Bezahlbarer WohnraumVereinigung gründet Wohngemeinschaften

Bezahlbarer Wohnraum / Vereinigung gründet Wohngemeinschaften
Auch wenn Wohngemeinschaften längst nicht mehr allein etwas für Studenten ist, so ist das Konzept doch immer noch bei jungen Menschen sehr beliebt. Die Vereinigung „Life“ will dabei helfen, mehr WGs auf den Markt zu bringen.  Foto: Shutterstock

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Mit Wohngemeinschaften will „Life“ mehr bezahlbaren Wohnraum in Luxemburg schaffen. Bisher ist die Vereinigung vor allem als Verwalter der WGs aufgetreten. Nun aber wurde erstmals auch ein Haus gekauft. Nach der Sanierung stehen dann sieben weitere Zimmer zur Verfügung.

Bei einer WG denkt man gerne an Studenten, revolutionäre Zeiten und durchzechte Nächte. Die erste offizielle Wohngemeinschaft hieß Kommune 1 und wurde 1967 in Berlin als politisch ausgerichtetes Studentenprojekt gegründet. Die Kommune selbst überlebte nur drei Jahre, doch das Konzept hat sich bis heute bewährt. Mit dem Unterschied, dass heute andere Gründe im Vordergrund stehen als zu den Gründerzeiten der Kommune 1. Wie etwa unbezahlbarer Wohnraum.

Während sich immer mehr Wohnungssuchende dazu durchringen, vier Wände auch mit Nicht-Familienmitgliedern zu teilen, stößt das Konzept bei Hausbesitzern auf nur wenig Gegenliebe. Zu aufwendig, zu gefährlich, meinen viele Vermieter. Manche wollen nur eine Bezugsperson im Mietvertrag, andere sehen ihre monatlichen Einkünfte gefährdet, sollte nur einer der Mieter nicht zahlen können.

Genau dort aber will das „WG-Projekt“ von „Life“ ansetzen. Die Vereinigung ohne Gewinnzweck tritt als Vermittler zwischen beiden Seiten auf, ein einziger Ansprechpartner für Besitzer und Vermieter, der den Papierkram übernimmt und die Bürgschaft für die Mitglieder der Wohngemeinschaft. Dadurch erhofft sich die selbst ernannte „ecocreactive Plattform“, mehr Hausbesitzer für die Idee einer Wohngemeinschaft zu erwärmen und auf diesem Weg zu mehr bezahlbarem Wohnraum beitragen zu können.

Tatsächlich gibt es in Luxemburg laut den Projektverantwortlichen nicht allzu viele Wohngemeinschaften. „Hätten die Hausbesitzer aber eine Garantie, dass sie jeden Monat ihre Miete beziehen, ohne sich darum kümmern zu müssen, jeden Teil einzeln einzutreiben, neue Mieter zu finden, sollte einer abspringen und mit jedem einzelnen Mieter einen Vertrag abzuschließen, wären vielleicht mehr Eigentümer dazu bereit, Wohngemeinschaften in ihrem Besitz zu erlauben“, erklärt ein Sprecher der Vereinigung.

Einziger Ansprechpartner

Gegenüber den Hausbesitzern agiert die Vereinigung demnach als vertrauenswürdiger Mieter, der die monatliche Miete garantiert und als einziger Ansprechpartner im Mietvertrag auftritt und somit auch den Besitzern bei der Verwaltung ihrer Eigentümer hilft. Interessant sei in dieser Hinsicht, dass Besitzer für die Vermietung ihres Hauses zu einem moderaten Preis nur zur Hälfte besteuert werden. Mieter hingegen, die an einer Wohngemeinschaft interessiert sind, werden von „Life“ vermittelt. Jeder Mieter habe somit einen persönlichen Mietvertrag mit „Life“, was auch die Verantwortung klar regelt. Sorgen, dass der Mitbewohner seine Miete nicht rechtzeitig zahlt, gehören für Besitzer und Mieter demnach der Vergangenheit an.

Gestartet wurde das Projekt im Jahr 2018. Seitdem konnten die ehrenamtlichen Mitglieder bereits 30 Personen in acht Wohneinheiten zusammenführen. Seit Beginn des Jahres aber tritt die Vereinigung erstmals auch als Hausbesitzerin auf. Mit dem Kauf eines Hauses in Zolwer will „Life“ Wohnraum für sieben weitere Personen schaffen. „WG Tippewee“ heißt das Projekt, das sich an Jugendliche richtet und in 18 bis 24 Monaten bezugsfertig ist. Bis dahin wird das Gebäude für rund 1 Million Euro von Grund auf saniert.

Geplant sind sieben Zimmer mit eigenem Bad, zwei Küchen und zwei Wohnzimmer. Im Keller und vor der Tür sind spezielle Stellplätze für Fahrräder vorgesehen. Eine Regenwasseranlage versorgt Toilettenspülung und Waschmaschine, während die Energieeffizienz des Hauses mit einer kompletten Wärmedämmung und einer nachhaltigen Heizanlage mit Solarthermie und Wärmepumpe auf die höchste Stufe gebracht wird.

Beitrag zu Klimaschutz

Subventioniert wird das Projekt vom Wohnungsbauministerium, während die Zinsen des Darlehens mithilfe eines alternativen Sparkontos von Etika und Sparkasse recht niedrig gehalten werden können, so der Sprecher weiter. Mit dem Kauf und der ökologischen Sanierung des Altbaus trage die Vereinigung nicht nur zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum bei, sondern auch zum Klimaschutz.

Die Vermietung der Wohnungen an junge Menschen zwischen 18 und 26 Jahren sei auch ganz im Einklang mit den Bestimmungen des Jugendpakts des Unterrichtsministeriums. Ein Ziel des Paktes ist es bekanntlich, jungen Menschen beim Übergang zum unabhängigen Erwachsenen zu helfen. Und nicht zuletzt soll auch noch ein junger Mensch mit einer körperlichen Behinderung autonom in der neuen WG am Tippewee leben können. Zu diesem Zweck werden Haus und Einrichtungen rollstuhlgerecht umgebaut.

de Schmatt
6. Januar 2020 - 9.59

Leider sind die WGs nicht jedermanns Sache!