MallorcaTodesdrama von deutschen Urlauberinnen erschüttert Insel

Mallorca / Todesdrama von deutschen Urlauberinnen erschüttert Insel
„Kann unangenehm werden“: Die Einheimischen kennen das Risiko an der Cala Mandia Foto: dpa/Clara Margais

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Nach der bisher schlimmsten Badetragödie des Jahres auf Mallorca flattern rot-weiße Absperrbänder am Strand im Wind. Ein frisch gepinseltes Schild warnt in der idyllischen Bucht namens Cala Mandia im Osten der Insel in mehreren Sprachen: „Danger“.

In der Nacht zum Donnerstag starben hier die beiden deutschen Schwestern Hannah-Sophie und Vanessa A. in der aufgewühlten Brandung. Die beiden 23 und 25 Jahre alten Urlauberinnen aus Nordrhein-Westfalen waren nach den polizeilichen Ermittlungen gegen zwei Uhr morgens ins wilde Meer gestiegen. Sie ahnten nicht, dass sich hier bei unruhiger See gefährliche Wirbel bilden, welche die Badenden unter Wasser oder ins offene Meer ziehen können.

Die jungen Frauen, die mit vier deutschen Freundinnen den nächtlichen Strandausflug unternommen hatten, wussten offenbar auch nicht, dass die Behörden eine Unwetterwarnung für die gesamte Insel herausgegeben hatten. Die Rettungsschwimmer hatten deswegen am Tag vor dem Unglück die rote Flagge gehisst: Das heißt Lebensgefahr und totales Badeverbot.

Doch nachts patrouillieren keine Rettungsschwimmer, die nur in der Helligkeit den Strand bewachen. Nach Dienstschluss signalisieren auch keine Flaggen, ob Baden erlaubt ist oder nicht, denn sie werden abends meist eingeholt. Das Warnschild und das Absperrband wurden offenbar ebenfalls erst nach der tödlichen Nacht angebracht.

Die Einheimischen kennen das Risiko an der Cala Mandia. „Die Strömungen sind manchmal so stark, dass man nicht zurückkommt. Wenn du das nicht weißt, dann kann es ziemlich unangenehm werden“, sagt eine Frau, die hinter dem Absperrband steht. Auch Rettungsschwimmer Ernest berichtet im spanischen Fernsehen: „Am Tag vor dem Unglück mussten wir mehrere Leute retten, die trotz roter Flagge ins Wasser gegangen waren.“ Und: „Hier nachts zu baden, wenn es keinen Wachdienst gibt, ist absoluter Wahnsinn.“

Millionenschäden nach Extremwetter

Als am frühen Donnerstagmorgen gegen 2.30 Uhr nach einem Notruf die Rettungskräfte in der Bucht eintrafen, fanden sie laut Polizeibericht eine der beiden Frauen leblos im Sand vor. Nach Polizeiangaben war sie von einem weiteren nächtlichen Strandbesucher, einem 30-jährigen deutschen Mann, aus dem Wasser gezogen worden. Die Frau konnte zwar zunächst wiederbelebt werden, starb jedoch Stunden später im Krankenhaus. Der leblose Körper der zweiten Frau wurde wenig später von Polizisten im Wasser entdeckt.

Es ist nicht das erste Badeunglück in diesem Sommer auf Mallorca. Immer wieder unterschätzen Touristen die Gefahren des Mittelmeeres. Allein im vergangenen Monat August ertranken sechs Menschen auf der Insel. 

Für die gesamte Mittelmeerküste galt in den letzten Tagen eine Unwetterwarnung. In den Mittelmeerregionen Katalonien, Valencia und Murcia sorgte ungewöhnlich heftiger Starkregen für Millionenschäden und Überflutungen. Dutzende Autos wurden von Sturzfluten mitgerissen, als sich ausgetrocknete Bachbetten und Straßen in reißende Flüsse verwandelten. Etliche Menschen mussten aus der Luft aus ihren Häusern oder Fahrzeugen gerettet werden.

Am schlimmsten traf es den Ort Alcanar im Süden Kataloniens. Dort gingen in wenigen Stunden 250 Liter pro Quadratmeter nieder – die Hälfte der üblichen Niederschlagsmenge eines ganzen Jahres. Das Wasser setzte Häuser unter Wasser, riss Straßen weg und spülte Autos ins Meer, ein Campingplatz konnte im letzten Moment evakuiert werden. Bürgermeister Joan Roig: „Das war wie ein Weltuntergang.“

J.C. Kemp
4. September 2021 - 20.18

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