NationalmannschaftWarum FLF-Stürmer Edvin Muratovic es nicht bereut, mehr Zeit im Fitnessstudio verbracht zu haben

Nationalmannschaft / Warum FLF-Stürmer Edvin Muratovic es nicht bereut, mehr Zeit im Fitnessstudio verbracht zu haben
Der athletische Angreifer will seine Qualitäten unter Beweis stellen Foto: Editpress/Gerry Schmit

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Balkan, Positionswechsel, EM-Qualifikation: Stürmer Edvin Muratovic kam eine Woche nach seiner Nominierung für die A-Auswahl auf seinen neuen Anlauf zu sprechen. Was er sich gegen Bosnien (Donnerstag, 20.45 Uhr, im Stade de Luxembourg) erhofft und warum er nicht nur ein Teil, sondern auch ein großer Anhänger dieser Mannschaft ist, erklärte der 26-jährige Racing-Angreifer im Tageblatt-Interview.

Tageblatt: Wie und wann haben Sie erfahren, dass Sie wieder Teil der Nationalmannschaft sein werden?

Edvin Muratovic: Etwa anderthalb Stunden vor der Pressekonferenz. Das Sekretariat des Verbandes hat mich über die Nominierung informiert. 

Hat Sie der Anruf überrascht?

Ich hatte nach wie vor immer den Wunsch, dass es irgendwann wieder der Fall sein würde. Nach meinen guten Leistungen in den vergangenen Wochen und Monaten in der BGL Ligue bestand die Hoffnung, dass das nicht unbeobachtet bleiben würde. Ich freue mich sehr, wieder im FLF-Trainingslager zu sein. Nominiert zu werden, ist eine enorme Motivationsquelle, die mit Zufriedenheit einhergeht. Mich wieder hier beweisen zu können, ist enorm wichtig. Ich war über ein Jahr nicht mehr dabei. Jetzt habe ich wieder die Gelegenheit, dem Trainer zu zeigen, dass ich auf diesem Niveau mithalten kann, und dass er in Zukunft auf mich zählen kann. Jetzt liegt der Ball bei mir. Ich muss in den Trainingseinheiten beweisen, dass ich es drauf habe. 

Wie groß ist der Unterschied in puncto Trainingsintensität zwischen dem Racing und der Nationalelf?

Das sind gefühlt drei Stufen, was Intensität und Technik anbelangt. Bei der FLF hat man es ausschließlich mit Top-Leuten zu tun, die beispielsweise in der Bundesliga aktiv sind. Den Unterschied spürt man sofort, obschon ich denke, dass ich mich schnell und gut anpassen kann. 

Auch wenn es am Wochenende nicht so erfolgreich lief, können Sie beeindruckende Statistiken in der Liga aufweisen. Woran liegt das?

Von mir wird diese Saison beim Racing enorm viel erwartet. Es gab zahlreiche Abgänge im Sommer und die Verantwortung liegt zu großen Teilen auf meinen Schultern. Ich bin einer der Leader der Mannschaft. Das ist eine Motivation, die mich jedes Wochenende antreibt, um meinem Team zu helfen. Ich habe mehr Druck und erwarte auch von mir selbst, dass ich es hinbekomme. Ich gebe mein Bestes.

Welchen Einfluss hat der Positionswechsel zurück auf die Neun?

Ich musste vergangenes Jahr auf der linken Seite spielen, was mir absolut nicht entgegenkam. Ich habe mich sozusagen für das Team geopfert. Das ist ein anderes Thema. Jetzt bin ich zurück auf meiner starken Position und es läuft wieder. Der Trainer weiß, wie er meine Stärken ausnutzen kann. Leider war das vergangene Saison nicht der Fall. 

Im vergangenen Jahr haben Sie siebenmal getroffen – das haben Sie jetzt bereits nach zwölf Spieltagen erreicht. Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?

So viele Tore wie möglich zu schießen und der Mannschaft zu helfen. Wir sind nicht unbedingt sehr erfahren und der Kader ist nicht breit. Es ist schwer, konstant zu sein, wenn es einigen jungen Spielern noch an der nötigen Erfahrung in der BGL Ligue fehlt. Mein Ziel ist es, das Team mit meinen Toren mitzuziehen und Reife reinzubringen.

Was haben Sie in der Sommerpause unternommen, um auf Ihr gewohntes Niveau zurückzukommen?

