ReaktionenUBS-Übernahme von Credit Suisse: So geht es Luxemburgs Nachbarländern damit

Reaktionen / UBS-Übernahme von Credit Suisse: So geht es Luxemburgs Nachbarländern damit
Die Schweizer UBS hat die angeschlagene Credit Suisse übernommen Foto: Ennio Leanza/KEYSTONE/dpa

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Nachdem die Schweizer UBS die angeschlagene Credit Suisse übernommen hat, versuchen Politiker und Geldinstitute gleichermaßen, die Märkte zu beruhigen. Bundeskanzler Scholz sieht für das deutsche Bankensystem keine Gefahr.

Die Credit Suisse war nach dem Zusammenbruch des US-Geldinstituts Silicon Valley Bank (SVB) in einen Abwärtsstrudel geraten. Die Übernahme der zweitgrößten Schweizer Bank durch die größere UBS ist die bedeutendste Bankenfusion in Europa seit der Finanzkrise vor 15 Jahren. Staat und Aufsichtsbehörden ging es darum, einen Flächenbrand zu verhindern.

Scholz hält deutsches Bankensystem für „gut aufgestellt“

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sieht in der Übernahme der schweizerischen Bank Credit Suisse durch die UBS keine Gefahr für das deutsche Bankensystem. Scholz begrüße das „entschlossene Handeln“ der Behörden in der Schweiz und betone, dass die Situation nicht vergleichbar mit der großen Bankenkrise der Jahre 2008 und 2009 sei, sagte Vizeregierungssprecher Wolfgang Büchner am Montag in Berlin. „Das deutsche Bankensystem ist daher gut aufgestellt“, fügte er hinzu.

Die Bundesregierung sei „mit allen Beteiligten in einem engen Austausch“ und werde „auch die weitere Entwicklung genau beobachten“, sagte der Sprecher. Insbesondere begrüße sie das „global koordinierte Handeln der Zentralbanken“, um die Liquidität des Bankensystems zusätzlich zu stärken. Eine Sprecherin des Bundesfinanzministeriums ergänzte: „Das deutsche Bankensystem ist insgesamt stabil.“ Das Ministerium sehe eine „hohe Resilienz in Deutschland“, sagte sie.

Die UBS hatte nach tagelangen Verhandlungen am Sonntagabend die in Schieflage geratene Credit Suisse für drei Milliarden Schweizer Franken übernommen. Die Europäische Zentralbank (EZB), die US-Notenbank Fed und andere große Zentralbanken kündigten zudem eine „koordinierte Maßnahme“ an, um Bankgeschäfte in Dollar zu erleichtern und so die Finanzmärkte zu beruhigen.

Steinbrück rechnet nicht mit neuer globaler Finanzkrise

Der frühere Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) rechnet trotz der Turbulenzen bei einigen Banken nicht mit einer neuen globalen Krise. „Die Lage im Bankensektor ist angespannt und überhaupt nicht zu unterschätzen, aber sie ist nicht vergleichbar mit der Weltfinanzkrise“ ab 2007, sagte Steinbrück der Augsburger Allgemeinen. Vorsichtiger äußerte sich in der Welt der Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts DIW, Marcel Fratzscher.

Auch Steinbrück sagte, zwar seien aus der Finanzkrise „richtige Lehren gezogen“ worden, es gebe jedoch gleichwohl noch Lücken bei der Bankenregulierung. Daher könnten weiterhin Finanzkrisen auch nicht ausgeschlossen werden, sagte Steinbrück weiter. „Das, was nicht gelungen ist, ist ein Trennbankensystem mit Geschäftsbanken auf der einen und Investmentbanken auf der anderen Seite zu errichten“, bedauerte der SPD-Politiker. Dagegen seien „der politische Widerstand und der Widerstand der Finanzindustrie zu groß“ gewesen.

Was jedoch umgesetzt worden sei, seien „höhere Eigenkapitalvorgaben, höhere Liquiditätspuffer und eine europäische Bankenaufsicht“, verwies Steinbrück auf erfolgreiche Maßnahmen nach der globalen Finanzkrise. „All das gab es seinerzeit nicht. Die deutschen und die europäischen Banken stehen heute robuster da als vor gut 15 Jahren“, hob er hervor.

Risiken sieht Steinbrück vor allem im sogenannten Schattenbankensektor. „Es gibt zum Beispiel Pensionsfonds, die sich nicht viel anders verhalten haben als die Silicon Valley Bank“, warnte er im Spiegel mit Blick auf die Insolvenz der US-Bank. „Auch die haben teilweise ihre Einlagen investiert in langlaufende Anleihen mit niedrigen Zinsen und wurden nun von der Zinswende erwischt.“ Dies gilt als Hauptursache der aktuellen Turbulenzen.

Fratzscher äußerte überdies Zweifel, ob Banken in Deutschland und anderen EU-Staaten tatsächlich besser auf eine neue Krise vorbereitet seien als in der Schweiz oder in den USA. „Denn es ist ja nicht so, dass wir eine komplett andere Regulierung in der Eurozone haben“, sagte der DIW-Chef. „Und stark steigende Zinsen gebe es in der Eurozone bekanntlich auch.“ Daher könne es sein, „dass wir Glück haben, aber für wahrscheinlich halte ich das nicht“.

Kritischer noch beurteilt Fratzscher die Lage in der Schweiz. „Die Übernahme von Credit Suisse durch UBS macht mir große Sorge, weil es eine derart große Super-Bank schafft, dass sie einen ganzen Staat in Schieflage bringen kann“, warnte er in der Welt.

Versicherer Axa nicht von Zahlungsausfall betroffen

Der französische Versicherungskonzern Axa hat betont, dass die Übernahme der Credit Suisse in der Schweiz kaum Auswirkungen auf seine Finanzen habe. Axa besitze keine AT1-Bonds der Credit Suisse und auch keine Anteile an der Schweizer Bank, teilte der Konzern am Montag in Paris mit. Bei den AT1-Bonds (Additional Tier 1) handelt es sich um nachrangige Anleihen. Die Schweizer Finanzaufsicht Finma hatte als Teil der Übernahme der Credit Suisse angeordnet, dass diese Anleihen komplett abgeschrieben werden müssen.

Die Anlegerinnen und Anleger gehen also leer aus. Abgeschrieben werden müssen Anleihen im Wert von 16 Milliarden Schweizer Franken (16,2 Milliarden Euro).

Die AT1-Anleihen waren nach der Finanzkrise 2008 erfunden worden. Sie sollen in einer Krise als Puffer dienen. Wenn die Eigenkapitalquote einer Bank unter ein festgelegtes Niveau fällt, können diese Anleihen in Eigenkapital umgewandelt werden; sie heißen daher auch Contingent Convertible Bond (CoCo). Die Anleihegläubiger gehen dann leer aus. Deshalb gelten die Anleihen als sehr riskant.

Die Credit Suisse war am Sonntag von der Schweizer Großbank UBS übernommen worden. Sie war nach einer Reihe früherer Skandale weiter unter Druck geraten – unter anderem durch die Schließung der beiden US-Banken Silicon Valley Bank und Signature Bank, die den Finanzsektor beunruhigt hatten.

Äußerungen des größten Anteilseigners der Credit Suisse, der Saudi National Bank aus Saudi-Arabien, die Investitionen in die zweitgrößte Schweizer Bank nicht erhöhen zu wollen, schickten den Kurs dann auf Talfahrt. Auch die Hilfe der Schweizer Nationalbank – bis zu 50 Milliarden Franken – half nicht.