SpanienViruswelle stoppt Tourismus auf Mallorca – Buchungen brechen um 30 Prozent ein

Spanien / Viruswelle stoppt Tourismus auf Mallorca – Buchungen brechen um 30 Prozent ein
Bar an der Strandpromenade von Palma de Mallorca: Die Tourismusbranche auf der Insel befürchtet wieder weitgehende Verluste wegen steigender Infektionszahlen Foto: dpa/Clara Margais

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An Mallorcas berühmtestem Sandstrand, der Playa de Palma, sonnen sich an diesen Tagen Tausende Urlauber. Kleine Wellen rollen ans Ufer. Kinder plantschen im badewannenwarmen Wasser. Kein Wölkchen am blauen Himmel. Die Palmen wehen an der dahinterliegenden Meerespromenade im leichten Wind.

Wochenlang hatte es so ausgesehen, als ob auf Mallorca, der meistbesuchten Urlaubsinsel Europas, wieder die Normalität eingezogen ist. Doch plötzlich trübt die Corona-Pandemie wieder die Hoffnungen auf einen sorgenfreien Sommer: Die Infektionen explodieren seit Tagen im Ferienparadies, in dem die Deutschen traditionell die größte Touristengruppe sind.

Die Sieben-Tage-Inzidenz lag auf Mallorca am Freitag nach Angaben der örtlichen Behörden bei 382 Fällen pro 100.000 Einwohner. Der mittlere Wert für die Baleareninseln, zu denen auch Ibiza, Menorca und Formentera gehören, betrug sogar 426. Das ist die höchste Ansteckungsrate, die seit Beginn der Pandemie vor anderthalb Jahren auf den Mittelmeerinseln registriert wurde.

Immer mehr Urlauberherkunftsländer verhängen deswegen Reisebeschränkungen. Und zwar nicht nur für Mallorca, sondern für ganz Spanien, wo die Lage mit einer landesweiten Wocheninzidenz von 380 nicht besser aussieht. Auf den balearischen Ferieninseln werden derzeit täglich nahezu 900 neue Ansteckungen gemeldet, im ganzen Königreich sogar 30.000.

„Das ist ein neuer Schlag für die Sommersaison“, schrieb die Inselzeitung Diario de Mallorca. Beim mallorquinischen Hotelierverband FEHM gab es lange Gesichter, weil man befürchtet, dass nach dem verhagelten Corona-Sommer des vergangenen Jahres nun auch in dieser Saison ein touristischer Absturz droht. „Die Unsicherheit endet nicht“, sagte bedauernd eine Sprecherin.

Die neue Viruswelle auf der Insel kam ins Rollen, nachdem die Abschlussfeiern von spanischen Schülern an Mallorcas Stränden zum größten Superspreading-Event der Nation geworden waren. Bilanz: mehr als 2.000 Infizierte, die das Virus nach ihrer Rückreise in ihre Heimatregionen über ganz Spanien verteilten. Dann signalisierten Berichte über eine wachsende Zahl von ausländischen Urlaubern, die nach einer Infektion in Quarantänehotels eingewiesen werden müssen, dass die neue Corona-Welle auch den internationalen Tourismus erfasst hat. Inzwischen teilten die örtlichen Gesundheitsbehörden mit, dass die hochansteckende Delta-Variante auf Mallorca 85 Prozent aller Infektionen verursacht. Diese Mutante dürfte den Corona-Tsunami mit angeschoben haben.

Lage könnte sich weiter verschlechtern

Spaniens Tourismusministerin Reyes Maroto hatte noch vergangene Woche den Traum von einer touristischen Erholung genährt: „Wir wollen dieses Jahr wenigstens die Hälfte der Urlauber, die 2019 gekommen sind, zurückgewinnen.“ In 2019 waren 10,3 Millionen ausländische Urlauber auf die Insel gekommen. Aus diesem Traum wird wohl nun nichts mehr. Mallorcas Hotelverbandschefin Maria Frontera teilte gerade mit, dass die Zahl der Buchungen in den letzten Tagen, in denen sich die Corona-Lage zunehmend verschlechtert habe, bereits um 30 Prozent abgestürzt sei.

Das könnte noch schlimmer werden, wenn die neuen Beschränkungen, die von der Inselregierung erlassen wurden, nicht greifen: Von diesem Wochenende an gilt auf der ganzen Insel ein weitgehendes nächtliches Versammlungsverbot von 1 Uhr bis 6 Uhr morgens. Die Gastronomie muss zu dieser Stunde ebenfalls schließen. Die Strände werden sogar von 22 Uhr abends an abgesperrt. Damit soll der nächtliche Partytourismus, der vor allem an der Playa de Palma außer Kontrolle geraten ist, ausgetrocknet werden. Zur Kontrolle des Nachtlebens will die Polizei nun sogar Drohnen und Hubschrauber einsetzen.

Zudem bittet Inselchefin Francina Armengol alle Urlauber wie Bewohner, nicht ohne Maske auf die Straße zu gehen. Die Maskenpflicht im Freien wurde zwar von Spaniens Regierung aufgehoben – wenigstens soweit Sicherheitsabstand eingehalten werden kann. Doch dies war nach Meinung der Virologen wohl etwas voreilig. Deswegen der Appell der Inselbehörden: „Bitte nicht oben ohne.“

J.C. Kemp
23. Juli 2021 - 17.57

Die armen Versicherer, nach einem coronabedingten ruhigen Jahr, weniger Unfälle, müssen sie jetzt mit einem Schlag tief in die Taschen greifen. Das minimiert den Profit und die Dividenden. Wetten, dass irgendwie die Versicherungsnehmer dran glauben müssen!