„Visionen großflächiger übermitteln“: Der Trainerausbilder der FLNS, Christophe Audot, im Interview

„Visionen großflächiger übermitteln“: Der Trainerausbilder der FLNS, Christophe Audot, im Interview

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Christophe Audot wurde am 31. Oktober 1981 in Nice geboren. Als aktiver Schwimmer war er für Saint-Laurent du Var im Einsatz, studierte später an der Universität in Montpellier. Nach Luxemburg verschlug es ihn, als er am 2. August 2009 die Nachfolge von Martin Rademacher (heute Ettelbrück) als hauptamtlicher Cheftrainer beim Swimming Luxemburg antrat. Im Juli 2017 endete die Zusammenarbeit mit dem SL und Christophe Audot wechselte zum Schwimmerverband (FLNS). Der Franzose ist immer noch ein Kenner des luxemburgischen Schwimmsports.

Von Marc Biwer

Tageblatt: Wie kann man sich Ihre neue Funktion beim Schwimmverband vorstellen?
Christophe Audot: Das ist ganz einfach erklärt. Ich bilde Trainer aus. Gemeinsam mit Christian Hansmann (technischer Direktor der FLNS) haben wir ein Konzept ausgearbeitet, um die Qualität des Trainings zu verbessern. Die Coaches der Vereine können bei uns für eine Ausbildung für die Trainerlizenz machen. Diese richtet sich aber nicht nur an Trainer, sondern auch z.B. an Grundschul- und Gymnasiallehrer.

Arbeiten Sie ausschließlich für die FLNS?
Sozusagen. Ich bin seit September 2017 exklusiv für den Verband tätig. Denn neben meiner Tätigkeit als Ausbilder bin ich auch noch der persönliche Trainer von Raphaël Stacchiotti. Über diesen Weg stehe ich natürlich auch mit dem COSL in Verbindung. Und bei meiner Arbeit als Ausbilder mit dem Schulministerium und dem Sportlyzeum.

Wo liegen die Unterschiede zwischen Trainer und dem neuen Job?
Es ist komplett anders und doch nicht. Ich will den Schwimmsport voranbringen. Es ist ein anspruchsvoller Sport. Man muss viel Arbeit investieren und auch sehr viel Geduld. Ich liebe diese Herausforderung, ich liebe diesen Sport und will mich für diesen Sport einsetzen. Als Trainer konnte ich mich um die Schwimmer eines Vereins kümmern, als Ausbilder kann ich meine Visionen großflächiger übermitteln. Ich bin nicht für eine Büroarbeit gemacht, ich arbeite lieber an der Basis, arbeite Strategien aus, entwickele Ideen. Der Stress ist auf beiden Seiten gleich. Man muss viel Zeit investieren. Ich arbeite gerne unter Druck, es macht Spaß und man gewinnt viele Freunde.

Sie waren und sind immer noch nahe am Luxemburger Schwimmsport dran. Wie ist die Bestandsaufnahme? Gibt es genügend Talente?
Ich befinde mich in einer schwierigen Position, um mich zu äußern. Ich bin ja nur für Raphaël zuständig. Aber es bestehen noch Kontakte und man fragt mich auch gerne um Rat. Aber um die Frage zu beantworten, muss man nur sehen, wie viele junge Schwimmer sich für die Junioren-EM und die EYOF (Europäische Jugendspiele) qualifizieren konnten. Sie sind alle bereit, viel Schweiß in ihren Sport zu investieren. Jedenfalls gibt es im internationalen Vergleich immer mehr gute Ergebnisse. Also ja, es sind ausreichend Talente vorhanden. Ein anderes Kapitel ist, was aus diesen wird, wenn sie erwachsen sind. Nicht alle schaffen den Sprung zur Elite.

In den Vereinen häuft sich der Anteil an Schwimmern ohne luxemburgische Nationalität, wirkt sich das negativ auf die anderen Schwimmer und den Sport allgemein aus?
Es gab schon immer Schwimmer in den Vereinen mit einer anderen Nationalität. Viele von ihnen wurden Luxemburger. Mir ist auch nicht bekannt, dass es irgendwelche Rivalitäten gab. Die Schwimmer verbringen viel Zeit und viele Jahre miteinander und wachsen zu einer verschworenen Gemeinschaft. Da gibt es keinen Neid oder sonst irgendetwas. Man bringt sich gegenseitig voran. Eine Nationalität spielt dabei keine Rolle. Für Luxemburg ist es auch eine gute Sache, weil sie über diesen Weg zu guten Schwimmern kommen. Jüngstes Beispiel ist Monique Olivier.

Anderes Thema, wie viele Schwimmer werden wir bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio sehen?
Auch wieder eine delikate Frage. Ich will mich hier nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber ich denke, dass Julie Meynen es schaffen wird. Sie ist eine exzellente Kraulerin und schon dicht an der Pflichtzeit dran. Sie darf sich jetzt nur nicht unter Druck setzen lassen, sondern muss es entspannt angehen. Es müssen nicht immer Sprünge von Zehntel sein, es reichen Hundertstel. Das hört sich leicht an, ist aber schwierig und bedarf viel Arbeit. Was Raphaël Stecchiotti betrifft, arbeiten wir an der Qualifikation. Er und ich glauben fest daran, dass er in Tokio seine vierten Spiele bestreiten kann. Raphaël arbeitet sehr hart am Minimum und seine Zeiten werden progressiv schneller.

Wie schätzen Sie den Wert der offenen luxemburgischen Meisterschaften (OLN) ein?
Es ist ein Wettkampf, den ich sehr gerne mag. Für die meisten Schwimmer ist es der Abschluss der Saison und jeder verfolgt seine eigenen Ziele. Für einige ist es eine Vorbereitung für die internationalen Wettkämpfe, für andere der ultimative WM-Test. Für diese Schwimmer ist es psychologisch wichtig, dass sie noch einen Wettkampf im hauseigenen Becken austragen dürfen. Die meisten Teilnehmer wollen aber zu Saisonschluss noch einmal alles geben und eine Medaille holen.

Haben die Landesmeistertitel noch Gewicht für die Schwimmer?
Für die jungen Schwimmer bedeutet ein Titel natürlich sehr viel. Erfolg ist immer wichtig und eine Landesmeisterschaft bedeutet etwas – das wird in den Geschichtsbüchern festgehalten. Es gibt aber auch Schwimmer, für welche die Zeit wichtiger ist als die Platzierung.