déi gréngVon Félix Braz bis Meris Sehovic: Alte Hasen und junge Füchse beim Digitalkongress

déi gréng / Von Félix Braz bis Meris Sehovic: Alte Hasen und junge Füchse beim Digitalkongress
Djuna Bernard und Christian Kmiotek stimmten ebenfalls per App über die Parteibeschlüsse ab Foto: Sophie Margue

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Die größte Überraschung beim Digitalkongress von „déi gréng“ war sicher die Videobotschaft des ehemaligen Justiz- und Vizepremierministers Félix Braz, der seit drei Monaten wieder zu Hause bei seiner Familie ist. Daneben stand ein Wechsel im Präsidium an.

Man sah dem Präsidenten-Duo Djuna Bernard und Christian Kmiotek anfangs noch an, dass ihnen die Situation nicht ganz behagte: Ein Parteikongress ohne leibhaftige Mitglieder, die applaudieren, jubeln, diskutieren – irgendetwas stimmt da nicht. Trotzdem führten die beiden als Moderatoren durch den ersten digitalen Parteikongress von „déi gréng“, der am Donnerstagabend stattfand. Zweimal schon war der Termin der großen Begegnung zuvor dem Coronavirus zum Opfer gefallen.

Viel Neues erfuhr man indes nicht: In ihrer Eröffnungsrede streifte Bernard mit dem Pathos, das einer solchen Veranstaltung eigen ist, die üblichen Kernthemen der Partei: Klima- und Umweltschutz, die Zukunftsperspektiven der Jugend, das Engagement gegen Populisten. Auch die schwierige Situation der Corona-Krise kam zur Sprache – „déi gréng“ haben aus den Umständen nicht unbedingt politisches Kapital geschlagen, wie die neueste Umfrage des Politmonitors von TNS Ilres zeigt. Die Beliebtheitswerte ihrer Minister bewegen sich eher im unteren Bereich der Skala.

Nach Bernards Eröffnung brachte sich die Parteijugend mit einem Video ein, welches davor bereits auf Facebook kursierte und in dem sich der politische Nachwuchs zu den Fragen der Jugend positionierte. Das Video war älter, bereits für den ersten, abgesagten Kongress aufgezeichnet und stellte in der Hinsicht fast ein zeitgeschichtliches Dokument dar, insofern, als die Pandemie in den Redebeiträgen keine Rolle spielte. Hier schwang in den einzelnen Redebeiträgen noch der kämpferisch-idealistische Geist von Fridays for Future mit, der während der Pandemie dann doch in den Hintergrund trat.

Der heimliche und unerwartete „Star“ des Abends kam allerdings im nächsten Beitrag: Der ehemalige Justiz- und Vizepremierminister Félix Braz, der im August vergangenen Jahres wegen eines schweren Herzinfarkts aus der Politik ausschied, meldete sich von zu Hause mit einer Videobotschaft zu Wort und kündigte an, beim nächsten Parteikongress wieder physisch anwesend zu sein. Auch wenn Braz’ Rekonvaleszenz offenbar voranschreitet, hinterließ der Anblick des Politikers doch ein flaues Gefühl im Magen. Bis zur Rückkehr in alter Frische wird wohl noch einiges an Zeit ins Land ziehen.

„Kämpf weiter“

François Bausch kam in seiner Rede dann auf das Krisenmanagement der Grünen zu sprechen und betonte, wie schwer das vergangene Jahr für „déi gréng“ war. Braz’ Herzinfarkt, die Traversini-Affäre, aber auch die Rolle der Partei in der Regierung während der Pandemie. Für seinen „Freund Félix“ fand Bausch ermutigende Worte: „Du hast dich zurückgekämpft ins Leben. Kämpf weiter so!“ Hinsichtlich der Regierungsarbeit unterstrich der Transport- und nunmehr Vizepremierminister die wichtigen Entscheidungen, die von den grünen Ministerien zur Bewältigung der Krise mit ausgearbeitet und verabschiedet wurden. Er sprach von einer Reihe von „Meilensteinen“: Die „Mobilitätsrevolution“, die „Erneuerung des Rechtswesens“, die „extrem engagierte Kulturministerin“, die auch in der Corona-Krise ihre Anerkennung erfahren habe. Aber auch der neue „Pacte logement“ von Wohnungsminister Henri Kox, der noch vor der Sommerpause verabschiedet werden soll, fand lobende Erwähnung.

