AfghanistanUSA vereiteln mit Drohnenangriff weiteren Anschlag auf Kabuler Flughafen

Afghanistan / USA vereiteln mit Drohnenangriff weiteren Anschlag auf Kabuler Flughafen
„Akute Gefahr“: Eine Maschine der US Air Force hebt vom Flughafen in Kabul ab  Foto: AFP

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„Extrem gefährlich“: So beschreibt US-Präsident Biden die Lage in Kabul wenige Tage vor dem vollständigen Abzug der amerikanischen Truppen. Angesichts der Terrorgefahr greift das US-Militär dort nun direkt aus der Luft an. Wurde damit ein weiterer Anschlag vereitelt?

Kurz vor dem Ende ihrer Evakuierungsmission in Afghanistan haben die USA einen weiteren Anschlag auf den Flughafen von Kabul vereitelt. Nach Angaben des Pentagons wurde bei einem US-Drohnenangriff am Sonntag ein mit Sprengstoff beladenes Auto zerstört. Der Drohnenangriff habe eine „akute Gefahr“ für den Kabuler Flughafen durch den Ableger der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat in Afghanistan (IS-K) beseitigt, erklärte das Pentagon. Demnach löste der Drohnenangriff Explosionen aus, die belegten, dass das Fahrzeug mit einer „großen Menge an Sprengstoff“ beladen war.

Afghanischen Medien zufolge wurden bei dem Drohnenangriff möglicherweise auch Zivilisten getötet. So berichtete der lokale Fernsehsender ArianaNews unter Berufung auf Augenzeugen, dass sechs Menschen, darunter vier Kinder, beim Einschlag einer Mörsergranate in einem Kabuler Privathaus im 15. Polizeibezirk getötet worden seien. Dabei seien zwei Fahrzeuge und Teile des Hauses zerstört worden. Es war nicht unmittelbar klar, ob diese Opfer möglicherweise nicht einer Mörsergranate, sondern dem US-Luftschlag zuzurechnen gewesen seien. Im 15. Polizeibezirk befindet sich auch der Flughafen. Die USA erklärten, dies werde geprüft.

Der US-Drohnenangriff erfolgte nur einen Tag nach einem Vergeltungsangriff der US-Armee auf IS-K in der ostafghanischen Provinz Nangarhar, bei dem zwei Logistikexperten der islamistischen Splittergruppe getötet wurden. IS-K hatte sich zu dem verheerenden Selbstmordanschlag am Flughafen von Kabul am Donnerstag bekannt, bei dem mehr als hundert Menschen getötet wurden, darunter 13 US-Armeeangehörige.

IS-K wird für eine Reihe schwerer Anschläge in Afghanistan und Pakistan in den vergangenen Jahren verantwortlich gemacht. Unter anderem töteten IS-K-Kämpfer Zivilisten in Moscheen, Schulen, auf öffentlichen Plätzen und in Krankenhäusern. IS-K und die Taliban folgen beide einer extremistischen sunnitischen Auslegung des Islam. Dennoch sind die beiden Gruppierungen verfeindet.

Zeitfenster schließt sich

Die USA wollen bis Dienstag alle Soldaten aus Afghanistan abziehen. Die westlichen US-Verbündeten haben ihre Evakuierungsflüge aus Kabul größtenteils eingestellt. Allerdings befinden sich noch zahlreiche afghanische Ortskräfte mit westlichen Aufnahmezusagen sowie ausländische Staatsbürger in Afghanistan.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron brachte die Schaffung einer „sicheren“ UN-Zone in Kabul ins Spiel, um auch künftig humanitäre Einsätze in Afghanistan zu ermöglichen. Der Vorschlag wird laut Macron auch von Großbritannien unterstützt. Die britische Regierung gerät derweil angesichts ihres eiligen Truppenabzugs und des Endes der Evakuierungsflüge aus Afghanistan im eigenen Land zunehmend in die Kritik. Einem Bericht der Zeitung Observer zufolge wurden Tausende E-Mails an das Außenministerium mit Hinweisen zu gefährdeten Afghanen nicht geöffnet. Kritiker werfen der Regierung von Premierminister Boris Johnson zudem vor, nicht genug schutzbedürftige Menschen gerettet zu haben.

Am Montag beraten die fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats – Frankreich, Großbritannien, die USA, Russland und China – in einer Krisensitzung über die Lage in Afghanistan. Die radikalislamischen Taliban hatten Mitte August wieder die Macht in Afghanistan übernommen. Am Sonntag aber wurde bekannt, dass die Taliban Ausländern und Afghanen mit Reisegenehmigungen von anderen Staaten die Ausreise aus Kabul erlauben wollen, wie aus einer gemeinsamen Mitteilung mehrerer Länder wie Großbritannien und den USA hervorging. (AFP, dpa, Red.)