Verdacht der VolksverhetzungPolizei ermittelt gegen Roger Waters

Verdacht der Volksverhetzung / Polizei ermittelt gegen Roger Waters
Pink-Floyd-Mitbegründer Roger Waters bei seiner „This Is Not A Drill“-Tour Angelika Warmuth/dpa

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Antisemitismusvorwürfe gegen den Pink-Floyd-Mitbegründer Roger Waters wurden zuletzt immer lauter. Nun ermittelt die Berliner Polizei gegen den britischen Musiker.

Wegen des Verdachts der Volksverhetzung hat die Berliner Polizei am Donnerstag Ermittlungen gegen den umstrittenen Pink-Floyd-Mitbegründer Roger Waters aufgenommen. Hintergrund sei die Bühnenbekleidung des Musikers während seiner Konzerte am 17. und 18. Mai in der Mercedes-Benz Arena in Berlin, sagte ein Sprecher am Freitag. Die Polizei habe die Ermittlungen nach Hinweisen aus der Bevölkerung aufgenommen.

Auf Videos in den Sozialen Medien ist Waters in einem langen schwarzen Mantel mit Schulterklappen und einer roten Armbinde zu sehen, auf der ein weißer Kreis mit einem Symbol abgebildet ist. Zwei in Schwarz gekleidete Männer überreichen ihm das Imitat einer Schusswaffe, mit dem er anschließend um sich schießt. „Diese Zusammenstellung der Bekleidung sah einer SS-Uniform sehr ähnlich“, sagte der Sprecher. Bei dem Symbol habe es sich allerdings nicht um ein Hakenkreuz gehandelt.

„Der Anfangsverdacht liegt vor, da die Kleidung dazu geeignet ist, die Würde der Opfer des Nationalsozialismus zu verletzen, den Nationalismus zu verherrlichen und den öffentlichen Frieden damit zu stören“, sagte der Behördensprecher.

Es ist nicht das erste Mal, dass Waters mit einer solchen Bekleidung in Erscheinung trat. In einem vor acht Jahren hochgeladenen Musikvideo trägt Rogers einen identisch aussehenden Mantel mit Schulterklappen und Binde. Das Musikstück, zu dem Waters den Mantel damals wie heute trug, heißt „In the Flesh“ und ist Teil der Rockoper „The Wall“. Waters hat stets betont, „The Wall“ sei ein Statement gegen Krieg und Faschismus. Der Protagonist Pink, im Film gespielt von Bob Geldof, hält sich an dieser Stelle der Handlung unter Drogen für einen faschistischen Anführer.

Waters wurde zuletzt immer wieder Antisemitismus vorgeworfen. Bundesweit hat es viel Kritik an den Konzerten des britischen Musikers gegeben. In Frankfurt etwa sollte Waters‘ Konzert am 28. Mai wegen Antisemitismus-Vorwürfen zunächst abgesagt werden. Der 79-jährige Sänger hatte aber gegen den Beschluss geklagt und im April Recht bekommen. Das Frankfurter Verwaltungsgericht berief sich in seiner Entscheidung unter anderem auf die Kunstfreiheit.

21.05.2023, Bayern, München: Menschen demonstrieren vor dem Auftritt des Pink-Floyd-Mitbegründer Roger Waters.
21.05.2023, Bayern, München: Menschen demonstrieren vor dem Auftritt des Pink-Floyd-Mitbegründer Roger Waters. Foto: Angelika Warmuth/dpa

Waters wird unter anderem für seine Nähe zur BDS-Kampagne (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen) kritisiert, die zum umfassenden Boykott des Staates Israel aufruft. Bei Konzerten ließ der Sänger zudem Ballons in Schweineform mit einem Davidstern aufsteigen. Bei seinen bisherigen Deutschland-Konzerten gab es das Schwein noch immer – aber ohne den Davidstern.

Waters wies zuletzt über sein Management Vorwürfe von sich, antisemitisch zu sein, und gab an, Antisemitismus wie alle Formen von Rassismus zu verurteilen. „Meine allgemein bekannten Ansichten beziehen sich ausschließlich auf die Politik und die Handlungen der israelischen Regierung und nicht auf die Menschen in Israel“, sagte er demnach.#

Proteste in München

Die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, hat sich entsetzt über das Konzert des umstrittenen Pink-Floyd-Mitbegründers Roger Waters in München gezeigt – und schärfere Gesetze gefordert, die solche Auftritte künftig verhindern.

„Die Hetze gegen Juden hat ganz offenbar einen Platz in diesem Land. Dieser Platz ist heute die Olympiahalle“, sagte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern am Sonntagabend bei einer Demonstration des Bündnisses „München ist bunt!“ am Eingang der Halle unmittelbar vor dem Auftritt des Musikers. Knobloch nannte Waters, der Judenhass-Vorwürfe stets bestritten hat, einen „antisemitischen Brandstifter“.

Sie sei frustriert darüber, dass es nicht möglich gewesen sei, das Konzert zu verbieten. „Wenn die Gesetze dieses Recht nicht abbilden, dann müssen sie geändert werden.“ Knobloch lieferte sich auch ein kurzes, aber lautes Wortgefecht mit einem Waters-Fan, der während ihrer Rede immer wieder „Roger Waters“ skandierte. „Hör auf, geh rein, hör ihn an, wenn Du ihn so liebst“, entgegnete Knobloch. Sie betonte: „Judenhass ist keine Meinung, Hass auf Israel ist keine Meinung.“

Charlotte Knobloch, frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, demonstriert vor dem Konzert
Charlotte Knobloch, frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, demonstriert vor dem Konzert Angelika Warmuth/dpa

Die Stadt München hatte Möglichkeiten erwogen, das Konzert des 79-Jährigen zu verbieten. Es sei aber aus rechtlichen Gründen nicht möglich, den Vertrag mit dem Konzertveranstalter außerordentlich zu kündigen, hieß es in einem Stadtratsbeschluss dazu.

Waters wird unter anderem für seine Nähe zur BDS-Kampagne (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen) kritisiert, die zum Boykott des Staates Israel und seiner Güter wegen der Palästina-Politik aufruft. Bei Konzerten ließ er Ballons in Schweineform mit einem Davidstern aufsteigen. Bei seinen bisherigen Deutschland-Konzerten gab es das Schwein noch immer – aber ohne den Davidstern.