ChinaWachsende Sorge wegen Schieflage von  Immobilienriesen Evergrande

China / Wachsende Sorge wegen Schieflage von  Immobilienriesen Evergrande
Ein Gebäude-Komplex von Evergrande in Guangzhou, China. Der Schuldenstand des Unternehmens, einer der größten Immobilienentwickler des Landes, beträgt umgerechnet mehr als 260 Milliarden Euro. Foto: AFP/Noel Celis

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Die Sorge um die wirtschaftlichen Folgen eines möglichen Zusammenbruchs des chinesischen Immobilienriesen Evergrande wächst. Die Preise für Immobilienanteile an der Hongkonger Börse stürzten am Montag ab, Investoren rechneten damit, dass der Konzern die Zinszahlungen auf seine Milliardenschulden bereits in dieser Woche nicht länger bedienen kann.

Die Krise des Unternehmens führte bereits zu enormen Vermögensverlusten: Der chinesische Immobilientycoon Zhang Yuanlin, Vorsitzender der Sinic Holdings Group, verlor laut der US-Zeitschrift Forbes am Montag mehr als eine Milliarde Dollar. Der Handel mit der Aktie von Sinic wurde ausgesetzt, nachdem diese 87 Prozent ihres Werts verloren hatte.

Mit einem Anteil von rund einem Viertel am Bruttoinlandsprodukt ist der Immobiliensektor ein entscheidender Wirtschaftszweig in China. Eine Krise in dem Sektor könnte somit für die gesamte chinesische Wirtschaft schwerwiegende Folgen haben.

Der Aktienkurs von Evergrande stürzte am Montag weitere 17 Prozent ab, seit Beginn des Jahres verloren die Unternehmensanteile somit rund 90 Prozent ihres Werts. Vor den Unternehmensvertretungen kam es in mehreren chinesischen Städten zu Protesten von Investoren und Lieferanten, die ihr Geld zurückforderten. Laut Experten haben mehr als eine Million Menschen Bauvorhaben im Voraus bezahlt, die von Evergrande bisher nicht umgesetzt wurden. Ein Firmenvertreter hatte den verärgerten Geschäftspartnern daraufhin statt Geld nicht fertiggestellte Wohnungen, Parkplätze oder Lagerräume angeboten.

Reaktion der Regierung bleibt ungewiss

Auch andere Unternehmen im Immobiliensektor sind bereits von der Krise betroffen: Der Aktienkurs von Henderson Land verzeichnete ein Minus von 13,2 Prozent, der Kurs von New World Development sank um mehr als zwölf Prozent. Die Aktie von Sun Hung Kai Properties verlor 10,3 Prozent.

Die Krise macht sich auch in anderen Branchen bemerkbar: Das Versicherungsunternehmen Ping An verzeichnete ein Minus von fast sechs Prozent. Mit den Aktien der China Minsheng Bank, der Agricultural Bank of China und der Industrial and Commercial Bank of China verloren auch die Aktien von Geldhäusern zwischen drei und sechs Prozent ihres Werts. Der Leitindex der Hongkonger Börse, der Hang Seng Index, verlor am Montag zwischenzeitlich mehr als vier Prozent.

China Evergrande hat zum Wochenauftakt auch die Anleger in Europa in die Flucht geschlagen und dem Dax seinen ersten Auftritt mit 40 Werten verdorben, schreibt die Nachrichtenagentur Reuters. Nach der bisher größten Reform seiner Geschichte fiel der deutsche Börsenindex in der Spitze um drei Prozent, bevor er seine Verluste auf 2,3 Prozent eingrenzte. Investoren fürchteten die Zahlungsunfähigkeit von Chinas zweitgrößtem Immobilienentwickler sowie Dominoeffekte am Immobilien- und Finanzmarkt. Für Nervosität sorgten auch anstehende Notenbank-Treffen, von denen Börsianer Hinweise auf eine Drosselung der Konjunkturprogramme erwarten. Auch an anderen europäischen Handelsplätzen hinterließen die Turbulenzen am Montag ihre Spuren. Nach unten ging es auch an der Wall Street. 

Noch ist unklar, wie die chinesische Regierung auf die drohende Wirtschaftskrise reagieren wird. Ein Analyst der chinesischen Bocom International Holdings, Philip Tse, warnte vor „weiteren negativen Konsequenzen“, sollte die politische Führung kein klares Signal zur Lage von Evergrande senden. Die Aufmerksamkeit der Investoren richtet sich nun auf die anstehenden Rückzahlungen des Unternehmens: Fällig sind Zinszahlungen auf Bankkredite am Montag und auf zwei Anleihen am kommenden Donnerstag.

Romain
22. September 2021 - 22.44

Wenn ein Riese fällt, steigen andere auf. Wenn ein Geschäft nicht geleitet werden kann, sollte das Management entlassen werden