LuxemburgVor 40 Jahren wurde die letzte Mine geschlossen

Luxemburg / Vor 40 Jahren wurde die letzte Mine geschlossen
Vor 40 Jahren endete in Luxemburg eine Ära Foto: Screenshot/Tageblatt 1981

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Heute vor genau 40 Jahren machten sich zum letzten Mal Bergleute auf den Weg in den Schacht, um in Luxemburg Eisenerz abzubauen. Damit war es hierzulande vorbei mit dem Erzabbau. Das Betreiben der Luxemburger Minen lohnte sich nicht mehr.

„Heute schließt mit der Grube Thillenberg nicht nur die letzte Grube unter Tage, sondern der Abbau der Minette in unserem Lande ist damit gänzlich stillgelegt“, stand vor genau 40 Jahren, am Freitag, dem 27. November 1981, im Tageblatt geschrieben. „Mit der Schließung der Grube Thillenberg wird mehr als nur ein Stück Gegenwart zur Geschichte“, hieß es bereits einige Tage vorher in der gleichen Zeitung. „Die Minettegegend wird nur mehr symbolisch ihren Namen tragen.“

Einst legte die Eisen- und Stahlindustrie den Grundstein für den Wohlstand des Landes. Noch im Jahr 1974 trug der Sektor fast ein Drittel zur Luxemburger Wirtschaftsleistung bei, und beschäftigte rund 24.000 Angestellte (fast ein Fünftel aller Arbeitnehmer des Landes). Ein wichtiger Bestandteil der Branche war der Abbau von Eisenerz: Um 1870 waren rund 2.000 Arbeiter in dem Bereich beschäftigt. Gegen 1905 waren es mehr als 6.500 Menschen. Danach ging ihre Zahl zurück, lag aber vor dem Zeiten Weltkrieg immer noch bei mehr als 4.500 Personen. Ab 1960 ging es dann schnell abwärts. Für den Betreiber der Mine, die Arbed, rechnete sich die Bergwerksaktivität nicht mehr. Bereits seit Jahren hatte Luxemburg mit der Konkurrenz von billigeren und reichhaltigeren Eisenerzminen, etwa aus Brasilien, zu kämpfen.

Als die Differdinger Mine Thillenberg im Jahr 1981 stillgelegt wurde, war dies keine Überraschung. Sie war die letzte ihrer Art im Großherzogtum. Gegründet worden war sie etwa 80 Jahre zuvor. Zu ihren Glanzzeiten zählte sie mehr als 650 Angestellte. Am Freitag, dem 27. November 1981, hatten sich derweil nur noch ein Dutzend Bergarbeiter auf den Weg in die Tiefe gemacht.

Ein paar Tage zuvor hatte das Tageblatt aus dem letzten Luxemburger Bergwerk berichtet: „Fast drei Kilometer weit geht die Fahrt ins Innere des Thillenbergs. (…) Die Arbeit geht praktisch wie am Fließband vor sich. Sprenglöcher bohren, Sprengladungen anbringen. Decken abstützen und Erz verladen; fast alles wird mit Maschinen gemacht. Nur der ,mineur‘, der die Sprengladungen in die Bohrlöcher schiebt und nach einem ausgeklügelten System miteinander verbindet, muss noch von Hand arbeiten und im Schein seiner Stirnlampe auf einer Leiter herumturnen. Im Stollen neben ihm bohrt derweil sein Kollege mit einem wahren Ungetüm von Maschine schon die Löcher für die nächste Sprengung.“

„Das Land der roten Erde hat ausgedient“

Und obwohl die Arbeit in den Erzgruben, trotz des technischen Fortschritts, nicht mehr so anstrengend wie früher ist, könne keine Rede davon sein, dass die Arbeit unter Tage jetzt ein Zuckerschlecken sei, ist dem Bericht von damals weiter zu entnehmen. „Dennoch sind die Arbeiter der Erzgrube Thillenberg alles andere als glücklich darüber, dass nun alles vorüber ist.“

Mit einer gewissen Bitterkeit wird in dem Artikel bedauert, dass die Mine eigentlich noch lange nicht ausgeschöpft ist. Doch trotz aller Automatisierung lohne sich der Betrieb für die Arbed nicht mehr. „Der ehemalige Stolz der luxemburgischen Hüttenindustrie wird dem Verfall preisgegeben“, schlussfolgert der Artikel. „Das Land der roten Erde hat ausgedient.“ Geblieben sind jedoch die Errungenschaften in puncto Arbeitsrecht, für die die damaligen Arbeiter hart gekämpft hatten.

In der Großregion war es damals mit dem Erzabbau noch nicht vorbei. Weiter betrieben wurde die französische „Terre rouge“-Grube. Hier ist der Anteil an Eisen im Gestein ein paar Prozent höher, schrieb das Tageblatt. Es erlaube der Arbed, 25 Millionen Franken im Jahr zu sparen. Von hier aus wurden auch Werke in  Luxemburg beliefert. Die letzte Mine in Lothringen wurde derweil 1997 geschlossen. Als Rohstoff setzt ArcelorMittal in Luxemburg heute auf Altmetall.

Seit dieser Zeit ist die Stahlindustrie hierzulande weiter geschrumpft. Vor etwa zehn Jahren wurde beispielsweise das traditionsreiche Schifflinger Werk stillgelegt. Geschrumpft ist seitdem auch die einstmals größte Gesellschaft des Landes: Nach Jahrzehnten an der Spitze des Rankings der größten Arbeitgeber begann ArcelorMittal ab 2016 zurückzufallen. Dieses Jahr liegt die Unternehmensgruppe nur noch auf Platz sechs. Als Folge der konjunkturellen Schwierigkeiten hatte ArcelorMittal letztes Jahr hierzulande erneut einen Abbau von 15 Prozent der Arbeitsplätze angekündigt. In Tripartite-Gesprächen mit Gewerkschaften und Regierung wurde vereinbart, keinen Standort zu schließen. Zudem verpflichtete sich der Konzern, bis 2025 mehr als 165 Millionen Euro zu investieren, um so den Fortbestand des Sektors im Großherzogtum zu sichern. Jedoch mit künftig nur noch 3.000 Arbeitsplätzen.

Undine
5. Dezember 2021 - 21.29

@Wagner nic "Wat eng trauregket ech hun 43 joer op der Schmelz geschafft ,an haut beengt der ferdeg alles ofzerappen.Ed as keng iwerleung do." Et ass esouguer méi wéi eng Iwwerleeung do, si hunn eng Universitéit dohi gebaut. Dat ass e grousst Haus, wou d'Leit hi gi fir eppes ze léieren.

Wagner nic
29. November 2021 - 11.53

Wat eng trauregket ech hun 43 joer op der Schmelz geschafft ,an haut beengt der ferdeg alles ofzerappen.Ed as keng iwerleung do.

Grober J-P.
28. November 2021 - 10.10

"das traditionsreiche Schifflinger Werk stillgelegt." Das u.a. auch weil der Hochofen in Belval stillgelegt war und die Qualität für den dort zu verarbeitenden Stahl nicht mehr stimmte. Wie knirschte Leon im Walzwerk immer in der Zeit: "Wat hunn déi eis ërem Mëscht geliwert, ët ass just nach gudd fir Kanénchersdroot." Für Federstahl für BMW und Co. hat es nur noch hin und wieder gereicht, der Chef hat dann immer mehr Produktivität gefordert.