Großreinemachen im FrühjahrVon Heinzelmännchen und anderen Kobolden

Großreinemachen im Frühjahr / Von Heinzelmännchen und anderen Kobolden
Putzen lassen, statt selbst putzen: Roboter gehen uns im Haushalt immer mehr zur Hand, besonders dann, wenn es um schweißtreibende Tätigkeiten wie Fenster- oder Bödenwienern geht Foto: Unsplash

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Hausarbeit, Wäsche waschen, Geschirr spülen oder Fenster putzen – wie gern hätte man einen dienstbaren Geist, der die lästige Arbeit fast unbemerkt und zu aller Zufriedenheit erledigen könnte. Da nur die wenigsten sich Hauspersonal leisten können oder wollen, haben findige Bastler und Ingenieure Haushaltshilfen entwickelt. Für die Geschichte dieser Geräte interessierte sich unsere Korrespondentin Elke Bunge.

„Wie war es doch zu Köln vordem, mit Heinzelmännchen so bequem“ – mit diesen Worten August Kopischs beginnt die Ballade von den kleinen Wichten, die des Nachts in Kölner Häuser schlichen, um die Arbeiten der Menschen zu erledigen. Wie gern hätte man doch solche dienstbaren Geister im eigenen Hause. Doch eine allzu neugierige Hausfrau sorgte dafür, dass die Heinzelmännchen aus Köln verschwanden, und auch andernorts sind sie nie wieder aufgetaucht.

So müssen die Menschen nun zeitaufwendige und manchmal arbeitsintensive Haustätigkeiten selbst vollziehen, Staub wischen, Böden reinigen, Fenster putzen. Bereits im 19. Jahrhundert, als sich mit Beginn der Industrialisierung auch eine Technikbegeisterung breit machte, dachten pfiffige Erfinder darüber nach, wie sie ihren Frauen die Hausarbeit erleichtern konnten. Dabei richtete sich das Augenmerk vor allem auf solche Tätigkeiten, die körperlich schwer zu verrichten waren und viel Zeit in Anspruch nahmen: das Waschen und Reinigen der Kleidung sowie das Putzen und Wischen von Böden.

Waschmaschinen: die ersten Roboter im Haushalt

Bereits Ende des 17. Jahrhunderts wurden „Maschinentypen“ beschrieben, bei denen Wäsche mittels mechanischer Gerätschaften in einer Lauge bewegt wurde. Ein englisches Magazin berichtete 1752 von einer in Yorkshire benutzten Einrichtung: Ein Holzbottich wurde mit heißer Waschlauge gefüllt, durch die Mitte des Deckels führte eine Stange zu einer Art Zapfenmühle, die mittels Drehen die Wäsche im Bottich bewegte. Das Prinzip einer solchen Zapfenwaschmaschine wurde in den folgenden Jahrzehnten vielfach kopiert und verfeinert – mit Elektroantrieb versehen, konnte man solche Holzbottichmaschinen noch bis in den Zweiten Weltkrieg in Teilen von Thüringen und Sachsen antreffen. Später wurden statt der Zapfen Schaufeln eingebaut, die schonender mit der Wäsche umgingen. Parallel dazu entwickelten Techniker Walzen- und Bürstenmaschinen, Schaukel- und Wiegenmaschinen, bei denen das Wirkprinzip eines Waschbretts nachgeahmt wurde.

Zur Wende ins 20. Jahrhundert kamen elektrische Antriebe auf den Markt. Die erste vollautomatische Waschmaschine kam 1946 in den USA auf den Markt. Verbessertes Material und Wirkungsweise führten dazu, dass Waschmaschinen kleinere Ausmaße erhielten und so auch in Privathaushalte einzogen. Aufgrund günstiger Preise sind sie heute in den Industriestaaten quasi Standard, während sie in vielen ärmeren Ländern auch heute noch eine Ausnahme darstellen. Schwedischen Statistiken zufolge haben nur zwei der sieben Millionen Erdenbürger Zugang zu Waschmaschinen.

Neben Waschmaschinen waren die Staubsauger die ersten Maschinen, die beim Hausputz eingesetzt wurden. Heute können die Modelle weitaus mehr als nur Schmutz aufnehmen
Neben Waschmaschinen waren die Staubsauger die ersten Maschinen, die beim Hausputz eingesetzt wurden. Heute können die Modelle weitaus mehr als nur Schmutz aufnehmen Foto: Unsplash

Staubsauger reinigen die Böden

Neben dem Waschen gehört das Reinigen der Böden zu den arbeitsaufwendigsten Tätigkeiten im Haushalt. Steinfußböden konnten mit einem nassen Lappen gewischt werden. Doch feinere Holzböden oder gar mit Teppichen ausgelegte Räume bedurften feinerer Reinigungstechnik. In den USA entwickelten Techniker Geräte, die handbetrieben über Bürsten den Staub von Böden und Teppichen einfegten. Daniel Hess aus Iowa erhielt 1860 das erste Patent für seinen „Carpet sweeper“. Ihm folgten Ives McGaffey, der 1869 ein Handgerät entwickelte, das über eine Kurbel zum ersten Mal einen Unterdruck in einem Auffangbeutel erzeugte und so den Staub einsog. Die Bedienung war jedoch ziemlich aufwendig, weil man mit einer Hand die Kurbel drehen, mit der anderen das Gerät über den Teppich ziehen und schieben musste.

