Mittwoch12. November 2025

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Interview Treffen mit MONO-Gründer Takaakira Goto vor dem Konzert in der Escher Kulturfabrik

Interview  / Treffen mit MONO-Gründer Takaakira Goto vor dem Konzert in der Escher Kulturfabrik
Der Musiker Takaakira Goto bei einem Live-Auftritt mit seiner Band MONO Quelle: Teppei Kishida

Erst seit fünf Jahren hat Takaakira Goto das Gefühl, dass sich die harte, langjährige Arbeit mit MONO gelohnt hat. Nicht nur darüber gab der Gitarrist und Kopf der japanischen Postrocker bereitwillig Auskunft. Er sprach auch über den plötzlichen Tod ihres langjährigen Produzenten und Freundes Steve Albini, mit dem MONO seit 2004 zusammengearbeitet hatten.

Tageblatt: Taka, welche Künstler hatten Dich als Kind inspiriert und zum Musikfan werden lassen? Und wann hast Du erstmals ein Instrument in die Hand genommen?

Takaakira Goto: Ich mochte generell die Musik, die mein vier Jahre älterer Bruder hörte, und habe sie mir immer angehört. Angefangen bei alter japanischer Volksmusik bis hin zu Hardrock von Deep Purple war alles eine neue Erfahrung für mich. Bevor ich mich versah, war ich völlig von Musik eingenommen. Ich bewunderte meinen Bruder, als er dann anfing, Akustikgitarre zu spielen. Mit 14 Jahren griff ich ebenfalls zur Akustikgitarre. Ein Jahr später, nachdem ich Deep Purple entdeckt hatte, fing ich an, E-Gitarre zu spielen und stieg bald in eine Band ein.

Deine Band MONO wurde vor 26 Jahren von Dir gegründet. Seitdem gab es nur einen Besetzungswechsel: Im Jahr 2017 ging Schlagzeuger Yasunori Takada und es kam Dahm Majuri Cipolla. Es scheint, als seid ihr nicht nur eine Band, sondern auch enge Freunde. Was ist das Geheimnis, Deine Band so zusammenzuhalten, wie sie ist?

Hideki Suematsu (Gitarrist), Tamaki Kunishi (Bassistin) und Dahm Majuri Cipolla sind meine lieben Freunde und gleichzeitig meine Familie. Wir akzeptieren, dass jeder von uns ein völlig anderer Mensch ist und arbeiten dennoch als Team zusammen und unterstützen uns gegenseitig. Vor allem liebe ich den Sound, den wir gemeinsam kreieren. Ich schreibe die Songs mit ihnen im Hinterkopf und bin wirklich dankbar für dieses Leben, in dem ich jeden Tag mit ihnen in einer Band spielen kann.

Was war für Dich persönlich der bisherige Höhepunkt in der Karriere von MONO?

Erst in den letzten fünf Jahren habe ich endlich das Gefühl, dass alles einen Sinn hat. Es gab unzählige wundervolle Erinnerungen, aber auch viele Prüfungen, die ich nie wieder erleben möchte. All diese Erfahrungen haben uns inspiriert, weiterhin Alben aufzunehmen und auf Tour zu gehen. Wenn wir bestimmte Meilensteine erreichen, wie zum Beispiel unser zehnjähriges oder 20-jähriges Jubiläum, veranstalten wir Geburtstagskonzerte und veröffentlichen sie als Live-Alben, um diese Momente als Erinnerung festzuhalten. Ich glaube, dass all dies ein Beweis dafür ist, dass wir als Band in diesem Leben unser Bestes gegeben und etwas hinterlassen haben.

Euer aktuelles Album „OATH“ ist ein makelloses Meisterwerk, mit dem ihr intensiv über den Globus tourt. Hättet ihr euch 1999 vorstellen können, 2025 weltweit auf Tournee und erfolgreicher denn je zu sein?

Vielen Dank für das Lob. Als wir die Band gründeten, hätten wir uns nie vorstellen können, dass wir einmal dort stehen würden, wo wir jetzt sind. Wir waren immer ehrlich mit unserer Musik und sind nie Kompromisse eingegangen. Von daher fühlt es sich wie ein Wunder und ein Traum an, dass Menschen auf der ganzen Welt unseren Weg mit uns gehen, unsere Alben kaufen und zu unseren Konzerten kommen. Wir sind wirklich sehr dankbar dafür.

Tourtermine

14.11.2025 Esch-sur-Alztette, Kulturfabrik (Support Act: Hannah Ida)
15.11.2025 Neunkirchen, Neue Gebläsehalle (Gloomaar Festival)
16.11.2025 Hamburg, Knust
17.11.2025 Köln, Gebäude 9

Mehr Infos unter www.monoofjapan.com

In düsteren Zeiten wie diesen wird einem auch wieder bewusst, wie wichtig Musik im Allgemeinen und für die psychische Gesundheit ist. Sie kann einem Halt bieten und den Kopf (zumindest vorübergehend) von Negativität befreien. Wie lenkst Du Dich vom Alltag ab?

