Traditionspatissier Namur: „Wir müssen mit der Zeit gehen“

Traditionspatissier Namur: „Wir müssen mit der Zeit gehen“

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Die bekannte Feinbäckerei Namur erfindet sich mit der Eröffnung einer Filiale im Einkaufszentrum „Cloche d’Or“ neu. Daisy Schengen sprach mit Direktor Max Nickels über die Zukunft des seit 1863 in Luxemburg tätigen Unternehmens, veränderte  Kundengewohnheiten und den Wert des Handwerks heute.

Foto: Max Nickels steht gemeinsam mit seiner Schwester Anne als die 6. Generation im Familienbetrieb vor.

Tageblatt: Herr Nickels, wie passen der neue moderne Standort im Einkaufszentrum „Cloche d’Or“ und die Traditionspatisserie Namur zusammen?
Max Nickels: Traditionsbetrieb bedeutet nicht, dass wir nur in der Hauptstadt präsent sind. Wir haben uns von Anfang an für diesen neuen Standort interessiert, weil hier ein neues Stadtviertel entsteht, uns das Konzept für das Projekt gefallen hat und wir bisher in der Umgebung keine Filiale hatten.

Unsere nächstgelegenen Standorte befinden sich im Einkaufszentrum „Belle Etoile“ und im Bahnhofsviertel. Ich denke jedoch nicht, dass Kunden, die sich zur „Belle Etoile“ begeben, danach zur „Cloche d’Or“ fahren oder umgekehrt. In diesem Sinne gibt es da keine Art Überangebot. Die Standortwahl stellt darüber hinaus eine Art Erneuerung von Namur dar. Es ist eine neue Etappe in unserer Unternehmensgeschichte.

Wer Namur in der rue des Capucins in der Oberstadt kennt, wird beim Betreten der neuen Filiale überrascht sein …

Das ist gewollt. Es geht darum, Namur ein neues Image zu verleihen. Das Ambiente ist „jünger“, es gibt andere Tische und andere Stühle … Das Raumangebot ist mit 120 Sitzplätzen auf rund 300 Quadratmetern großzügig gestaltet. In unserem Konzept, das wir hier umsetzen, stehen vier Werte im Vordergrund, zu denen wir uns verpflichten und die die Filiale hier widerspiegelt. Wie zum Beispiel die Bereiche der herzhaften und der süßen Speisen, wo die Gäste durch Glasabtrennungen einen Einblick in die Herstellung bekommen. Die Küche und die herzhaften Speisen, die hier angeboten werden, werden vor Ort produziert.

Sie haben die neue Filiale am 2. Juli eröffnet. Welche Erfahrungen haben Sie bisher sammeln können?

Der Sommer, besonders der August, ist ein denkbar schlechter Zeitpunkt, um in Luxemburg etwas Neues zu eröffnen. Anfangs öffneten wir morgens um 8 Uhr, doch das hat sich von der Gästezahl her nicht gelohnt. Ich kann mir vorstellen, dass der Beginn des neuen Schuljahrs im nahe gelegenen „Lycée Vauban“ das Frühstücks- und Mittagsgeschäft ankurbeln wird. In Luxemburg beginnt das öffentliche Leben nach der Sommerpause, ab September, wieder.

In Bezug auf die Filiale in der Hauptstadt haben Sie mögliche Änderungen erwähnt. Sind schon welche konkret vorgesehen?

Es ist noch zu früh, darüber zu sprechen. Das Geschäft in der Oberstadt besteht seit rund 30 Jahren und ist traditionell, altmodisch eingerichtet. In dieser Zeit haben sich die Gewohnheiten der Kunden grundlegend geändert. Vor 30 Jahren war die Bäckerei während der Mittagszeit gut besucht, am frühen Nachmittag war anschließend Kaffeezeit. Vor dieser Zeit, in meiner Kindheit, war die Patisserie zur Mittagszeit geschlossen. Nach dem Mittagessen zu Hause kamen die Damen zu uns, um Kaffee zu trinken und Karten zu spielen, bis etwa 18 Uhr war das Geschäft voll mit Gästen.

Heute ist das unvorstellbar, nur ein paar Gäste sitzen in der Mittagsstunde noch in der Patisserie. Danach wird es ruhiger. Außerdem ist das kulinarische Angebot zur Mittagszeit in der Hauptstadt enorm gewachsen. Manche Gastronomiebetriebe haben nur in der Mittagsstunde geöffnet.

Wir müssen zudem nun einen Blick darauf werfen, wie sich das Einkaufszentrum Royal-Hamilius, die Tram, die gesamte Umstrukturierung der Hauptstadt und die Veränderungen in der Geschäftswelt auf uns auswirken werden. Anhand dieser Veränderungen müssen wir uns dann überlegen, ob und falls ja, wie wir umbauen und ob wir noch am Standort festhalten wollen.

Die dritte Filiale von Namur, die außerhalb der Hauptstadt in den 80er Jahren eröffnet wurde, war jene in der Escher Alzettestraße. Wie ist es um die Zukunft an diesem Standort bestellt?

Das Geschäft in der Alzettestraße bleibt genau so, wie es bisher schon war. Es gibt derzeit keine Überlegungen, was mögliche Änderungen betrifft.

