im Land angeboten werden. Zu Beginn herrsche immer ein großes Interesse, aber über die Jahre verliere man einige Schüler. „Am Ende schließen aber immer fünf oder mehr die Ausbildung ab“, sagt Ruscitti. 

An den Luxemburger Schulen allerdings könne man den Beruf des Schmieds nicht sofort lernen, erklärt Ruscitti. „Da wird man hierzulande zunächst als Schlosser ausgebildet. Wenn man dann als Lehrling anfängt, gibt es verschiedene Firmen, die einem eine weiterführende Ausbildung als Schmied ermöglichen.“

Es sei wichtig, unter genauer Anleitung ausgebildet zu werden, sagt Ruscitti. Denn zum Beruf gehöre, wie beim Schreiner, nicht nur das manuelle Know-how, sondern auch das technische Zeichnen. „Ein Schmied muss sein Projekt 1:1 ausarbeiten können, ehe er zum Hammer greift. Das ist nicht so leicht.“ Wer einen kleinen Eindruck vom Schmiedehandwerk bekommen möchte, der kann die Schmiede im Bauernmuseum in Peppingen besuchen. 

Welche Produkte der Schmied von heute anfertigt, hänge auch von der Spezialisierung des Einzelnen ab. „Von großen Eisenpforten bis zur filigranen Deko“ sei alles dabei. Auf dem Schmiedetreffen selbst sieht man am Samstag eine große Auswahl an verschiedenen Techniken. Besonders beeindruckend ist die große „Zuschläger“-Maschine, die einen stetigen Rhythmus vorgibt. Sie ersetzt den zweiten Schmied, der für einige Projekte unentbehrlich ist, aber nicht immer vorhanden ist. „Eine solche Maschine haben die wenigsten zu Hause“, schmunzelt Ruscitti.

Genügend Hämmer hat kein Schmied 
Genügend Hämmer hat kein Schmied  Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Meistens reichen Hammer, Amboss und eine Feuerstelle aus. Doch wird nicht die gewöhnliche Grillkohle verwendet, sondern „Schmiedekohlen“. „Mit denen können wir ganz andere Temperaturen erreichen“, erklärt Ruscitti. Viel Platz braucht man für eine Hobbyschmiede nicht. Eine Fläche von „drei auf drei oder fünf Meter reicht da schon aus“. 

Besonders betont Ruscitti am Samstag allerdings den Zusammenhalt und den Austausch der Schmiedegemeinde. Es sei wie „eine große Familie“, der man sich anschließen könne. „Wer interessiert ist, reist auch ins Ausland, um dort unter anderen Schmieden zu lernen. So geben wir unser Know-how weiter und jeder entwickelt seine ganz persönliche Art des Schmiedens.“ Dieser Erhalt der Traditionen sei ihm wichtig. „Das Schmiedehandwerk gehört zu unserem kulturellen Erbe. Das müssen wir erhalten.“ 

Alassane Dermé in Pettingen 
Alassane Dermé in Pettingen  Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Traditionelle Techniken aus Burkina Faso

Nicht nur aus dem nahen Ausland sind am Samstag Schmiede nach Pettingen gekommen. Alassane Dermé (36) aus Burkina Faso stellt seine traditionelle Art des „Wachsausschmelzverfahrens“ vor, mit der er Bronzefiguren herstellt. In einem ersten Schritt wird die spätere Statuette aus Wachs geformt, dann werden zwei Schichten – eine dünnere und eine dickere – aus Ton aufgetragen. „Ich mische Pferdehaare unter den Ton, damit es besser hält“, erklärt Dermé. Er sei schon die fünfte Generation seiner Familie, die diesen Beruf ausübe. „Die Techniken habe ich von Kind auf gelernt und gebe sie heute an Lehrlinge aus der ganzen Welt weiter.“ Sechs Monate im Jahr lebe er in Burkina Faso, die restlichen sechs reise er dahin, wo er eingeladen oder benötigt wird.
Nachdem der Ton ausgehärtet ist, wird das Wachs weggeschmolzen. 40 bis 50 Prozent davon könne er „retten“. Deswegen heiße die Technik auf Französisch auch die „Kunst des verlorenen Wachses“. Ist die Figur leer und hat die notwendige Temperatur erreicht, werde die Bronze eingefüllt. „Dann muss das Ganze abkühlen und aushärten. Anschließend breche ich dann die Tonhülle auf. So ist jede Figur ein ganz besonderes Unikat.“ In Luxemburg freut sich Dermé insbesondere über das große Interesse. „Ständig bleiben Menschen und Kollegen stehen und wollen mit mir über meine Arbeit reden. Das macht mich wirklich glücklich.“