Mittwoch12. November 2025

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PazifikVon Papua-Neuguinea bis zu den Cookinseln: China als unsichtbare Macht

Pazifik / Von Papua-Neuguinea bis zu den Cookinseln: China als unsichtbare Macht
Papua-Neuguineas Premierminister James Marape (r.) und sein australischer Amtskollege Anthony Albanese haben in Port Moresby lediglich eine Erklärung unterzeichnet – aus dem erwarteten Verteidigungsabkommen wird einstweilen nichts Foto: AFP

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Der ferne Pazifik mag aus europäischer Sicht weit weg erscheinen – doch hier entscheidet sich, wie China seinen globalen Einfluss ausbaut. Verzögerte Verteidigungspakte und neue Partnerschaften zeigen, wie Peking Schritt für Schritt den Westen zurückdrängt.

Wer im Pazifik sicherheitspolitische Netze knüpfen will, merkt schnell: Im Zentrum sitzt längst jemand anderes. China muss gar nicht laut auftreten – seine bloße Präsenz, sein diplomatisches Gewicht und seine ökonomische Schlagkraft reichen, um Abkommen zu verzögern, abzuschwächen oder zu stoppen. In den vergangenen Wochen sind gleich zwei große Sicherheitsabkommen ins Stocken geraten oder gescheitert – und in allen Fällen stand die Volksrepublik wie eine unsichtbare Spinne im Hintergrund.

Am 17. September wollten Australiens Premier Anthony Albanese und sein Amtskollege James Marape aus Papua-Neuguinea in Port Moresby den sogenannten „Pukpuk Treaty“ unterzeichnen – ein Verteidigungspakt, der beide Staaten zu gegenseitigem Beistand im Angriffsfall verpflichtet. Doch kurz vor dem Termin zog sich Papua-Neuguineas Kabinett zurück. Offiziell betonten beide Regierungen, die Verzögerung sei rein innenpolitischer Natur.

Dass Peking prompt das Wort ergriff, war ein Signal. Ein Sprecher der chinesischen Botschaft in Port Moresby warnte, bilaterale Abkommen dürften nicht „exklusiv“ sein und sollten „die legitimen Rechte und Interessen Dritter“ nicht verletzen. Marape betonte zwar, China habe „keine Hand im Spiel“, lobte Beijing aber zugleich als „langjährigen Freund“. Sein Verteidigungsminister soll nun nach China reisen, um die Hintergründe des Abkommens zu erläutern.

Für Australien ist der Vertrag mehr als ein geopolitisches Manöver gegen China. Experten wie Mike Hughes und Joe Keary vom Thinktank ASPI verweisen darauf, dass Papua-Neuguinea ein fragiler junger Staat sei – mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist unter 25 Jahre alt, Arbeitslosigkeit und Stammeskonflikte belasten das Land regelmäßig. Gerade deshalb liege der tiefere Wert des Abkommens in langfristigen Investitionen, in Stabilität. Auch für Australien selbst ist das von unmittelbarer Bedeutung: Die nördlichsten Inseln Queenslands liegen nur wenige Kilometer von Papua-Neuguinea entfernt.

Vanuatu und das Souveränitätsargument

Nur wenige Wochen zuvor war bereits ein anderes sicherheitspolitisches Projekt ins Wanken geraten. Australien wollte in Vanuatu das sogenannte Nakamal-Abkommen schließen, flankiert von 500 Millionen Dollar (280 Millionen Euro) Entwicklungsgeldern. Kernpunkt: Canberra hätte bei Infrastrukturprojekten ein Veto erhalten – ein Mechanismus, der vor allem chinesische Investitionen gebremst hätte.

Doch Vanuatus Kabinett blockierte. Regierungschef Jotham Napat sprach von Souveränitätsbedenken und betonte seine Politik der „Blockfreiheit“. Ohne China namentlich zu nennen, verwies er darauf, dass das Abkommen künftige Abmachungen mit „anderen Ländern“ behindern könnte. Für Beobachter wie Mihai Sora vom Lowy Institute liegt die Lesart auf der Hand: Nach Pekings millionenschweren Geschenken – vom Präsidentenpalast bis zum Konferenzzentrum – sei es „nicht allzu abwegig“, dass Telefonate aus der chinesischen Botschaft den Ausschlag gaben, wie er im Gespräch mit der Australian Financial Review sagte.

Cookinseln: Peking füllt Lücken

Während sicherheitspolitische Deals ins Stocken geraten, zeigt China andernorts, wie es geschickt entstehende Lücken füllt. Anfang des Jahres schloss Peking mit den Cookinseln eine neue „umfassende Partnerschaft“ – inklusive vier Millionen Dollar Soforthilfe, einem Fünfjahresplan bis 2030 für Handel, Investitionen und Tourismus sowie Unterstützung beim Export von Meeresfrüchten. Sicherheit und Verteidigung sind nicht erwähnt – dafür Klimaschutz, Katastrophenhilfe und Infrastrukturentwicklung.

Genau hier setzt China an: Während die USA unter Präsident Donald Trump Klimapolitik und Auslandshilfe zurückfuhren, inszeniert sich Peking als verlässlicher Partner bei existenziellen Themen. Der steigende Meeresspiegel, zerstörerische Wirbelstürme und sterbende Korallenriffe bedrohen die Lebensgrundlage der Inseln. „Gute globale Führer übernehmen Verantwortung nicht nur für ihr eigenes Land, sondern auch für den Planeten“, mahnte Papua-Neuguineas Premier Marape bei „Radio New Zealand“ bereits in Richtung Washington. Für Staaten wie die Cookinseln ist China damit mehr als ein Notnagel: Es wird zur Alternative, wenn andere Partner ausfallen.

Ein Muster seit 2022

Die Fälle Papua-Neuguinea, Vanuatu und die Cookinseln fügen sich in ein größeres Muster. Bereits 2022 wollte China mit zehn Pazifikstaaten ein umfassendes Sicherheits- und Handelsabkommen unterzeichnen. Doch die Partner sagten ab – aus Angst vor Souveränitätsverlust und wegen massiver Gegenreaktionen der USA, Australiens und Neuseelands.

Zeitgleich machte der exklusive Pakt Chinas mit den Salomonen Schlagzeilen: Er öffnete chinesischen Polizeikräften und möglicherweise auch der Marine neue Einflusskanäle – und führte dazu, dass die Regierung in Honiara sogar ein US-Küstenwachschiff abwies. Australien und die USA reagierten mit eigenen Programmen, von Polizeitrainings bis zu milliardenschweren Infrastrukturhilfen.

Für Australiens Premier Albanese ist die Lage heikel. Canberra hat in den vergangenen zwei Jahren eine ganze Reihe von Vereinbarungen geschlossen – mit Tuvalu oder Nauru beispielsweise. Allen gemeinsam ist der Versuch, Chinas Zugriff auf Sicherheitsfragen und kritische Infrastruktur zu begrenzen. Doch die Rückschläge in Port Moresby und Port Vila zeigen, dass das Misstrauen gegenüber einer zu engen Anbindung an Australien wächst – und dass Peking geschickt an diesem Nerv ansetzt.

Luxmann
25. September 2025 - 7.29

NeuGuinea war noch bis 1914 zwischen dem Deutschen reich,den Niederlanden und GB aufgeteilt.
1918 verschwanden die deutschen,spaeter die Niederlande und Australien ersetzte GB.
Die zeiten aendern sich und heute will auch China ein wort mitreden...warum auch nicht?