QuergelesenUnd ewig sprühen die Geysire

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 René Oth zur Gründung des Yellowstone Nationalparks vor 150 Jahren

Im Jahr 1872 wurde das ganze Yellowstonegebiet unter Aufsicht und Schutz des amerikanischen Staates gestellt, womit zum ersten Mal auf der Welt ein Naturareal als schützens- und erhaltenswert eingestuft wurde. Noch vier Jahre nach der Gründung des Nationalparks machte dort der zur Legende gewordene Sioux-Sachem und -Schamane Sitting Bull mit seinen Kriegern Jagd auf den Bison, jenen zotteligen Koloss, der für die Plainsindianer die Nahrungsgrundlage abgab. Noch ein Jahr später durchzog Chief Joseph mit dem kleinen Volk der Nez Percés den Yellowstone Park, in dessen Gewirr von Felsen und unübersichtlichen Schluchten die Rothäute sich dem Zugriff der US-Kavallerie entziehen wollten: Im Canyon-Creek wurden sie jedoch von den „Langmessern“ (so genannt wegen deren Säbel) gestellt und mussten sich nach und nach zurückziehen, bis sie im Schutz der Dunkelheit entweichen konnten.

Unerschöpflicher Tierreichtum

Landschaftlich ist der Yellowstone auch heute noch einer der schönsten Nationalparks der Vereinigten Staaten, in dem man sich vorzugsweise abseits der Touristenpfade bewegen soll. Wer aber einen ersten schnellen Kontakt mit dieser herrlichen Natur herstellen möchte, benötigt mindestens drei Tage und fährt am besten die 230 Kilometer lange, achtförmige Rundstrecke ab, die an den meisten natürlichen Highlights vorbeiführt und pro Jahr über drei Millionen Besucher verkraften muss.

Wer sich über diesen Park der Superlative und andere geschützte Areale der USA informieren möchte, ist gut beraten, sich das klassische Werk „Into the Wild: Nationalparks in Kanada und den USA“ (1) zu besorgen, in dem es u.a. heißt … „Bei einer Wolfs-Begegnung im Yellowstone-Park wird man seltsam berührt werden von den wachsamen, klugen Geschöpfen, in deren Augen das Alter der Erde zu sehen sein soll.“

Deutlich häufiger anzutreffen sind jedoch andere Vierbeiner. Im Yellowstone gibt es nämlich den größten Bestand wildlebender Tiere der USA. Dort tummeln sich in freier Wildbahn u. a. Grizzlys und Schwarzbären, Elche, Wapitihirsche und Bisons, Gabelböcke und Dickhornschafe, Kojoten und Pumas, Baum- und Erdhörnchen, Biber und Hasen, zu denen sich in der Luft und auf dem Wasser Dutzende von Kleinvogelarten sowie Fischadler, Seeadler, Wildgänse, Weißpelikane und Kanada-Kraniche gesellen.

Unvergessliche Landstriche

Im Reiseführer „Yellowstone & Gran Teton National Parks“ (2) erfährt man, dass sich der Yellowstone mit seinen 250 aktiven Geysiren und seinen über tausend heißen Quellen, seinen beeindruckenden Fumarolen und Schlammlöchern, aus denen es ohne Unterlass zischt, sprudelt und dampft und aus denen Gase – wie z. B. Chlor oder Schwefelwasserstoff – zutage treten, mit seinen zahlreichen Wasserfällen, schneebedeckten Bergen und seinem unvergleichlichen Wildbestand als ein wahres Märchenland erweist, das in ein herrliches Landschaftsbild eingebettet ist.

Wie friedliche Teiche wirken die Geysire im Yellowstone National Park im Nordwesten des US-Bundesstaats Wyoming zwischen zwei Ausbrüchen. Erst wenn Dampfwolken aus ihren Schlünden schießen, zeigen sich die ungeheuren Kräfte aus dem Erdinneren. In der Tat: Unter dem gesamten Yellowstone-Gebiet, wo sich weltweit die meisten Geysire, Fumarolen und heißen Quellen befinden, rumort das Magma eines Supervulkans, den kein Vulkankegel verrät.

Nützliche Brände

Wildfeuer erweisen sich als eine der bedeutenden Elementarkräfte des amerikanischen Westens und gehören im Yellowstone National Park als Waldbrände schon seit langem zum evolutionären Repertoire der Rocky Mountains. Als das von der Natur geschaffene Regulativ verhindern sie, dass sich der Wald, der hauptsächlich aus Nadelgehölz besteht, in der Wildnis in ungehemmtem Wachstum erdrosselt.

Mit Verblüffung nehmen die Besucher zur Kenntnis, dass da, wo es gebrannt hat, junge Triebe zuhauf aus dem Boden sprießen und sich ein junger, dynamischer Wald entwickelt, wohingegen an den Stellen, wo kein Feuer gewütet hat, die Nadelbäume überall überaltert scheinen.

Im Reiseführer „Yellowstone & Teton National Parks (2)“ vermitteln die Autoren einen tiefen Einblick in die überwältigende Schönheit und Unbändigkeit des gewaltigen Knäuels aus Gipfeln und Tälern, aus denen der Yellowstone besteht, und darüber hinaus in die Mentalität der Amerikaner, die sich in der wilden Natur spiegelt, wodurch erstaunliche Facetten der US-Gesellschaft ans Licht kommen.

Lesetipps

(1) „Into the Wild – Nationalparks in Kanada und den USA“ (Kunth Verlag, München, 344 Seiten mit zahlreichen Farbabbildungen, gebunden mit Halbleinen, Format 23,1 X 29,5 cm, 39,95 Euro, ISBN 978-3-95504-533-3);

(2) Bradley Mayhew, Carolyn McCarthy, Christopher Pitts & Benedict Walker: „Yellowstone & Grand Teton National Parks“ (Lonely Planet in der MairDumont Verlagsgruppe, Ostfildern, 14,89 Euro, 288 Seiten, Paperback, 288 Seiten mit vielen farbigen Abbildungen und Karten, englische Ausgabe, ISBN 978-1-78657-594-4)