„Tiers payant“: Es bleibt alles beim Alten – vorerst

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Die Patienten werden bis auf Weiteres die Kosten für ihren Arztbesuch integral vorstrecken müssen.

Die Patienten werden bis auf Weiteres die Kosten für ihren Arztbesuch integral vorstrecken müssen. Das Drittzahler-Prinzip wird vorerst nicht ausgeweitet.

Sozialminister Romain Schneider (LSAP) hat die heiße Kartoffel „Tiers payant“ auch bei Arztbesuchen an die nächste Regierung weitergereicht. Die Ausdehnung des Drittzahler-Prinzips bedürfe einer gesetzlichen Änderung, was in dieser Legislatur nicht mehr möglich sei, sagte Schneider am Mittwoch nach der Sitzung der Quadripartite. An der zweimal im Jahr stattfindenden Viererkonferenz nehmen die Akteure des Gesundheitsbereichs, Unternehmens- und Patientenvertreter sowie die zuständigen Ressortminister teil.

Er sei enttäuscht über die Ablehnung der Ärztevereinigung AMMD zu einem Treffen bezüglich des „Tiers payant“. Dazu sei er vom Parlament beauftragt worden, so der Sozialminister. Bei der gestrigen Sitzung will er jedoch Anzeichen von Gesprächsbereitschaft bei der AMMD festgestellt haben.

„Medizinischer Kontrolldienst wird modernisiert“

Diese hatte einen nicht mehr zeitgemäßen Leistungskatalog der Gesundheitskasse CNS beanstandet. Das Verzeichnis listet jene medizinischen Akte und Behandlungen auf, deren Kosten sie integral oder teilweise übernimmt. Unklar sei auch nach der Quadripartite, ob sich die AMMD weiterhin an der Nomenklatur-Kommission beteilige. Diese erörtert mögliche Änderungen am Leistungskatalog. Eine Generalversammlung der Ärztevereinigung am 16. Mai hatte diese Zusammenarbeit bis auf Weiteres eingestellt. Auch der ebenfalls von der AMMD kritisierte medizinische Kontrolldienst werde modernisiert, versprach Schneider. Er sei bereit, auch darüber mit der AMMD zu reden.

Gesundheitsministerin Lydia Mutsch (LSAP) kündigte ihrerseits Neuerungen bezüglich des Notdienstes der Krankenhäuser an – seit Jahren eine gesundheitspolitische Baustelle. Die Häuser klagen wegen Überlastung, die Patienten wegen langer Wartezeiten. Nun soll der Dienst effizienter werden, verspricht Mutsch. Die Patienten sollen erneut überredet werden, doch zuerst zum Allgemeinmediziner zu gehen, statt sofort in den Notdienst zu eilen. 20 Prozent der Fälle könnten vom Generalisten übernommen werden. Ab 2019 werden in der Hauptstadt zwei Krankenhäuser gleichzeitig Notdienst leisten. Außerdem soll eine App darüber informieren, welcher Arzt noch vor Öffnung der medizinischen Häuser Sprechstunde hat.

Der OGBL hat am Mittwoch erneut seine Forderung zur Verallgemeinerung des Drittzahler-Prinzips bekräftigt. Ob der Arzt sein Geld direkt vom Patienten oder von der Kasse erhalte, sei einerlei.

Die Staatsbeamtengewerkschaft CGFP lehnt ihrerseits eine Verallgemeinerung des „Tiers payant“ ab. Sie befürchtet, eine direkte Kostenübernahme werde den Patienten dem Risiko aussetzen, „dass sein Arzt künftig nur noch jene medizinische Versorgung anbietet, die aufgrund der festen Tarifordnung zurückerstattet wird“. Das wäre ein Rückschritt im Vergleich zur aktuellen Situation. Stattdessen sollten sich Arzt und Patient darauf verständigen, dass Rechnungen ab 100 Euro direkt von der CNS übernommen werden – ein fakultatives „Tiers payant“ demnach. Der Leistungskatalog sollte monatlich aktualisiert werden, falls erfordert.

(Robert Schneider / Lucien Montebrusco)

 

 

KTG
31. Mai 2018 - 20.56

Der bürokratische Aufwand ist ein schwaches Argument. Bei den Physiotherapeuten und in den Apotheken klappt es ja auch.

Scholnier
31. Mai 2018 - 15.58

Mam "Tiers payant" häett d'Regierong en sozialt Ausrufezeechen gesaat.

O.J.
31. Mai 2018 - 10.07

Warum sollte ein Arzt in Zukunft nur noch Behandlungen verordnen die integral erstattet werden? Machen sie ja heute auch nicht ... Oder haben sie Angst "Kunden" zu verlieren bei zuviel Transparenz. Sogar die mächtigen Banken mussten mehr Transparenz hinnehmen -zu Lasten ihrer Gewinne. Die Ausrede dass sie noch mehr bürokratischen Aufwand kriegen und zu sehr kontrolliert werden ist auch nicht akzeptabel. Jeder muss sich heute in der Arbeitswelt damit auseinandersetzen

weit
31. Mai 2018 - 9.22

Wer die Kosten unseres Gesundheitssystem kontrollieren will muss auch zugestehen , dass der Patient nicht ungehemmt von gratis Leistungen profitiert oder nie eine Rechnung sieht .

Daniel
31. Mai 2018 - 9.10

Schade, dass sich Romain Schneider dies jetzt nicht mehr zutraut. Dabei würde ein kompletter "Tiers payant" vor allem das Leben der sozial Schwachen unserer Gesellschaft erleichtern. Dies ist der CGFP natürlich egal. Auch würde eine digitale Übertragung der Rechnungen der CNS die Arbeit enorm vereinfachen, da dieser momentan täglich tausende Rechnungen per Post oder persönlich zugestellt werden. Ob das Abtippen der Kürzel und Beträge eine sinnvolle und erfüllende Arbeit ist, mag ich zu bezweigeln. Die Veralterung des Leistungskataloges haben immerhin alle erkannt, jedoch würde ich mir wünschen, wenn die AMMD wieder mitverhandeln würde.

Serenisima
31. Mai 2018 - 7.39

Stattdessen sollten sich Arzt und Patient darauf verständigen, dass Rechnungen ab 100 Euro direkt von der CNS übernommen werden –Komplizierter geht es wohl nicht mehr CGFP? Der "tiers payant généralisé" ist eine Soziale Maßnahme die die Regierung auch gegen den Widerstand der AMMD durchsetzen sollte...hätte sie den Mumm nur dazu..