Umstrittener Hardliner verlässt Zentrum der Macht

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Steve Bannon gilt in den USA als Galionsfigur der extremen Rechten. Lange gefiel er sich in der Rolle des Provokateurs, des Außenseiters, der das Establishment aufs Korn nimmt. Doch dann landete der Medienmogul selbst im Zentrum der Macht, als Chefstratege von Präsident Donald Trump im Weißen Haus. Dort aber hatte er einen schwierigen Stand und verlor zuletzt immer mehr an Einfluss. Nun verlässt er die Regierung.

Bannon war im Wahlkampf relativ spät zum Lager Trumps gestoßen, erst im August 2016, nachdem der damalige Präsidentschaftskandidat sein mittlerweile zweites Wahlkampfteam ausgetauscht hatte. Rasch arbeitete sich der 62-Jährige in den innersten Zirkel vor, reiste oft mit Trump durchs Land, passte dessen Botschaft an, legte Trumps Fokus auf noch mehr Populismus und eine noch entschiedenere Abgrenzung vom Washingtoner Establishment.

In seiner Position im Weißen Haus galt Bannon dann als Strippenzieher für umstrittene Trump-Vorhaben wie das Einreiseverbot für Menschen aus mehreren muslimischen Staaten. Er war zwischenzeitlich sogar ständiges Mitglied im Sicherheitsrat und hatte dadurch eine ungeheure Machtfülle. Denn er wurde zusätzlich zu allen politischen Entscheidungen auch über alle Fragen der nationalen Sicherheit informiert.

„Wir werden sehen, was mit Mr. Bannon passiert“

Doch durch Trumps stetigen Umbau in seinem eigenen Team verlor auch Bannon in den vergangenen Monaten an Einfluss. Nachdem Herbert Raymond McMaster den Posten als Nationaler Sicherheitsberater übernommen hatte, flog Bannon aus dem einflussreichen Gremium. Und mit dem Amtsantritt des neuen Stabschefs John Kelly Anfang August unterstand der Chefstratege plötzlich diesem und nicht mehr Trump direkt.

Kelly machte auch klar, dass es einige personelle Veränderungen geben würde. Viele sahen dabei vor allem Bannons Verbleib im Weißen Haus gefährdet. Denn der hatte auch zu Trumps Schwiegersohn Jared Kushner sowie anderen Top-Beratern ein sehr angespanntes Verhältnis. Selbst mit Trump war er aneinandergeraten. „Wir werden sehen, was mit Mr. Bannon passiert“, sagte der Präsident am Dienstag bei einer Pressekonferenz. Zu diesem Zeitpunkt hatte er den Rücktritt Bannons schon angenommen. Die offizielle Bekanntgabe kam aber erst am Freitag, der auch der letzte Tag Bannons im Weißen Haus war.

Bannon der Medienmann

Vor seiner Arbeit für Trump war Bannon Chef bei Breitbart News, einer ultrakonservativen Nachrichtenwebseite, die der Führung der Republikaner den Krieg erklärt hatte. Unter seiner Ägide blies Breitbart News jedoch nicht nur gegen das Establishment, sondern verbreitete stramm nationalistische Inhalte. Die Webseite gilt zudem als führendes Sprachrohr der sogenannten Alt-Right, einer Bewegung, die Weiße für überlegen hält, gegen Multikulturalismus und für „westliche Werte“ eintritt. Vertreter der Alt-Right-Bewegung waren auch bei den Demonstrationen Rechtsextremer in Charlottesville vertreten, die mit dem Tod einer Frau endeten.

Seine Karriere startete Harvard-Absolvent Bannon als Investmentbanker bei Goldman Sachs. Später schlug er aus einem Deal innerhalb der Unterhaltungsindustrie Kapital, der ihm einen Anteil an den Lizenzgebühren der Sitcom „Seinfeld“ sicherte. Im Anschluss gründete er die Nonprofit-Organisation GAI mit, deren Ziel es ist, Korruption und „Kumpanei-Kapitalismus“ aufzudecken. Zudem produzierte Bannon eine Reihe von Filmen zu Ehren von Alaskas Exgouverneurin Sarah Palin, der Tea-Party-Bewegung und Ronald Reagan.