Wenn wir nicht auf Tour sind, fange ich regelmäßig um sechs Uhr morgens an, Songs zu schreiben. Das ist meine Lieblingsform der Meditation und etwas, das mir wirklich Spaß macht. Ich bemühe mich auch bewusst, soziale Medien, das Internet, Fernsehen und andere Nachrichten zu meiden, da ich mich keinen negativen Dingen aussetzen lassen möchte.

Wie herausfordernd ist es, mit klassischen Musikern aufzunehmen, live aufzutreten oder auf Tour zu gehen, was MONO in der Vergangenheit schon häufiger taten?

Ich liebe die organischen Klänge klassischer Instrumente, da ich in ihnen den heiligen Atem spüren kann. In Kombination mit den einzigartigen Frequenzen von E-Gitarre und Bass spüre ich eine Energie, die wie der Gesang des Universums erscheint. Letztes Jahr hatte ich die Gelegenheit, mit vielen Orchestermusikern aus aller Welt aufzutreten, und ich empfand es als etwas sehr Schönes, einfach mit Menschen unterschiedlicher Nationalitäten, Sprachen und Kulturen zusammen Musik zu machen, die durch ein gemeinsames Ziel vereint sind.

Die Band MONO im Jahr 2016
Die Band MONO im Jahr 2016 Foto: Nimdaonom, CC BY-SA 4.0 , via Wikimedia Commons

Wie hältst Du Songideen fest, damit Du sie nicht sofort wieder vergisst?

Ich glaube, dass Ideen, die man letztendlich vergisst, von vornherein nicht so toll waren.

Stellst Du Dir bestimmte Szenen oder Geschichten vor, wenn Du Instrumentalstücke komponierst?

Während ich einen Song schreibe, nehmen die Emotionen in mir allmählich Gestalt an und schaffen schließlich einen Hintergrund, der zu einer bestimmten Szene führt.

Solltest Du jemals ein Album ohne Instrumentalstücke aufnehmen und dürftest eine Sängerin oder einen Sänger auswählen, wen würdest Du haben wollen – ganz gleich ob lebend oder tot?

Meine Wahl träfe auf Nina Simone, Nico und Björk.

Vor drei Jahren habt ihr mit „My Story, The Buraku Story“ einen Soundtrack veröffentlicht. Was macht diese Arbeit besonders?

Ich liebe es, Soundtracks zu komponieren, und würde gerne mehr davon machen. Es bereitet mir wirklich Spaß, Musik zu kreieren und mir dabei die Emotionen und das Leben von Protagonisten vorzustellen, die außerhalb des Üblichen liegen, sprich Menschen, die einfach anders sind als ich.

Habt ihr euch bestimmte Ziele gesetzt, die ihr noch erreichen wollt, oder plant ihr nicht so weit im Voraus und geht einen Schritt nach dem anderen?

Ich habe das Gefühl, dass unser Leben begrenzt ist. Ich möchte, dass wir weiterhin regelmäßig Alben veröffentlichen und so viel wie möglich auf Tour gehen, so wie wir es bisher getan haben. Außerdem publizieren wir jedes Jahr zu Weihnachten eine Single mit drei Songs namens „Heaven“. Ich möchte, dass wir diese Tradition fortsetzen. Außerdem möchte ich jederzeit mein Bestes geben und Schritt für Schritt vorankommen.

Nun zu einem traurigen Thema: Leider ist im Mai 2024 euer langjähriger Produzent und Freund Steve Albini verstorben.

Sein Tod war sehr traurig und schmerzhaft. Allerdings hat er mir einmal mehr bewusst gemacht, dass irgendwann die Zeit kommt, in der wir alle Abschied nehmen müssen. Die Alben, die wir mit ihm geschaffen und hinterlassen haben, sind unsere Schätze und wertvollen Erinnerungen.

Gibt es denn außer der im letzten Jahr veröffentlichten „Unforgettable EP“ noch weitere Aufnahmen mit Albini, die ihr noch nicht veröffentlicht habt?

Ja, wir haben mit ihm einen Soundtrack für einen Film gemacht, der dieses oder nächstes Jahr erscheinen soll. Der Soundtrack wurde zwei Wochen vor seinem Tod aufgenommen. Er enthält neun Songs und hat eine Spielzeit von 60 Minuten. Es wird das letzte Album mit Steve sein.

Anmerkung: Das Interview mit Taka, wie er gemeinhin genannt wird, wurde aufgrund der Sprachbarriere per E-Mail geführt.