Besorgnis über Türkei-Offensive

Besorgnis über Türkei-Offensive

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Die türkische Militäroffensive gegen kurdische Milizen im Nordwesten Syriens hat in Berlin und Moskau Besorgnis ausgelöst. „Wir beobachten die Entwicklung dieser Situation sehr genau“, teilte das russische Außenministerium am Samstag in Moskau mit. Man fordere alle Seiten zur Zurückhaltung auf. Auch aus dem Auswärtigen Amt in Berlin hieß es: „Wir rufen alle Beteiligten auf, jetzt besonnen zu handeln und keine neue Gewalt aufkommen zu lassen.“

Die Türkei begann am Samstag eine groß angelegte Offensive gegen kurdische Truppen im Nordwesten Syriens. Die vom Generalstab am Samstag verkündete „Operation Olivenzweig“ zielt auf die mit den USA verbündeten kurdischen Volksschutzeinheiten YPG in der Enklave Afrin. Türkische Kampfflugzeuge bombardierten übereinstimmenden Berichten zufolge Stellungen der YPG. Der türkische Regierungschef Binali Yildirim kündigte für Sonntag den Einsatz von Bodentruppen an, wie die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtete.

Die kurdische Nachrichtenagentur Firat berichtete, bei den Angriffen seien am Samstag sechs Zivilisten und drei kurdische Kämpfer getötet worden. Anadolu meldete, es gebe Tote und Verletzte, die alle der YPG angehörten. Beide Seiten berichteten übereinstimmend, es seien mehr als 100 Ziele aus der Luft angegriffen worden.

Die YPG, die das Militärbündnis der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) anführen, sind der syrische Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK in der Türkei. Die USA haben die YPG im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) mit Waffen ausgerüstet, was Ankara empört. Ankara fühlt sich von einer starken kurdischen Präsenz an seiner Grenze bedroht. Die PKK ist in der Türkei, der EU und in den USA als Terrororganisation eingestuft.

Uneinigkeit um Rolle der PKK

Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan sagte, nach der Afrin-Offensive solle ein Angriff auf die Region um die Stadt Manbidsch folgen. Diese wird ebenfalls von einem Bündnis unter Führung der kurdischen Volksschutzeinheiten YPG kontrolliert.

Es war zunächst unklar, ob türkische Truppen die Grenze nach Syrien überschritten hatten. Russland zog seine Truppen aus der Region um die Stadt Afrin ab. Man habe sich zu dem Schritt entschlossen, um die Sicherheit der russischen Soldaten zu gewährleisten, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau der Agentur Tass zufolge mit.

Der scheidende Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir hinterfragte die deutsche Haltung zur türkischen Regierung, nachdem Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) in seiner Heimatstadt Goslar seinen türkischen Amtskollegen Mevlüt Cavusoglu empfangen hatte. „Während das Regime in Ankara den #ISIS Barbaren Unterschlupf gewährte, haben #Kurden für den Westen gekämpft. Jetzt lässt sie #Erdogan bombardieren. Gibts in #Goslar bald wieder eine #Teezeremonie für #Cavusoglu?“, schrieb Özdemir auf Twitter.

Bereits 2016 marschierte die Türkei an der Seite von pro-türkischen Rebellen in den Norden Syriens ein. Damals war das Ziel offiziell die Vertreibung von Dschihadisten der Terrormiliz Islamischer Staat von der eigenen Grenze. Die Aktion traf jedoch auch kurdische Einheiten.

Emma
24. Januar 2018 - 19.40

Wer hat die Waffen geliefert???????????????????

Peter Mutschke
22. Januar 2018 - 15.37

Wer sich mit der Türkei anlegt ,legt sich mit der Nato an.Das weiß jeder.Es bedarf schon einer maximalen Verzweifelung oder so was wie Todesmut.Übet Erdogan kann man sagen was man will.Dumm ist er nicht.

