Unterwegs im Teamwagen mit Leopard-Pro-Cycling-Chef Markus Zingen

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Das Leopard Pro Cycling Team ist aus Luxemburger Sicht das Aushängeschild der einheimischen Radsportszene. Das Tageblatt begleitete die Leoparden und ihren Teamchef Markus Zingen gestern auf der 1. Etappe von Rümelingen nach Rümelingen über 157,1 Kilometer.

Von Christophe Junker / Foto: Marcel Nickels

Wohl verlief die Etappe ganz und gar nicht wie erwartet – auch und vor allem nicht für Leopard – und doch konnte Markus Zingen daran Gefallen finden und sie soll bzw. kann seinen Fahrern als Lehrstück dienen.

Als durchwachsen durfte man das Abschneiden der LPC-Formation um den Luxemburger Pit Leyder – bester „Leopard“ als 18. auf 0:18 Minuten – beim Prolog am Mittwochabend in Esch bezeichnen. Markus Zingen formulierte es so: „Es hätte sicher besser laufen können. Es war eine Balance zwischen nicht zu viel riskieren und zu viel Zeitverlust vermeiden. Eine Strecke für ‚Crosser‘. Sollte die Etappe heute (gestern) schwer gemacht werden, könnte uns das in die Karten spielen. Wir haben jedenfalls vor, ein aktives Heimrennen zu fahren und wenn möglich vor der Königsetappe am Freitag einen Schritt nach vorne zu machen.“

Die Flèche ist neben der Tour de Luxembourg ein Highlight für das luxemburgische Team. „Bei diesen qualitativ hochwertigen Rennen kann man als Fahrer, wie auch Pit (Leyder), vielleicht noch ein paar Extraprozente rausholen.“ Der Zeitpunkt dieser Aussage von Markus Zingen in der gestrigen Etappe war früh. Da konnte noch keiner erahnen, was folgen sollte.

Highlight für das luxemburgische Team

Als in der ersten Rennstunde ein Schnitt von gut 47 Stundenkilometern gefahren wurde, schien alles auf den gleichen Rennverlauf wie vor zwei Jahren hinzudeuten. „Es geht wohl wieder erst in den Hügeln los. Momentan belauern sich noch alle.“ Markus Zingen behielt recht, denn in den „Hügeln“ rund um Ansemburg und Hollenfels wurde attackiert.

Mit Quinten Hermans, Toon Aerts und Stef Krul allerdings von Erst-, Zweit- und Siebtplatzierten der Gesamtwertung. Doch da war zu dem Zeitpunkt nur sehr schwer vorauszusehen, was sich noch abspielen sollte. U.a. verhinderten dies Probleme mit dem Funk seitens der Rennkommissare. In der Schlange der Teamwagen finden sich die ersten Abgehängten wieder, wie mit Mario Spengler auch der erste Leopard-Fahrer. „Hinter dir ist eine größere Gruppe. Vielleicht schafft ihr es zusammen, noch mal ranzukommen!“, ruft Zingen seinem Fahrer durchs Seitenfenster zu. Wissend, dass dies wohl eher Wunschdenken ist. Vorne nämlich wird durchgezogen.

Ohne Funk unterwegs

Die erste Information über den Vorsprung der Führenden, die zu den Autos dringt, ist: „23 secondes pour les hommes de tête. Dossards 73, 101 et 105.“ Zingen wirft einen Blick auf die Starterliste: „Zwei Crosser, das find ich gut, ein anderes Rennen. Die fahren nach dem Motto: Angriff ist die beste Verteidigung. Und Krul dabei, ein guter Rundfahrer.“ Wieder Funkstille. Zeit, um dem auf „Kräizerbuch“ abgehängten Colin Heiderscheid Mut zuzusprechen. Ehe die nächste Durchsage über den Vorsprung des Trios folgt, gilt es aber noch, sich vor dem Fahrer eines SUV aus Zuffenhausen, der sich einfach mal ins Rennen „einmischte“, in Acht zu nehmen. Dessen wahnsinnige Aktion – u.a. ausbremsen eines niederländischen Teamwagens – war höchst gefährlich und leichtsinnig.

Zurück zum Rennen. Auf 1:08 Minuten ist der Vorsprung angewachsen. „Die sind gut aufgestellt“, sagt Zingen und erläutert die Schwierigkeiten, in solchen Situationen selbst nicht eingreifen zu können: „Wir fahren ohne Funk. Solche Szenarien muss man den Jungs möglichst vorher mitgeben. Nicht immer fällt die Entscheidung in Bourscheid oder wie vor zwei Jahren auf der Roeser-Etappe.“

Markus Zingen wusste da noch nicht, wie recht er letztlich behalten sollte. Bei der ersten Verpflegungsstelle wird Pit Leyder ob der gefährlichen Situation mit nun 3:00 Minuten Vorsprung für die Führenden instruiert: „Ihr müsst Koalitionen bilden vorne. Das sind drei sehr gefährliche Fahrer. Sonst kommen die durch.“

Die Anspannung steigt

Der Vorsprung aber wächst und wächst und wächst. Die Anspannung steigt, auch und vor allem im Auto: „Langsam muss sich das Blatt wenden. Wir müssen Zeit runterknabbern. Die Regel 1 Minute pro 10 Kilometer funktioniert nicht immer. Noch weniger auf engen, technischen Rundkursen wie heute.“

Als klar ist, dass die drei vorne den Sieg und wohl auch den Schlussgewinner dieser Flèche unter sich ausmachen werden, gilt bei Leopard die Devise: „Wir fahren trotzdem weiter in der Verfolgung. Das ist auch eine Frage des Anstands. Man kann es Schadensbegrenzung nennen oder aber auch Straftraining.“

Was haben die „Crosser“ da nur angerichtet?