Vom Pionier zum Fragmentierer: Cornel Meder wird für sein Engagement geehrt

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Am 29. November hat sich ein zahlreiches Publikum im Literaturarchiv in Mersch getroffen, um das beständige Engagement ersten Ranges eines Literaturförderers und -vermittlers der damaligen und heutigen kulturellen Bühne zu würdigen: Cornel Meder.

Von unserem Korrespondenten Franck Colotte

In Anerkennung dieser „Integrationsfigur“ (so Roger Manderscheid) hat das Literaturarchiv, in Zusammenarbeit mit dem „Centre culturel Déifferdeng“, einen Vortrag von Dr. Fabienne Gilbertz über Meders Rolle in der Professionalisierung der Luxemburger Literatur angeboten, der von einer Lesung begleitet wurde.

Nach den einführenden Worten von Claude Conter, Direktor des Literaturarchivs (CNL), und einer Aufnahme, auf der Cornel Meder Erklärungen zum Thema „Schriftsteller und literarisches Erbe“ gab, begann Fabienne Gilbertz die Retrospektive über die Karriere von Cornel Meder, die mit Auszügen aus dem Buch „Steinberg“ illustriert wurde, die vom Schauspieler Marc Limpach vorgelesen wurden.

Cornel Meder war Deutschlehrer und Schuldirektor, Lokalpolitiker, Direktor der Nationalarchive, Schriftsteller, Gründer und Leiter des Differdinger Volksbildungsvereins. Er hat sich nie auf nur eine Aktivität beschränken wollen. Er war schon immer, wie man auf Luxemburgisch sagt, „de Mann mat de ville Kapen“, oder, wie sich Meder in seiner letzten Publikation „Steinberg“ selbst bezeichnet, ein „Fragmentarier“.

Wissen ist Macht

Der erste Teil des Vortrags beschäftigte sich mit dem Thema „Cornel Meder und der Schulbetrieb“. Die Referentin beschrieb die zahlreichen Erfahrungen und Bekanntschaften, die Meder während seiner Studienzeit im Ausland gemacht hatte und die seine Perspektive auf das noch sehr konservative Luxemburger Schulsystem prägten. In „Steinberg“ verrät er, wie er bereits früh damit anfing, gegen dieses starre Korsett zu rebellieren und Freiräume für sich selbst, aber auch für seine Schülerinnen und Schüler zu schaffen.

Als Cornel Meder 1969 die Leitung der neuen „Mittelschule“ in Petingen übernahm und mit gerade mal 30 Jahren zum jüngsten Schuldirektor Luxemburgs wurde, setzte er seine Bildungsidee, seine Vision einer Schule des Dialogs und der Begegnung, des gegenseitigen Respekts und der engagierten Förderung auf verschiedene Weisen um. Der zweite Teil des Vortrags befasste sich mit „Cornel Meder und dem Volksbildungsverein“: An dieser Stelle wurde Meders selbstauferlegte Mission, kulturelle Bildung zu demokratisieren, ganz offenkundig. Sowohl in der Schule als auch im Volksbildungsverein wirkte er vor allem als Pädagoge. „Wissen ist Macht“: Dieser Spruch bedeutete für Meder, den Menschen, die nicht dem Bildungsbürgertum entstammen, die Möglichkeit zu einem emanzipierten, zu einem selbstbestimmten Leben zu bieten.

Der Hauptteil des Vortrags war mit „Cornel Meder und der Literaturbetrieb“ betitelt. Hier erklärte Gilbertz, dass Nicolas Pletschette (Lehrer, Lokalhistoriker und Meders erster Förderer) nicht nur, wie es in „Steinberg“ heißt, ein „Adoptivgroßvater“, sondern darüber hinaus einer seiner wichtigsten „Illuminatoren“ war.

Meder und die meisten seiner Autorenkollegen verstanden in den 60er- und 70er-Jahren unter politischer Literatur etwas gänzlich anderes als parteipolitisches Engagement. Aus dieser Suche nach Alternativen entstand bereits 1965 Cornel Meders Schriftenreihe „impuls“, sein „erstes editorisches Abenteuer“. Danach kamen „doppelpunkt“ und „Galerie“, Meders letztes großes verlegerisches Unternehmen. Seit 1982 gab dieser Literaturförderer eine „revue culturelle et pédagogique“ heraus, wo „nicht akademische, elitäre Angelegenheiten vorgelegt werden sollten“ und bei der „der Schwerpunkt in der Beschreibung sozialer Zusammenhänge eher in dem industriellen Südbezirk als in der ‚gebildeten‘ Hauptstadt anzusiedeln sein würde“. Auf jeden Fall bleibt Cornel Meder der „Illuminator“ nicht nur seiner Freunde, sondern auch der zukünftigen Generationen.