KTG
21. Januar 2018 - 18.15

So einfach ist es auch wieder nicht. Die EU könnte zwar was machen, allerdings wäre die Türkei dann als Anwärter endgültig weg. Das wäre zwar einerseits folgerichtig, andererseits hätte man dann das letzte Verhandlungspfand gegenüber den Türken verloren, zumal die ja auch Millionen von Flüchtlingen aufgenommen haben. Die NATO ihrerseits kann sowieso nicht angreifen/eingreifen, da die Türken auch in der NATO sind, man also gegen den eigenen Verbündeten vorgehen müsste. Sollte der dann auch noch einen Bündnisfall ausrufen, müsste man sich im Prinzip selbst bekämpfen, zumal die beiden östlichen Kurdenregionen ja auch bereits massiv mit amerikanischen Waffen ausgerüstet wurden (nicht nur die Türken!). Am meisten könnten noch die Russen tun, der EU, der NATO und den USA sind halt eben ein wenig die Hände gebunden. Die Russen selbst sind allerdings nicht daran interessiert, da sie selbst in Süd-Aleppo und in Idlib zu tun haben. Dort läuft nämlich gerade eine riesige Offensive zusammen mit Assad, um Idlib in Stücke zu schneiden. Die Strategie der Russen selbst ist relativ klar, nämlich dass das Assad-Territorium erst mal nicht mehr wie ein Flickenteppich aussehen soll, bevor man sich dann mit den mit aufgelösten Enklaven nicht mehr beschäftigten Truppen an den Randgebieten an die Arbeit begeben kann.Als nächstes kämen deswegen sowieso erst mal die Vororte von Damaskus dran. Und im Osten sitzen immer noch die "IS"-Terroristen. Ohne die Offensive der Türken hätten die Kurden das linke Euphrat-Ufer nämlich von dessen letzten Überresten befreien können. Und dann ist da immer noch Daraa im Süden an der Grenze zu Jordanien.

KTG
21. Januar 2018 - 18.03

Die Russen haben ihre Militärberater in der Gegend um Afrin abgezogen, wie ja auch im Artikel steht. Putin weiß, dass er keine Möglichkeiten hat, um Erdogan zu stoppen, ohne einen Weltkrieg oder zumindest einen gewaltigen Flächenbrand zu provozieren, der den ganzen Nahen Osten erfassen würde. Das wiederum weiß auch Erdogan. Die Sache geht also mit der Billigung der Russen durch. Die USA haben ihrerseits leider den falschen Präsident gewählt und sowieso dort aktuell nichts zu melden. Sollte die Sache in Afrin für die Kurden in die Hose gehen (was zu erwarten ist, dafür fehlt es ihnen an Schlagkraft), bleibt nur zu hoffen, dass die beiden anderen kurdischen Gebiete in Nordsyrien nicht das gleiche Schicksal ereilt. Dort sind zwar sowohl Russen als auch die USA präsent (in Afrin nur die Russen), das dürfte allerdings die Türken nicht stoppen, zumal sie auch dort bereits eine Offensive angekündigt haben, vor allem auf Manbidsch.

Jang
21. Januar 2018 - 17.53

EU kann meiner meinung nach nicht eingreifen, sonst sind die Waffengeschäfte zunichte, alles korrupte Machenschaften,egal wie sie heissen.

Scholnier
21. Januar 2018 - 15.47

Den Politikern für die Zukunft ins Buch geschrieben:" Solch Agressor wie die Türkei gehört nicht in die EU." Die Politik der Türkei entspricht nicht den Gepflogenheiten in Europa. Hat man bisher die Menschenrechtsverletzungen, der Pressefreiheit, der verbalen Entgleisungen hingenommen, kann nicht sein ,daß wir wegschauen, wie ein Volk der Kurden durch türkische Bomben und Kugeln dezimiert wird. Diese Kurden haben an der Seite der EU,USA gegen den IS gekämpft, wobei die Türkei sich nicht gerade rühmlich verhalten hat.( siehe Aussage von Herrn C.Özdemir am Wochenende). Kann unsere Politik dieses Abschlachten der Kurden mit ihrem Gewissen vereinbaren? Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, er kann gehen.

Serenissima en Escher Jong
21. Januar 2018 - 10.48

Herr Erdogan macht eben was er will und die EU schaut zu...und babbelt drauf los....die Frage ist nur ob die USA es zu lassen werden dass die Türken die Kurden vernichten könnten und ob die Russen nicht mal eingreifen und die Türken mal stoppen würden, auch die Syrer wollen keine Türken im Lande haben...einer muss ja den neuen Sultan am Bosporus in die Schranken verweisen.....sonst wir er noch größten wahnsinnig und wird das osmanische Reich wieder entstehen lassen....