Andere Maschinen hingegen bliesen den Staub vor sich her in einen Auffangbeutel, eine Arbeitsmethode, die nicht sehr effektiv wirkte. Nach dieser Methode arbeitete auch eine Maschine, die John S. Thurman in St. Louis entwickelt hatte. Das Gerät war jedoch so groß, dass es auf Pferdewagen montiert werden musste. Damit zog man von Haus zu Haus und über lange Schläuche wurden so die Zimmer gereinigt.

1901 drehte der Londoner Hubert Cecil Booth den Spieß um: Statt den Staub zu blasen, saugte seine Maschine ihn ein. Auch Booths Reinigungsapparat, der zunächst von Öl- später von Elektromotoren betrieben wurde, musste auf ein Fahrzeug montiert werden. Überlieferungen zufolge beschwerten sich häufig Nachbarn über den ohrenbetäubenden Lärm, den die Staubsaugmaschine machte.

Nach dem Prinzip des Luftunterdrucks arbeitete auch die Erfindung des Hausmeisters James Murray Spangler aus Canton/Ohio: Aus einem Kasten, einem Ventilator sowie einem Kopfkissenbezug, den er als Staubbeutel nutzte, entwickelte er 1906 ein Reinigungsgerät. Da Spangler jedoch nicht über nötige Mittel für eine größere Produktion verfügte, verkaufte er sein 1908 angemeldetes Patent an den Ehemann seiner Cousine, William Henry Hoover. Hoover erkannte bald die großen Marktchancen des „Vacuum cleaners“. Der clevere Unternehmer ließ das Gerät in mehreren Varianten verfeinern und eroberte zunächst den amerikanischen Markt. Nach dem Ersten Weltkrieg eröffnete Hoover eine Filiale in London und avancierte zum Hoflieferanten. Bald war das Unternehmen Marktführer in Großbritannien, die Marke verbreitete sich derart, dass „to hoover“ bald das Verb für Staubsaugen wurde.

Eigenständige Putzhelfer aus Europa

Die Europäer indes verschliefen die neue Entwicklung nicht. Mit seinem österreichischen Freund Robert Paalen gründete der Schwede Axel Wenner-Gren in Berlin die Santo-GmbH zur Produktion von Haushaltsstaubsaugern. 1919 eröffnete er mit eigenem Patent die Firma Electrolux in Stockholm.

Auch in Deutschland interessierte man sich für das Bodenreinigungsgerät. In dem kleinen bergischen Städtchen Wuppertal hatten 1883 die Brüder Carl und Adolf Vorwerk eine Fabrik für Teppiche und Möbelstoffe gegründet. Später stellte die Firma auch Webstühle her. Nachdem der eigentliche Firmenerbe Carl Vorwerk (Sohn des Firmenmitbegründers) 1907 verstarb, übernahm August Mittelsten Scheid das Unternehmen. Das Produktionsprofil hatte sich inzwischen auf das Herstellen von Zahnrädern, Getrieben, Automobilachsen und Elektromotoren für Grammofone verändert. Nach dem Ersten Weltkrieg ging die Produktion der Grammofone wegen des Vormarsches des Rundfunks zurück. Findige Köpfe des Unternehmens sahen sich auf dem Markt der Haushaltsgeräte um und entwickelten auf Basis des Elektromotors 1929 den ersten Staubsauger der Firma Vorwerk. Vielleicht war es auch die Nähe zu Köln und den dort verehrten Heinzelmännchen, dass die Staubsaugermarke (bis zum heutigen Tag) „Kobold“ genannt wurde. Wenngleich Vorwerk auch mit vielen anderen Haushalts- und Küchengeräten auf den Markt kam, blieben die Staubsauger doch das Kerngeschäft des Wuppertaler Unternehmens.

Das neue Jahrtausend brachte eine weitere Wende auf dem Staubsaugermarkt – die Saugroboter wurden erfunden. Pioniere waren die US-amerikanische iRobot, die schwedische Electrolux sowie die ebenfalls in den USA beheimatete Neato Robotics. Letztere wurde 2017 von Vorwerk übernommen, seitdem ist auch ein Kobold-Saugroboter in unseren guten Stuben unterwegs. Doch ihre Geschichte ist schon ein neues Kapitel.

de Schmatt
9. März 2021 - 10.26

Dieses Grossreinemachen wäre auch an den Strassenrändern angesagt, wo sich Plastik und Blech immer mehr anhäufen. Ob es bei den Auto- oder LKW-Fahrern, die einfach mal, gedankenlos oder absichtlich, den Müll aus dem Fenster schmeissen, zuhause auch so aussieht? Die Umwelt wird uns diese Respektlosigkeit ihr gegenüber auf ihre Manier danken. Eher früher als später werden wir die Zeche für unser Verhalten zahlen müssen.