Hilferufe aus der Lava auf La PalmaVom Vulkan eingeschlossene Tiere müssten aus der Luft gerettet werden 

Hilferufe aus der Lava auf La Palma / Vom Vulkan eingeschlossene Tiere müssten aus der Luft gerettet werden 
Nach dem Einsturz der Nordflanke des Vulkankegels des Cumbre Vieja hat sich ein neuer Lavastrom gebildet, der weitere Zerstörung auf La Palma anrichtet Foto: dpa/Daniel Roca

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Die einzige Rettung für die Vierbeiner wäre eine Evakuierung aus der Luft. Doch zurzeit käme das einem Himmelfahrtskommando gleich.

Die Lava, die seit Wochen aus dem Vulkan im Südwesten der spanischen Kanareninsel La Palma quillt, begräbt immer mehr Häuser und Natur unter sich. Doch die Lavaflüsse verschonen manchmal kleine Flecken in der Landschaft, die sich wie Inseln aus der grauschwarzen Vulkanmasse hervorheben. Eine diese Inseln ist nun offenbar zum Zufluchtsort von einigen zurückgelassenen Haustieren geworden, die vor der Lava auf diese Landinsel flüchten konnten. Tierschützer wollen die Vierbeiner nun mit einer riskanten Luftoperation retten. Wird dies gelingen?

Auf Luftaufnahmen, welche die spanische Tierschutzplattform Leales.org veröffentlichte, wurden mehrere Tiere identifiziert, bei denen es sich um Hunde oder Katzen handeln soll. Die Bilder seien von deutschen Vulkanforschern mit einer ferngesteuerten Drohne gemacht wurden. Nach Angaben der Tierschutzgruppe wurden den Behörden die Koordinaten des Ortes mitgeteilt, an dem die von der Lava Eingeschlossenen ausharren. Der Vulkankrisenstab, der die Arbeit aller Helfer koordiniert, bestätigte diese Informationen zunächst nicht.

Erst einmal nur Eis und Futter?

Eine Rettung der Tiere könnte nur aus der Luft erfolgen, was aber wegen der Hitze und dichter Asche- sowie Rauchwolken nicht einfach ist. Auch schleudert der Vulkan im Gebirgszug Cumbre Vieja immer wieder Gesteinsbrocken durch die Gegend, was jegliche Luftoperationen im kilometerweiten Umkreis der Krateröffnung zu einem Himmelfahrtskommando macht. Deswegen sollen die Hunde und Katzen zunächst mit Nahrung versorgt werden, um sie vor dem Verhungern und Verdursten zu bewahren. „Wir schlagen vor, eine Drohne mit gefrorenem Wasser und feuchtem Futter dorthin zu schicken, wo die Tiere gefangen sind“, erklärt Leales per Twitter.

Sollte diese Versorgungsmission erfolgreich sein, könnte es vielleicht anschließend auch gelingen, die Vierbeiner aus der Luft zu evakuieren, heißt es. Ob die Tiere jedoch per Drohne oder sogar mit einem Hubschrauber tatsächlich von ihrer rettenden Insel geholt werden können, war noch völlig unklar. Nach Angaben der Tierschützer haben die Behörden Hilfe zugesagt. Die Rettungsbemühungen hätten sich jedoch verzögert, weil die Helfer immer noch mit der Evakuierung von Menschen beschäftigt seien, deren Häuser von der vorrückenden Lava bedroht werden.

In unmittelbarer Nähe des größten Kraters fließt die Lava momentan mit einer Geschwindigkeit von bis zu 700 Metern pro Stunde die westliche Flanke des Cumbre Vieja hinunter. Nachdem am Wochenende der Hauptkrater in sich zusammengebrochen war, hatte sich der riesige Lavasee, der im Vulkanschlund blubberte, auf einen Schlag geleert. Die flüssige Vulkanmasse führte haushohe Gesteinsbrocken mit sich, die alles unter sich begruben. Neue Lavaströme überfluteten am Berghang zahlreiche Gebäude, die bisher verschont geblieben waren. Der Krisenstab sprach von einer „äußerst angespannten Lage“.

Vorrang für Menschen

Den offiziellen Angaben zufolge wurden bisher nahezu 1.300 Gebäude und mehr als 130 Bananenplantagen von der Lava zerstört. Der Bananenanbau ist zusammen mit dem Tourismus eine der wichtigsten Einnahmequellen der Insel. La Palma ist eine der grünsten aller Kanarischen Inseln und wird wegen ihres Naturreichtums auch „La Bonita“, Die Schöne, genannt.

Nach Schätzungen hat der Vulkan, der am 19. September ausbrach, bereits 40 bis 60 Millionen Kubikmeter flüssige Gesteinsmassen ausgespuckt. Das ist deutlich mehr als beim letzten Vulkanausbruch auf der Insel, der im Jahr 1971 registriert wurde und etwa drei Wochen dauerte. Angesichts der nicht nachlassenden Gewalt der aktuellen Eruption schließen die Wissenschaftler nicht aus, dass der Cumbre Vieja noch einige Monate brodeln wird.

Auch zahlreiche neue Erdbeben unter der südlichen Inselhälfte signalisieren, dass der Berg wohl so schnell nicht zur Ruhe kommen wird. Einer der stärksten Erdstöße mit einer Stärke von 4,3 auf der Richterskala wurde am vergangenen Wochenende im Inselsüden unter dem 5.000-Einwohner-Ort Mazo registriert, wo alle Gebäude wackelten. Das Dorf Mazo ist bisher nicht von den Lavaflüssen betroffen. Die Menschen leben aber seit Wochen mit der Angst, dass auch sie bald ihren Ort verlassen müssen. Bisher wurden im Inselsüden bereits mehr als 6.000 Menschen evakuiert.

Dort, wo südlich des Küsten- und Ferienortes Tazacorte die Lava ins Meer fließt, wächst eine neue Halbinsel immer weiter in den Atlantik hinein. Sie ist inzwischen nahezu 35 Hektar groß, was etwa genauso vielen Fußballfeldern entspricht. Dies hat zur Folge, dass die Landkarten der Kanarischen Insel nach diesem Vulkandrama korrigiert werden müssen. Vor allem unterhalb der Wasseroberfläche wird das erkaltende und scharfkantige Vulkangestein zur Gefahr, da sich neue vom Meeresboden aufragende Riffe bilden können, die zum Risiko für die Schifffahrt werden.