„Baue wie ein Architekt, trainiere wie ein Champion, kleide dich wie ein Gentleman“ – Pascal Zimmer, ehemaliger Judo-Profi

„Baue wie ein Architekt, trainiere wie ein Champion, kleide dich wie ein Gentleman“ – Pascal Zimmer, ehemaliger Judo-Profi

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Wenn ein „Maker“ aus Luxemburg mit Lineal und Leidenschaft Hand anlegt. Ein Porträt von Pascal Zimmer, den viele als ehemaligen Judo-Profi kennen. 

Von Greta Bauer

„Veste d’artiste“ mit Stehkragen, darunter ein Manschetten-Hemd, die Hose aus Tweed: So kennt man Pascal Zimmer, wenn er in seinem Büro für Baukonstruktion, „Unicum“, in Bettemburg zeichnet, konzipiert und Kunden persönlich berät. Für den Gang zur Baustelle, wo er „seine Jungs“ regelmäßig besucht und durchaus selbst aktiv wird, tauscht er Wollhose gegen Jeans und Jacke gegen Wollpulli ein. Zurück in seinem Büro in der „Celula“, wie der Gebäudekomplex im alten Eisenbahner-Ort heißt, geht es ein Stockwerk tiefer etwas härter zu als am Konferenztisch.

Der ehemalige Judo-Profi bringt nach seiner eigens entwickelten Personal-Training-Methode, im Kern ein Ganzkörper-, Kraft- und Konditionstraining, ambitionierte Privatpersonen und Profisportler in Form. Im maßgeschneiderten Dreiteiler begegnet er für gewöhnlich freitags und samstags seinen Kunden im „Basics & Bespoke“ in der Luxemburger Innenstadt, wo er und seine Store-Managerin Christine Niebojewski Männern die Garderobe auf den Leib schneidern.

Alles aus tiefer Überzeugung

„Baue wie ein Architekt, trainiere wie ein Champion, kleide und verhalte dich wie ein Gentleman“: Der gebürtige Luxemburger füllt seine Leitsätze nicht nur in sozialen Netzwerken mit Leben, er zelebriert sie Tag für Tag und ist dabei authentisch. „Im Englischen lässt es sich einfach besser auf den Punkt bringen, deshalb spreche ich immer gerne von ‚the real thing‘ und meine damit, dass alles, was ich tue – ob im Büro, auf dem Bau, an der Hantel oder in der Boutique – echt ist und aus tiefer Überzeugung kommt. In Kombination mit einem starken Willen und Achtung vor Mensch und Materie wird es dann eine runde Sache“, erklärt Pascal Zimmer. „Mein Erfolg gründet auf drei wesentlichen Säulen: Passion, ständiger Lernbereitschaft und einem hohen Arbeitseinsatz.“ Der gebürtige Luxemburger wuchs wohlbehütet als Arbeiterkind in Bettemburg auf, wo er bis heute mit seiner Familie lebt.

Nach seiner Ausbildung zum Handwerker, einer intensiven Sturm-und-Drang-Phase, wie er selbst sagt, und unzähligen Reisen entwickelte er sich Schritt für Schritt zum Unternehmer. Angestellt war er im Prinzip nie, schon früh hatte er seine eigenen Ideen und davon viele. „So richtig gestalten kannst du nur, wenn du dein eigenes Ding machst, das ist meine persönliche Erfahrung. Und dann sind Disziplin und Durchsetzungskraft essenziell für den Erfolg“, resümiert Pascal Zimmer.

Büro und Personal Training Academy in einem Gebäude

Beides bekam er aus seinem Elternhaus mit, der Leistungssport und die Armee bildeten die Basis für seinen Werdegang. Zimmer war 27-facher Judomeister in Luxemburg und Teil des Nationalteams, nahm an mehreren Europameisterschaften und einer Weltmeisterschaft teil. Sein Vater legte ihm einst die Liebe zu diesem Sport in die Wiege, heute trainiert er Leistungssportler wie Kimberly Nelting, Junioren-Weltmeisterin im Karate, Allison Berna, Zweitplatzierte bei den Junior-Europameisterschaften, und weitere Mitglieder des Nationalteams sowie Olympioniken als deren Krafttrainer.