Ich habe mir selbst gesagt, dass ich wieder beweisen muss, wer ich bin. Ich habe mehr gearbeitet, als ich es sonst in einer Saisonvorbereitung getan hätte. Ich fühle mich körperlich fit. Ich habe mehr Zeit im Fitnessraum verbracht, war schon ein paar Minuten früher im Training und bin dann auch länger geblieben. Das sind die kleinen Dinge, die in der Endabrechnung den Unterschied machen. Diese Sachen, die man eigentlich nicht gerne macht, erledige ich jetzt bewusst. Ich merke, dass es mich weiterbringt.

Hat ein Duell gegen einen Balkan-Staat für Sie eine besondere Würze?

Natürlich. Es immer speziell, als „Balkaner“ gegen einen Balkan-Staat anzutreten. Ich kenne die Mentalität, das Temperament, die Aggressivität – es ist etwas Besonderes. Solche Spiele bestreitet man einfach gerne. Ich bin optimistisch, dass wir das Duell gewinnen können. Die Jungs haben es im Hinspiel schon einmal gemacht.  

Ihr bislang einziger Länderspieltreffer gelang Ihnen ausgerechnet gegen das Land Ihrer Eltern – Montenegro. Welche Erinnerungen haben Sie an diesen Tag?

Ich habe danach noch eins gegen Zypern geschossen, aber das wurde als Eigentor gewertet, obwohl es mir zustehen müsste (lacht). Gegen Montenegro wurde ich sozusagen ins kalte Wasser geworfen, denn ich stand zum ersten Mal in der Startelf. Danach hat sich irgendwie alles zu meinen Gunsten ergeben. Ich habe eine Top-Leistung in der Nations League geliefert, ausgerechnet gegen das Land, aus dem meine Eltern stammen. Es war ein Jackpot. Das werde ich nie vergessen.

Zurück zur Aktualität: Die bosnischen Medien haben bereits berichtet, dass sowohl Edin Dzeko als auch Miralem Pjanic fehlen werden. Kommt das Luxemburg entgegen?

Selbstverständlich kommt uns das entgegen. Wir sprechen hier von zwei Weltstars, die ihre Qualitäten auf internationalem Niveau jahrelang gezeigt haben. Ihre Abwesenheit kann uns also nur in die Karten spielen. Man sollte Bosnien deswegen aber nicht unterschätzen. Die Qualität ist hoch, auch wenn ihre beiden Aushängeschilder fehlen, stehen noch Profis im Kader, die in sehr starken Vereinen unter Vertrag stehen und den Unterschied machen können. 

Hat die Nationalelf in Ihrer Abwesenheit (seit Juni 2022) einen weiteren Schritt gemacht? 

Wir hatten jetzt erst ein gemeinsames Training (lacht). Es geht einfach alles viel schneller und sauberer als in der BGL Ligue. In den Spielen war das Niveau unglaublich hoch, besonders die erste Hälfte gegen die Slowakei. Da hätten wir eigentlich 2:0 in Führung gehen müssen. Aber Glück gehört zum Fußball dazu. 

Das heißt also, dass Sie das Team hautnah verfolgen, wenn Sie nicht nominiert werden?

Klar. Es sind Jungs, mit denen ich aufgewachsen bin. Mit der Hälfte der Mannschaft habe ich schon in den Jugendkategorien gespielt. Wir kennen uns auswendig. Es ist eine riesige Freude, sie zu unterstützen, selbst wenn ich nicht dabei bin. Aber ich lasse es mir nie nehmen, selbst im Stadion dabei zu sein und die Jungs anzufeuern. Das ist wirklich wichtig für mich.

Wie bewerten Sie die fünf Punkte Rückstand auf die Slowakei?

Solange es mathematisch möglich ist, werden wir die Hoffnung nicht aufgeben. Wir sind alle so eingestellt, dass wir Vollgas geben werden.

Letzte Frage: Ist die direkte EM-Qualifikation ein Thema, über das geredet wird?

Es ist in den Hinterköpfen. Das muss es ja auch. Nach so einer guten Kampagne muss man so denken. Wir werden versuchen, unsere Punkte zu holen und schauen dann, was dabei herauskommt.

Gerson im Team des Jahres

Lars Gerson wurde in Norwegen von den Sportjournalisten in die Mannschaft des Jahres der zweiten Liga gewählt. Der Verteidiger von Kongsvinger wurde nach dem Ergebnis der Wahl bei tv2.no in höchsten Tönen gelobt: „Hat die Hinterreihe auf glänzende Weise geleitet, war ebenfalls Torschütze. Ist jemand, auf den man sich in der Defensive verlassen kann.“ (chd)