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Editorial / Ungleicher
Die sanitäre Krise steigert die sozialen Ungleichheiten Foto: AFP/Eric Baradat

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Dass die Immunität gegen das Virus nicht mit dem Geldkonto wächst, ist ein schwacher Trost in dieser Krise, die gesundheitlich wenig Unterschiede macht. Doch auch dies ist nur bedingt wahr; wer sich schlecht ernährt, eine allgemein weniger effiziente medizinische Versorgung nutzen kann, der ist dann doch – wie das Beispiel USA dramatisch verdeutlicht – anfälliger für Covid-19. Es sind die Afroamerikaner aus der Unterschicht, die am stärksten unter Trumps politischem Versagen leiden.

Ein starkes Sozial- und Gesundheitssystem, über das Luxemburg und die meisten europäischen Staaten verfügen, verhindert zwar solche medizinischen Klassenunterschiede wie oben beschrieben, hilft den Einkommensschwachen aber nur bedingt. Die Ungerechtigkeit, die Ungleichheit unserer Gesellschaft wurde und wird von Corona verdeutlicht und verstärkt, und das auf gleich mehreren Ebenen.

So waren es die Einkommensschwachen, jene mit den niedrigen Löhnen ohne Perspektive auf ein geräumiges Eigenheim oder eine große Mietwohnung, die am stärksten unter der Quarantäne, dem „Bleift doheem“, litten. Einmal ganz abgesehen von den Obdachlosen, für die der Spruch eine zynische Ohrfeige war, mussten die Schwächsten auf engstem Raum ausharren, ihre schulpflichtigen Kinder konnten nicht raus in den Garten und „Homeschooling“ wurde wegen Platzmangels und fehlenden technischen Geräts schnell zur kaum überwindbaren Herausforderung. Der soziale Aufzug Schule, der schon zu normalen Zeiten zu oft steckenbleibt, funktioniert in Ausnahmesituationen noch schlechter. 

Und es sind die mit den niedrigen Einkommen, die es am heftigsten spüren, wenn sie durch „Chômage partiel“ 20 Prozent ihres Einkommens verlieren; dass die Mindestlohnempfänger ihren Niedriglohn weiter in vollem Umfang erhielten, ist da ein schwacher Trost. 

Auch die zunehmende Arbeitslosigkeit schlägt da zu, wo ohnehin keine Geldreserven gebildet werden konnten. Auffallend viele Interimskräfte, ohnehin die Verlierer auf dem Arbeitsmarkt, die angeheuert werden, wenn die Auftragslage des Unternehmens es hergibt, und ansonsten bei einer der zahllosen Vermittlungsagenturen solcher Kurzzeitjobs als flexibles Produktionsfutter auf Wartelisten landen, drücken die Negativrate der ADEM hoch. Es wird höchste Zeit, dass hier arbeitsrechtlich nachgebessert wird. 

Schließlich standen und stehen viele der Kleinverdiener während der Krise an vorderster Front, ohne dafür in irgendeiner Form entschädigt zu werden, wie der gewerkschaftliche Protest des Sicherheitspersonals vor den Büros der Föderation von Brinks, Dussmann und Co. vor wenigen Tagen zeigte. Das Endgehalt nach einer ganzen Laufbahn beträgt in dieser Branche ganze 2.721 Euro, dafür mussten die Sicherheitsleute während der letzten Wochen zahlreiche zusätzliche Aufgaben übernehmen; u.a. maßen sie die Temperatur von Besuchern, kontrollierten die Einhaltung von Hygieneregeln, schlichteten Streit …

Dass unabhängig von der Krise, die wie gezeigt die soziale Kluft verschärft, diese in Luxemburg ohnehin dramatisch zunimmt, schreit nach einer alternativen Politik. Wie die Arbeitnehmerkammer jetzt vorrechnete, rutscht Luxemburg, das sich bis 2015 in Sachen Ungleichheit (u.a. durch den Gini-Koeffizienten gemessen) noch relativ gut im europäischen Vergleich positionierte, in den letzten Jahren stark ab und nimmt inzwischen einen Spitzenplatz der Länder mit der größten Ungleichheit ein. Während sich unsere Nachbarn Belgien und Frankreich auf dem Weg zu einer gerechteren Verteilung befinden, ist bei uns das Gegenteil der Fall, zumal die Sozialtransfers diese Entwicklung kaum mehr aufhalten. Auch dies sollte bei der Exit-Strategie bedacht werden.

Lully
3. Juni 2020 - 18.15

jo Alles richteg - esou ass êt schued dat d'Wiirklechkeet nêt weider gesi gêt sou guer ignoréiert gêt oder nach verpönt gêt well dat wären déi Lidderech, déi Näicht hätten well, gêt gemengt deen hei zu Letzeburg näicht hät, wär selwer schold d'Land ass op fiir déi Räich hei hin ze lackelen mat dêcke fette Päi'en können se sêch Alles leechten manner Steieren, oder baal keng well de klenge Mêttelstand hei zur Oder geloss gêt d'Groussverdinger machen êmmer méi Geld doduerch steigen Präisser asw an déi Arm, gin êmmer méi arm a wanns de dann dat haart sees da gêss de verdommt an ausgelaach dat ass Letzebuerg Lully