Wer Namur sagt, denkt auch an Familienbetrieb. Zurzeit lenkt mit Ihnen und Ihrer Schwester Anne die sechste Generation die Geschicke des Unternehmens. Wird Namur auch weiterhin in Familienhand weitergeführt werden?

Ich würde sagen ja. Es ist angedacht, dass es ein Familienbetrieb bleiben soll.

Auch ein Familienunternehmen braucht Personal. Teilen Sie die Sorgen im Handwerk in Bezug auf die Rekrutierung von Angestellten?

Viele unserer Mitarbeiter kommen aus Frankreich. Bei Auszubildenden aus Luxemburg, die ihre Lehre erfolgreich beendet haben und in ihrem Beruf arbeiten, muss man als Betrieb damit rechnen, dass sie sich ebenfalls beim Staat oder bei einer Gemeinde beworben haben. Mit deren Gehaltsstruktur können Handwerksbetriebe nicht mithalten. Hierin reihen sich auch die neuen Regelungen zur Erhöhung des Mindestlohns ein. Die Preise steigen, die Löhne auch – aber wenn wir ein Croissant für zehn Cent mehr verkaufen, lassen die Beschwerden nicht lange auf sich warten.

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten – für das Unternehmen, für die neuen Projekte, für Ihren Beruf als Feinbäcker –, welcher wäre das?

Das neue Projekt soll ein großer Erfolg werden. Wir stehen für Qualität, für Handwerk. Ich habe das Gefühl, dass diese Werte schwinden. Die Kunden kaufen mit den Augen, lassen sich durch schöne Verpackungen verführen und legen weniger Wert auf den Inhalt. Der Geschmack tritt an zweite Stelle. Es geht darum, den Wert des Handwerks hervorzuheben. Der Kunde muss bereit sein, den Preis dafür zu zahlen.

Ist die Patisserie der Zukunft mehr als „nur“ ein Ort zur Nahrungsbeschaffung bzw. -aufnahme?

Sie sehen es selbst: Früher waren wir Patissiers/Confiseurs. Später kam das „Traiteur“-Handwerk hinzu, daraus entwickelte sich die Küche für die Mittagspause. In dieser Filiale haben wir unser Sortiment durch eine „Epicerie fine“ erweitert, die wir derzeit ausweiten. Wir nutzen alle Facetten unseres Handwerks, denn wir müssen mit der Zeit gehen.

Romain K
3. Oktober 2019 - 12.30

Leider leisst Qualiteit bei Namur och no. Wann ech un dei Kichelcher an Taarten vun virun puer Joer vergleichen ...daat ass een Ennerscheed wei Summer an Wanter - Mee d'Praisser sin heich bliwwen. Leider ass et och geschwenn Massenwuer an och bestemmt mei Waasser wie Mellech oder Rahm am Deeg (well daat ass jo och mei belleg).....eigentlich schued. An dann ... deen Design vum Salon op der Cloche d'Or - brrrrr - schauerlech - modern vielleicht......mee kaal an eintoenig....souguer d'Miwwelen gesinn belleg aus, et mengt een dei wieren aus dem Ikea.....och schued. Do gett et nach een 'Feinbaecker' deen ass am Concorde an am Auchan.....och mei deier....mee d'Qualiteit ass awer super an dei 2 Salon'en sinn och 'modern'....awer och schein an gemitterlech....

Jang
2. Oktober 2019 - 18.36

Leider ass ett am Commerce an Handwierk am gaang den Biergof ze goen, mir sinn de Moment um Punkt dass muss emgeduecht ginn,der Politik ass ziemléch daat ganz egal,nemmen Gelaabers an warm Loft, doheem fengt ett un an d'geet am Schoulsystem virun, keen Nowues an guer keen Interesse méi an deer Branche, daat dauert schons Joeren,mais ett geschidd nawell neischt. Mat den Frontalieren héiert och eng Kéier op,deer kommen vieilleicht och nett méi esou vill bei der Situatioun do, well deen ganze Stress muerges an owes am Stau etc.Salairen nett méi ugepasst, an nach vill aneres kennt derbei. Ett ass fönnef vir Zwielef.

ronald
2. Oktober 2019 - 12.19

Eigentlech Schued, mais vumTraditiounshaus ass nët méi vill iwreg! Qualitéit huet béis nogeloos, an ech duecht bei "Fischer's" wier den "et avec ça" net mei ze toppen, mais bei Namur kënnt dann do nach eng net ze iwertreffend Arroganz beim Personal derbei! Nee esou ass den Namur nach just eng Erënnerung vun fréier.

Jang
30. September 2019 - 13.00

Alles steiert op Massenproduktioun zou, do ass ett ganz normal dass d'Qualitéit dorenner ze leiden huet,kuckt emol eng Kéier hannert d'Kulissen,dann ginn verschidden Leit hir Guckelcher op. Gudden Appetit trotzdem.

Nomi
29. September 2019 - 18.45

Ass awer emmwe nach besser wei' Fischer an Auchan . . . !

Jang
28. September 2019 - 12.58

Die Qualität hat auch nachgelassen , nix mehr wie früher.