Leihräder„vel’OH“-Vandalismus hält sich in Grenzen – Betreiberfirma nicht beunruhigt

Leihräder / „vel’OH“-Vandalismus hält sich in Grenzen – Betreiberfirma nicht beunruhigt
Ein Boom seit 2018 Foto: Editpress/Julien Garroy

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Das Fahrradverleihsystem „vel’OH“ erfreut sich mehr denn je großer Beliebtheit: 20.000 Abonnenten gibt es mittlerweile. Doch die Fahrräder scheinen nicht jedem zu gefallen. Im November und Dezember tauchten erstmals vermehrt mutwillig zerstörte Fahrräder auf. Für die Betreiberfirma ist das aber kein Grund zur Sorge.

Beschädigt und in den Straßengraben geworfen: Ein Leser hatte uns auf kaputte „vel’OH“-Fahrräder aufmerksam gemacht und gemeint, das sehe nach Vandalismus aus. Der Eindruck wurde von einem Verantwortlichen der Firma JCDecaux bestätigt.

„Ja, es hat in Luxemburg in den Monaten November und Dezember eine Welle von Vandalismus an unseren Fahrrädern gegeben“, bestätigte Jérôme Blanchevoye, beigeordneter Generaldirektor von JCDecaux Belgien und Verantwortlicher für die „vel’OH“-Leihräder in Luxemburg, dem Tageblatt.

JCDecaux ist eine französische Firma, die sich auf Werbung im öffentlichen Raum und Stadtmöbel für die Werbung spezialisiert hat, und verwaltet seit 2008 die „vel’OH“-Leihfahrräder in und um die Hauptstadt. „Wir haben das Problem mittlerweile identifiziert“, sagte Blanchevoye sibyllinisch. Details hierzu wollte er keine geben, auch nicht wie viele Fahrräder insgesamt bis dato beschädigt wurden. Auch ob die Täter dingfest gemacht wurden, konnte oder wollte er nicht sagen, doch er spekulierte: „Es sind wohl jugendliche Täter gewesen.“ Das sei aber nur eine persönliche Vermutung.

In Luxemburg sei das Problem nun das erste Mal vermehrt aufgetreten, als besonders tragisch sieht er das allerdings nicht. „Wenn Sie Material im öffentlichen Raum stehen haben wie wir, gehört das leider mit dazu.“ In anderen Städten, in denen JCDecaux präsent ist, gebe es das Phänomen auch. So gesehen sei Luxemburg also kein Sonderfall.

Einführung von E-Bikes

Allerdings sei das Großherzogtum in gewisser Weise doch ein Sonderfall gewesen, und zwar beim Wechsel von normalen zu elektrischen Fahrrädern. „Luxemburg war für uns eine Weltpremiere beim Wechsel zu  elektrischen Fahrrädern“, so Blanchevoye, „und wie die Zahlen zeigen, war es ein voller Erfolg. Seit wir Ende 2018 die E-Bikes eingeführt haben, sind unsere Benutzerzahlen regelrecht explodiert. 2022 hat sich die Anzahl der Fahrten (im Vergleich zu 2018) verfünffacht und liegt nun bei 800.000. Die Zahl der Abonnenten stieg im gleichen Zeitraum um das Zweieinhalbfache. Mittlerweile zählen wir in Luxemburg etwas mehr als 20.000.“

Dass gerade Luxemburg als erste Stadt für die Umstellung auf elektrische Fahrräder gewählt wurde, sei allerdings eher dem Zufall geschuldet. Der Vertrag mit der Stadt Luxemburg lief Ende 2017 aus und wurde dann 2018 erneuert. Zu dem Zeitpunkt wollte die Gemeinde zu elektrischen Fahrräder wechseln. Mittlerweile sind alle „vel’OH“-Räder „à assistance électrique“. 2018 verschwanden dann auch die Werbesäulen der Firma, die sogenannten MUPI („Mobilier urbain pour l’information“), aus dem Stadtbild.

Mit den elektrischen Rädern soll es leichter sein, entferntere und höher gelegene Viertel wie z.B. Cents zu erreichen. Mittlerweile sind in Luxemburg-Stadt und einigen umliegenden Gemeinden rund 1.000 Fahrräder im Einsatz. 115 Stationen seien es mittlerweile, so Jérôme Blanchevoye.

Wer will, kann schon von Niederanven bis nach Capellen auf einem öffentlichen „vel’OH“ fahren: Auf der Landkarte mit den verfügbaren Stationen (zu sehen auf myveloh.lu) sieht man, dass es bereits Stationen in den Gemeinden Leudelingen, Mamer, Hesperingen, Niederanven und Capellen gibt.

Dass das Fahrrad als Transportmittel wieder mehr an Bedeutung gewinnt, ist keine Neuigkeit. Waren sie jahrzehntelang aus dem Stadtbild verschwunden, so gibt es vielerorts wieder spezialisierte Fahrradläden. Insbesondere während der Pandemie stieg die Zahl der Radfahrer noch einmal kräftig. Die verfügbaren Statistiken von „vel’OH“ zeigen auch einen deutlichen Anstieg bei den Mietfahrrädern. Die Zahlen seien zwar konstant seit der Einführung des Systems gestiegen, sagte Blanchevoye, der wahre Boom sei allerdings bei „vel’OH“ nicht durch die Pandemie ausgelöst worden, sondern eindeutig durch die Elektrifizierung der Flotte. Im Jahre der Einführung der E-Bikes (2018) verdoppelte sich die Zahl der Abonnenten von rund 8.600 auf 16.600. Heute sind es deren etwas mehr als 20.000.