InterviewThierry Beffort löst Damon Damiani als Losch-CEO ab

Interview / Thierry Beffort löst Damon Damiani als Losch-CEO ab
Thierry Beffort (links) hat Damon Damiani (rechts) am 1. Januar als CEO der Losch-Gruppe abgelöst Foto: Marc Schmit

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Die Losch-Gruppe hat die Krise bis jetzt gut überstanden – und sogar an Marktanteil dazugewonnen. CEO Damon Damiani hat das Unternehmen durch das schwierige Jahr 2020 geführt. Seit dem 1. Januar sitzt Thierry Beffort nun am Ruder. Die beiden reden im Tageblatt-Interview über das Autofestival, die neue Elektromobilität und die Herausforderungen der Pandemie.

Tageblatt: Herr Damiani, mit dem Beginn des neuen Jahres haben Sie ihren CEO-Posten an Thierry Beffort abgegeben. Wie schauen Sie auf die letzten Jahre zurück?

Damon Damiani: Für mich stand der Mensch immer im Mittelpunkt, ganz egal, was man verkauft oder macht. Ich war immer eine sozial denkende Person. Das heißt aber nicht, dass die Resultate ausbleiben dürfen. Mein Ziel war es – und das mit dem Team zusammen –, dem Unternehmen ein neues Gesicht zu geben und das ist uns auch gelungen.

Sie haben nach einem speziellen Jahr aufgehört.

D. D.: Wenn man 40 Jahre lang arbeitet und sich mit einer Sache verbunden fühlt, dann macht es keinen Unterschied, wann man geht. Das ist immer speziell. Covid-19 ist zwar da, aber ich finde, die Losch-Gruppe hat sich dieser Herausforderung gut gestellt. Ich bin überzeugt, wenn man ein gutes Team hat, dann ist es egal, wann man aufhört. Das Beste, was passieren kann, ist, dass niemand merkt, wenn man nicht mehr da ist.

Werden Sie das bemerken, Herr Beffort?

Thierry Beffort: Wir hatten das enorme Glück, dass Damon uns zur Verfügung stand und noch immer steht – sowohl mir als auch der Firma. Für mich ist es ganz klar: Die Werte, die Damon mit in die Firma gebracht hat, werden auch weiterhin bestehen.

Damon Damiani

Der 60-jährige Damon Damiani begann seine Automobilkarriere 1980 bei Losch, damals noch Autosdiffusion Losch. In den Folgejahren hatte er verschiedene leitende Positionen in der Automobilbranche in Luxemburg und Kanada. 2009 holte ihn André Losch als Geschäftsführer der Losch-Gruppe aus dem Ausland zurück nach Luxemburg. Seit seiner Rückkehr 2010 hat Damiani die strategische Neuausrichtung entwickelt. Dazu zählten unter anderem die Einführung eines neuen Markenauftritts, die Neustrukturierung des Vertriebsnetzes, die Erweiterung der neuen Geschäftssäulen Losch Real Estate und Losch Business Solutions, der Ausbau neuer Vertriebskanäle und die Einführung des Losch Digital Lab in Porto. Er wird der Losch-Gruppe in Zukunft als Berater zur Seite stehen.

Im Jahr 2020 registrierte die Automobilbranche 20 Prozent weniger Verkäufe als im Vorjahr. Wie hat sich das bei Losch bemerkbar gemacht?

T. B.: Das ist ein Rückgang, den wir natürlich nicht so erwartet haben. Wir hatten extreme Einbußen – und das in einer Zeit, in der man viel investieren muss. Trotzdem haben wir im vergangenen Jahr an Marktanteil gewonnen: Die Losch-Gruppe ist jetzt bei 29,83 Prozent des Luxemburger Marktes. Wir haben es auch geschafft, unsere Arbeitsplätze zu sichern.

Haben die staatlichen Hilfen ausgereicht?

T. B.: Wir haben das große Glück, dass wir uns in Luxemburg befinden. Das Umfeld ist sicher, die Staatskassen sind relativ gut gefüllt und die Regierung hat viel ausgeholfen. Meiner Meinung nach waren die finanziellen Hilfen angemessen.

Wie haben die Budgetdiskussionen während des vergangenen Jahres ausgesehen?

D. D.: Wir sind bei unserem Budget für 2020 geblieben. Die Losch-Gruppe hat über tausend Angestellte, denen wir es zu verdanken haben, dass wir viel besser aus dem vergangenen Jahr gekommen sind als andere Betriebe. Auch, wenn wir weniger Verkäufe hatten, sind wir eine der wenigen Gruppen, die im Jahr 2020 sogar noch eingestellt haben. Außerdem ist es uns gelungen, neue Geschäftsbereiche aufzubauen – daran arbeiten wir schon seit zwei Jahren. So sind wir mit Losch Reiff Real Estate auch im Immobilienbereich tätig. In Kockelscheuer sitzen die Losch Business Solutions. Unser Start-up Cube 48 beschäftigt sich dort mit der neuen Mobilität – also zum Beispiel autonomes Fahren. Und in Porto haben wir unsere Software Factory, wo mittlerweile 17 Angestellte arbeiten. Sie entwickeln Software – sowohl für unsere neuen Betriebe als auch externe Kunden.

