Die deutsche Wirtschaft und Ökonomen haben sich nach dem Besuch von Bundeskanzler Friedrich Merz bei US-Präsident Donald Trump vorsichtig optimistisch über die weiteren Verhandlungen der EU über ein Zollabkommen mit den USA geäußert. „Das Treffen zwischen Bundeskanzler Merz und Präsident Trump sendet ein Signal des Dialogs. Gute transatlantische Beziehungen waren und bleiben für beide Seiten unverzichtbar“, sagte DIHK-Präsident Peter Adrian dem Tageblatt. „Hierbei ist der persönliche Austausch von großer Bedeutung. Dieser muss nun – auch seitens der EU – weitergeführt werden, um eine tragfähige Deeskalation für die deutsche Wirtschaft zu erzielen.“
Derzeit seien die handelspolitischen Gräben aber noch tief. „Die deutsche Wirtschaft braucht dringend klare Perspektiven im transatlantischen Verhältnis. Doch statt Berechenbarkeit erleben wir einen Zickzack-Kurs, der Investitionen hemmt und Unsicherheit schürt“, warnte Adrian. „Es bleibt zu hoffen, dass auf die Ankündigung enger Zusammenarbeit in der Handelspolitik nun auch Taten folgen und der Austausch dazu beitragen kann, die USA im Handelskonflikt mit der EU zum Einlenken zu bewegen. Belastbare Zusagen aus Washington müssen folgen: gegen neue Zölle, gegen einseitige Benachteiligungen europäischer Anbieter – und für faire, offene Märkte.“ Sonst drohe dem transatlantischen Wirtschaftsraum ein schleichender Vertrauensverlust.
„Umso wichtiger bleibt es, dass die EU neben der Vorbereitung möglicher Gegenmaßnahmen weiter auf Verhandlungen setzt und die Auslösung einer Zollspirale vermeidet.“ Trump hatte am Mittwoch US-Einfuhrzölle von 50 Prozent auf Stahl und Aluminium verhängt. Überdies droht er der EU mit hohen Zöllen für weitere Produkte. Für Verhandlungen bleibt etwa ein Monat Zeit.
Positive Impulse
Der Industrieverband BDI setzte nach dem Besuch von Merz bei Trump aber auf Fortschritte bei den Verhandlungen. „Die persönliche Begegnung von Bundeskanzler Merz und US-Präsident Trump war ein gutes Signal für die transatlantischen Beziehungen. Wir sehen darin auch einen positiven Impuls für die laufenden Zoll-Verhandlungen zwischen der EU und den USA“, sagte Wolfgang Niedermark, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des BDI. Deutsche Unternehmen seien in manchen technologischen Bereichen unverzichtbar für die USA, so der Vertreter des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI).
Die Chefin der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer, bezeichnete den Antrittsbesuch als Erfolg. „Merz hat die Pressekonferenz geschickt genutzt, um klarzustellen, wer im Ukraine-Krieg der Angreifer und wer das Opfer ist, und um Trump bei der Ehre zu packen, dass nur er als amerikanischer Präsident ein Ende des Krieges erreichen könne. Damit sind die beiden aus europäischer Sicht wichtigsten Themen, die Ukraine und der Handel, im Diskurs der beiden fest verankert worden. Darauf muss man jetzt aufbauen“, sagte die Vorsitzende des Sachverständigenrats.
Der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Moritz Schularick, warnte allerdings vor zu hohen Erwartungen. „Was die Zölle angeht, werden wir nicht wieder dahin zurückkommen, wo wir vor Trump waren. Wir müssen uns auf dauerhaft höhere US-Zölle einstellen“, sagte Schularick. „Eine Marke von zehn Prozent bei den US-Zöllen wäre für Europa nicht unrealistisch. Das wäre eine Vervierfachung gegenüber der Vor-Trump-Zeit. Uns würde das ungefähr 0,2 Prozentpunkte Wachstum kosten“, sagte der Kieler Ökonom.
De Maart
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