Die Parteifinanzen, die danach zur Sprache kamen, sind offenbar gesund. Mit einem Plus von 206.919,60 Euro schloss der Schatzmeister die Bilanz 2019 ab. Sein Ziel, die „schwarze Null“, hat Serge Faber früher erreicht als erwartet – und bedankt sich bei den Mitgliedern für die saubere Kassenführung. Aufgrund der rezenten Wahlerfolge seien aber auch die Zuschüsse aus der luxemburgischen Parteienfinanzierung noch mal gewachsen.

Seinen Abschluss fand der Kongress mit dem Rücktritt von Chistian Kmiotek, der nach sieben Jahren an der Spitze der Partei seine Co-Präsidentschaft abgibt und Platz für ein neues Gesicht macht: Der Nachfolger, Meris Sehovic, der bis dato im Vorstand der „jonk gréng“ war, teilt sich nun mit Djuna Bernard den Parteivorsitz, womit die Partei sich an der Spitze weiter verjüngt: Beide Präsidenten sind erst 28 Jahre alt. Nachwuchsprobleme, mit denen andere Parteien zu kämpfen haben, scheint es bei „déi gréng“ nicht zu geben.

och Entsater
10. Juli 2020 - 21.36

mir sinn och entsat, wann en onscheinbaren minister no 11 méint krankeschein als 1. nemmen iwwer e kongress faselt, all normale mensch seet do als alleréischt sengen drs... MERCI, datt se en gerett hunn, dat ass wuel méi wichteg wi e kongress vu grengen !!!

de Prolet
10. Juli 2020 - 19.06

"Sinn entsat iwwert de braz ". Ech sinn entsat iwwert de " chronesch kranken". Op engem , dee sech just in extremis vun enger schwéierer Krankheet erholl huet, erëmzetrëppelen ass alles anescht wéi eng Heldentat!

KTG
10. Juli 2020 - 16.35

Ass dem "chronesch kranken" bekannt, datt de Felix Braz net méi Minister ass? Deemno gëllt dat mat den 12 Méint och net méi.

de Schmatt.
10. Juli 2020 - 15.59

Die Zuschaltung von Félix Braz hat mich sehr bewegt und berührt. Man konnte dem Ex Minister ansehen, dass er ein schweres Jahr hinter sich hat und dass er sich sichtlich freut wieder auf dem besten Weg einer hoffentlich baldigen definitiven Genesung zu sein. Herr Braz muss sich keine unangebrachte Bemerkungen und Vorwürfe gefallen lassen, niemand hat ihm die Bürde seines Leidensweges abnehmen können, das musste er ganz alleine schaffen, mit Unterstützung seiner Nächsten. Minister hin, Minister her, Félix Braz ist ein Mensch, ein sympathischer und mutiger obendrein.

Entsaat
10. Juli 2020 - 14.20

@chronesch kranken E besschen Empathie an Takt wären ubruecht. Aere Kommentar ass jiddefalls enner aller Clarinette.

chronesch kranken
10. Juli 2020 - 10.55

sinn entsat iwwert de braz, schwätzt just iwwer partei a kongress, kee wuert merci fir all di vill messagen vun de leit, a kee wuert merci den drs... winst dénen hien nach um liewen ass... an no 12 méint krankeschein misst en jo lo an t'invalidepensioun geschéckt ginn, finito ministerpei!