Die Automobilbranche, vor allem in Luxemburg, gilt eigentlich als ein wachsender Markt, wenn man sich die Zahlen anschaut. War der Sektor wirklich auf die Krise vorbereitet?

T. B.: Wir hatten tatsächlich bis jetzt das Glück, in einem ganz stabilen Markt tätig zu sein, der 2019 ein Rekordniveau hatte. Aber natürlich ist man nie auf ein Virus vorbereitet, das die halbe Welt lahmlegt.

D. D.: Man kann sich auf alles vorbereiten, aber nicht auf so etwas. Egal, wie gut man plant, es gibt immer Situationen, an die man sich anpassen muss.

In welcher Hinsicht hat sich das Verhältnis mit den Produzenten angepasst?

T. B.: In Krisen merkt man, wie gut die Zusammenarbeit klappt. Beim Händler, Importeur und den Produzenten hat sich unsere Kooperation sehr gut entwickelt. Wir sind gestärkt aus der Krise gekommen.

D. D.: Das sehe ich auch so. In meinen vierzig Jahren Berufserfahrung war das eine einzigartige Situation und vor allem Zusammenarbeit.

Befürchten Sie, dass die Pandemie das Kaufverhalten der Menschen dauerhaft verändert hat?

T. B.: Die Pandemie wird noch eine Weile andauern. Wir wissen, dass die Wirtschaft darunter gelitten hat. Es wird sicher eine Weile dauern, bis wir wieder auf dem Niveau 2019 sein werden. Gleichzeitig glaube ich, dass wir uns in Luxemburg finanziell schneller erholen werden als die Nachbarländer. Bei Diskussionen mit den Kollegen aus dem Sektor sind wir uns einig: Wenn wir zwischen 48.000 und 50.000 Autos verkaufen, dann sind wir auf dem richtigen Weg.

Damon Damiani wird der Losch-Gruppe weiterhin als Berater zur Seite stehen
Damon Damiani wird der Losch-Gruppe weiterhin als Berater zur Seite stehen Foto: Marc Schmit

Der Verkauf von Elektroautos ist vergangenes Jahr um 250 Prozent gestiegen. Ist das eine natürliche Entwicklung oder wurde das von der Krise beschleunigt?

D. D.: (lacht) Thierry, da bist du besser.

T. B.: Ich glaube, das muss man relativieren. Elektroautos haben vergangenes Jahr 11,4 Prozent der gesamten Verkäufe ausgemacht – da sind die Plug-in-Hybride mit eingerechnet. Verschiedene Statistiken reden von 20 Prozent, da sind dann allerdings die normalen Mild-Hybrid-Autos mit drin. Die haben allerdings nur eine elektrische Starthilfe, mehr ist das nicht. Das heißt, nur jedes zehnte Fahrzeug ist ein Elektroauto. Trotzdem ist der Wille da – von der Regierung, den Herstellern und dem gesamten Markt. Das ist eine natürliche Entwicklung, die auch durch die Subventionen und Restriktionen weiter gefördert wird. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der thermische Motor ein Luxus ist. Das heißt dann natürlich auch, dass die Automobilbranche irgendwann weniger verdienen wird, weil die Elektroautos weniger Gewinn als die Verbrennungsmotoren einbringen.

Verleitet das die Branche nicht dazu, den Verbrennungsmotor länger am Leben zu erhalten?

T. B.: Die Kunden, die Regierung und Brüssel führen uns unausweichlich zu der Elektromobilität – ob wir das wollen oder nicht – und wir müssen uns bestmöglich darauf vorbereiten. Es ist der richtige Weg – auch wenn ich gerne mit Verbrennungsmotor und schönen Autos fahre.

Sie haben jetzt angedeutet, dass Elektroautos vielleicht nicht so gut aussehen wie andere Fahrzeuge.

T. B.: Ich bin da vielleicht der falsche Mann für die Frage. Ich komme aus einer Generation, in der man nicht so Handy-affin ist. Ich habe das nicht so erlebt. Wenn man sich anschaut, wie die Jugend mit dem Handy, iPad oder sonst etwas umgeht, dann muss das Auto sich mit der Jugend weiterentwickeln. Es muss digitaler werden und so benutzbar sein, wie die Jugend die Telefone benutzt. Wenn ich jetzt in meinem Auto bin und am Bildschirm fahre, dann muss das so funktionieren, wie ein iPhone funktioniert. Das entwickelt sich ganz natürlich.

D. D.: Das hängt auch von den Marken ab und wie sie das Produkt positionieren wollen. Wir haben auch  Designs, die sehr schön sind.

Ist die Automobilbranche denn wirklich daran interessiert, die Elektromobilität voranzubringen?

