Twitter-Grüße von Kosovos Waldmenschen: Spöttische Reaktionen auf rassistische Entgleisung

Twitter-Grüße von Kosovos Waldmenschen: Spöttische Reaktionen auf rassistische Entgleisung

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Die serbische Regierungschefin Ana Brnabic hat die Einwohner Kosovos mit Waldmenschen verglichen. Kosovarische Politiker und Bürger reagierten in den sozialen Medien mit Spott und Häme. 

Von unserem Korrespondenten Thomas Roser

Eher frostig als freundlich sind die Beziehungen zwischen den unwilligen Balkannachbarn Serbien und Kosovo. Die Politik gegenseitiger Dauervorhaltungen, Sanktionen, Nadelstiche und rhetorischen Waffelgerassels hat Serbiens Regierungschefin Ana Brnabic nun um eine grundsätzliche Klage über die seit 2008 unabhängige Ex-Provinz bereichert: „Meine Furcht ist, dass wir es mit der schlimmsten Art von Populisten zu tun haben, mit Menschen, die buchstäblich gerade erst aus dem Wald gekommen sind.“ Welche Waldlaus der Statthalterin von Serbiens allgewaltigen Staatschef Aleksandar Vucic auf der Regierungsbank über die beleidigte Amtsleber gelaufen war, ist nicht ganz auszumachen.

War es die Verärgerung über den kurz zuvor erhaltenen EU-Fortschrittsbericht, der mit dem Verweis auf die Korruption, geknebelte Pressefreiheit und fehlenden Rechtsstaat wieder einmal eher die Mängel als Fortschritte des EU-Anwärters auflistete, die sie zu der undiplomatischen Entgleisung hinreißen ließ? Oder war es ihre Empörung über Kosovos jüngste Polizei-Aktion gegen die Organisierte Kriminalität, hinter der Belgrad eine gezielte Einschüchterung der Kosovo-Serben wittert? Angesäuerte Reaktionen von Kosovos Würdenträgern auf die Waldmenschen-Attacke blieben nicht aus.

Vom Wald in die große weite Welt

Die „rassistische Sprache“ von Regierungschefin sei Zeugnis des „pathologischen Hasses“ des Belgrader Regimes gegen die Bürger Kosovos, erregte sich Staatschef Hashim Thaci.
Außenminister Behgyet Pacolli verhängte gar ein Einreiseverbot gegen Brnabic wegen deren „rassistischen und kranken Ideologie gegenüber der Bevölkerung Kosovos“. Eher hämische Reaktionen und eine Welle von spöttischen Waldmenschen-Twittergrüßen hat der peinliche Fauxpas der Regierungschefin hingegen in Kosovos Webwelten ausgelöst.
„Heimkehr nach einem langen Tag zwischen den Menschen“, untertitelte Ex-Außenminister Petrit Selimi ein Hängemattenfoto zwischen Baumriesen: „Ich werde den Wald übers Wochenende nicht verlassen!“

Furtena Seremeti ließ aus Großbritannien wissen, dass sie „direkt aus dem Wald“ nun ihren Studienabschluss in Oxford absolviert habe: „Das bin ich, eine echte Wilde.“ Ein Foto der Pride-Parade in Pristina stellte der Homo-Aktivist Agim Marginaj ins Netz: „Die Waldmenschen feiern die Liebe auf einer Parade ohne Zwischenfälle.“ Der Fluglotse Bujar Arifaj beteuerte, für sichere Flüge aus und nach Kosovo zu sorgen, „auch wenn ich buchstäblich aus dem Wald komme“. Aus dem Wald sei sie direkt nach Capitol Hill gelangt, so Flaka Ismaili, die seit fünf Jahren im US-Senat beschäftigt ist.

Während andere Surfer an Kosovos prominenteste Waldmenschen wie den Rockstar Rita Ora, die Judo-Olympia-Siegerin Majlijnda Keljmendi oder den Liverpool-Kicker Xerdhan Shaquiri erinnerten, fühlten sich auch ausländische Diplomaten zu Wald-Twittern angeregt.
Deutsche seien „große Fans“ von Bäumen, so der deutsche Botschafter Christian Heldt: „Wir sehen uns beim nächsten Waldspaziergang!“