Im Jahr 2012 gründete er gemeinsam mit Tim Lamsfuß die „Personal Training Academy“ und coacht dort nach zehn Regeln, die er selbst aus seiner Zeit als Profi mitgenommen hat. Die Einrichtung des Studios trägt seine Handschrift. Kunstwerke dekorieren die Wände, Metallfiguren und Skulpturen in Sportposen stimmen auf die Leibesübungen ein, während das Licht durch die hohen Fenster der alten Molkerei auf die Geräte fällt. Nach einer aufwändigen Renovierungsphase des Gebäudes aus den 1930er-Jahren, die von 1999 bis 2001 andauerte, zog Pascal Zimmer in die „Celula“ ein. Er hatte sie zusammen mit seinem Trupp gestaltet, feilt immer wieder an Details, ordnet das Interieur neu.

Ausgewählte Kleidung aus Traditionshäusern

Seine unverkennbare Handschrift trägt auch das Modeatelier in der Stadt. Stilvolle Freizeitmode, festliche Gala-Outfits, besondere Einzelstücke mit Geschichte – das Angebot von „Basics & Bespoke“ in der rue du Marché-aux-Herbes ist umfangreich und in Luxemburg einzigartig. Die Kunden kommen nicht nur aus dem Großherzogtum, sie reisen aus ganz Europa an. Stammgäste aus der Schweiz und anderen Ländern kommen regelmäßig. Auftragsarbeiten werden durch ausgewählte Accessoires und Kleidungsstücke aus europäischen Traditionshäusern und Familienunternehmen ergänzt.

So kommen die handgenähten Brogues aus England, Seidenkrawatten vom Comer See aus dem Hause A. Picci und Wollmäntel zum Beispiel von der britischen Ikone „Gloverall“, die im Jahr 1952 mit dem „Monty-Dufflecoat (benannt nach Generalfeldmarschall Montgomery) einen Klassiker schuf. Besondere Fundstücke von Reisen ergänzen das vielfältige Angebot und zu all seinen „Schätzen“ hat Pascal Zimmer eine Geschichte zu Herkunft und Historie parat.

Christine Niebojewski nimmt mit akribischer Sorgfalt Maß, die Anzüge und Hemden werden dann auf der Londoner Savile Row in den Hallen der Henry-Poole-Manufaktur geschneidert. Poole war einer der ersten Herrenausstatter, der sich auf der in den 1730er-Jahren erbauten Straße im Stadtteil Mayfair niedergelassen hatte und seit jeher auch Beziehungen zum englischen Königshaus pflegt. Berühmtheiten wie Prince Charles, Winston Churchill und Schriftsteller Ian Fleming, der die Figur von James Bond erschaffen hatte, lassen bzw. ließen sich auf der Savile Row einkleiden. Der Begriff „Bespoke“, der auch im Namen von Zimmers Boutique vorkommt, hat hier seinen Ursprung und bedeutet, dass jedes Kleidungsstück mit dem Kunden besprochen und individuell angefertigt wird.

Materialien, Farben, Stil

Auf Maß gibt es von Pascal Zimmer und seinem Team von „Unicum“ auch Häuser. Gebaut und restauriert wird mitunter nach traditionellen Methoden, die den Charakter alter Bausubstanzen und ihrer Umgebung würdigen und in vielerlei Hinsicht nachhaltig sind. Dem Vereinshaus des FC Minière Lasauvage hat Zimmer mit seinem Team in Einklang mit der Lokalgeschichte im Jahr 2017 neues Leben eingehaucht.

„Bei der Renovierung war es unser Ziel, die bestehende Bausubstanz bestmöglich zu erhalten, der Atmosphäre des Grubenarbeiterdorfs gerecht zu werden und die Anlage ökologisch auszurichten“, sagt Zimmer. Materialien, Farben, Stil – die Details machen den Unterschied. Das Erdgeschoss des Vereinshauses wurde weitgehend erhalten. Es war seinerzeit von Helfern aus dem Ort in deren Freizeit erbaut worden. Dieser Arbeit wollte Zimmer Respekt zollen.

Ein aktuelles Projekt ist die erneute Umgestaltung des „Château de Clemency“, das er vor Jahren erworben und auch als Büro genutzt hat. Noch sei es nicht ganz spruchreif, ein paar Details müssten noch geklärt werden, aber auf seinem Instagram-Account erfahre man bald mehr, verspricht Pascal Zimmer.