T. B.: Wir können nur für die Volkswagen-Gruppe sprechen: Diese hat gesagt, dass sie den Klimawandel ausbremsen will. Die VW-Gruppe verpflichtet sich deswegen auch zu dem Pariser Klimaabkommen. Wenn man sich anschaut, wie viel in die Elektromobilität investiert wird, dann sieht man, dass der Konzern da auch dahintersteht. Es werden in Zukunft eine ganze Menge elektrische Modelle und Plug-in-Hybride kommen. Es braucht einfach Zeit. Ich hoffe aber auch, dass der grüne Strom und das Recyceln der Batterien genauso konsequent behandelt werden.

Thierry Beffort

Thierry Beffort übernimmt die Führung und den weiteren Ausbau der Losch-Gruppe. Beffort war zuletzt in seiner Funktion als COO Losch Import für den Gesamtvertrieb der Marken Volkswagen, Volkswagen Nutzfahrzeuge, Audi, SEAT, Cupra, Skoda, Porsche, Bentley und Lamborghini verantwortlich. Er fungiert als Vorstand in der Febiac („Fédération belge et luxembourgeoise de l’automobile et du cycle“) sowie als Verwaltungsratsmitglied in der HOA (House of Automobile).

Wie wichtig ist das Autofestival für die Automobilbranche dieses Jahr?

T. B.: Es ist jedes Jahr die wichtigste Periode für den Sektor. Es werden normalerweise rund 30 Prozent der Autoverkäufe während des Festivals gemacht. Nach dem Jahr 2020 spielt das Festival natürlich eine noch wichtigere Rolle. Wir sind definitiv froh, dass wir so weitermachen können.

Was wäre gewesen, wenn das Autofestival ausgefallen wäre?

D. D.: Ui.

T. B.: (lacht) Denken wir lieber nicht darüber nach. Das wäre schwierig gewesen. Wir hatten Alternativen vorgesehen – wie zum Beispiel einen anderen Termin oder ein digitales Konzept.

Inwieweit hat die Automobilbranche der Regierung Druck gemacht?

T. B.: Wir hatten auf jeden Fall Gespräche mit der Regierung – aber man kann nicht von Druck reden. Die Regierung hat die Entscheidung getroffen, ohne dass von uns irgendwelche Forderungen gekommen sind.

Wie vermittelt man den Leuten, dass es ungefährlich ist, am Autofestival teilzunehmen?

D. D.: Oh, da hat jemand unser Video nicht gesehen. (lacht)

T. B.: Wir haben mit der Fedamo/Febiac ein Konzept ausgearbeitet. Wir veranstalten keine große Party, wir verzichten auf Getränke und Essen, die Autos werden desinfiziert und die normalen Sicherheitsmaßnahmen werden respektiert. Das neue Konzept haben wir auch über unsere digitalen Kanäle beworben.

Wie haben sich die Trends dieses Jahr entwickelt? Hat die Pandemie das beeinflusst?

T. B.: Die Krise hat sicher ein paar Produkte nach hinten verschoben – auch weil die Produktion nicht auf Hochtouren laufen konnte. Verschiedene Modelle kommen jetzt erst im März, April oder noch später an. Der Trend geht grundsätzlich noch immer in Richtung Elektromobilität und auch SUV.

Ist das nicht ein Widerspruch?

T. B.: Man kann sicher darüber diskutieren, ob ein SUV jetzt als Erstes einen Elektromotor braucht. Der Kunde will eben ein Auto haben, in dem er sich sicher fühlt und Platz hat und das seinen Bedürfnissen entspricht – im Endeffekt entscheidet der Kunde.

Thierry Beffort hat die CEO-Rolle von Damon Damiani übernommen
Thierry Beffort hat die CEO-Rolle von Damon Damiani übernommen Foto: Marc Schmit

Herr Damiani, werden Sie sich nach all den Jahren einfach so raushalten können?

D. D.: Ich habe mich schon vorher aus den Sachen rausgehalten, von denen ich weniger wusste als andere. Das werde ich auch weiter so machen. Ich habe eine klare Aufgabe, die ist mit Thierry abgesprochen, und die werde ich so lange machen, wie sie mich wollen. Wenn sie mir sagen, dass ich nicht mehr gebraucht werde, dann gehe ich gerne. Trotzdem werde ich weiterhin das sagen, was ich denke. Sie sind groß und alt genug, mir zu sagen, wenn sie mich nicht mehr hören wollen. (lacht)

Herr Beffort, werden Sie ihm das sagen?

T. B.: (lacht) Menschlich haben wir bisher immer gut zusammengearbeitet und ich bin glücklich darüber, ihn noch als Berater an meiner Seite zu haben. Natürlich hat jeder seine Ideen.

D. D.: Ich denke, es wäre eine Utopie, zu glauben, dass es so weitergehen wird wie vorher. Es muss anders weitergehen – sonst haben die Firma, die Menschen und die Gruppe eine riesige Chance verpasst.