Dienstag2. Dezember 2025

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LeudelingenTempo 30 im ganzen Ort? Die Bürger stimmen im Referendum mit „Nein“

Leudelingen / Tempo 30 im ganzen Ort? Die Bürger stimmen im Referendum mit „Nein“
Die EInwohner Leudelingens haben entschieden Foto: Editpress/ Alain Rischard,  Montage: Tageblatt/ Grafik

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In Leudelingen wurden die Bürger an die Urne gerufen, um zu entscheiden, ob die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf allen Hauptstraßen der Gemeinde auf 30 km/h begrenzt werden soll. Sie entschieden sich dagegen. 

Leudelingen hat ein Verkehrsproblem. Monatlich werden 150.000 Fahrzeuge gezählt, allein in der rue de la Gare. Die kleine Gemeinde liegt im Speckgürtel der Hauptstadt und verfügt über eine bedeutende Industriezone. Viele Pendler nutzen den Ort als Ausweichroute, um Staus auf der Autobahn A4 zu umfahren. Täglich legt der Berufsverkehr die Gemeinde zu den Spitzenzeiten lahm. Nachts bringen Raser mit ihren getunten Karossen die Anwohner um ihren Schlaf und zur Weißglut.

Anfang 2024 hat die Gemeinde deshalb eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, um eine drastische Verkehrsberuhigung durchzuführen. Im Juni wurde das Referendum angekündigt, um die Akzeptanz der einzusetzenden Maßnahmen zu überprüfen. Letztere wurden am 17. September im Kulturzentrum „An der Eech“ vorgestellt. Zusätzlich wurde eine Broschüre an alle Haushalte verteilt.

Wenig Wahlbeteiligung

Am Sonntagmorgen zeigte sich der Herbst in der 2.800 Einwohner zählenden Gemeinde von seiner schönsten Seite. Von dem üblichen Verkehrsproblem spürt man am Wochenende wenig. Die Sonne scheint, das gelbe Laub fällt von den Kronen und die Bürgerinnen und Bürger treffen zu Fuß und mit dem Auto im Kultur- und Vereinsbau „An der Eech“ ein, um am Referendum teilzunehmen. 

Drei Wahlbüros sind eingerichtet worden, um die rund 1.600 Stimmberechtigten zu empfangen. Dabei müssen sie folgende Frage beantworten: „Befürworten Sie die Senkung der Geschwindigkeitsbegrenzung auf dem Gebiet der Gemeinde Leudelingen von 50 km/h auf 30 km/h auf sämtlichen Hauptstraßen innerhalb der geschlossenen Ortschaft in den kommenden Jahren?“

Die Auszählung der Stimmzettel dauert lediglich zwei Stunden. Um halb fünf ist das offizielle Resultat bekannt. Am Ende gibt es 1.008 gültige Stimmen, 552 Menschen stimmen gegen Tempo 30 auf den Hauptstraßen. Damit ist das Anliegen mit 54,76 Prozent der Stimmen abgelehnt. Insgesamt lag die Wahlbeteiligung bei rund 64 Prozent. Dabei herrscht in Luxemburg Wahlpflicht.

Die Mitglieder des Gemeinderats und der Gemeindesekretär analysieren die Resultate
Die Mitglieder des Gemeinderats und der Gemeindesekretär analysieren die Resultate Foto: Editpress/Alain Rischard

„Das war relativ knapp“, kommentiert Bürgermeister Lou Linster gegenüber dem Tageblatt. Das Ergebnis beruhigt ihn auch ein wenig, denn: „Es ist besser so, als andersrum, wenn der Ausgang 80/20 gewesen wäre. Das hätte nämlich bedeutet, dass wir die Antwort auf die Frage selbst hätten wissen müssen.“ Der Ausgang des Bürgerentscheids würde nun dazu führen, dass die Verkehrsberuhigungsmaßnahmen derart gestaltet werden, dass sie eine Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h zulassen werden. „Es ist wichtig, dass wir die Menschen gefragt haben“, sagt er und fügt hinzu: „Mehr Gemeinden sollten auf diesen Weg gehen.“ Und: „Wir werden auch in Zukunft noch auf das Referendum zurückgreifen.“

Ausweichroute im Stauland

Am Sonntag berichten einige Bürger dem Tageblatt, dass sie sich gut informiert fühlten. Im Gespräch zeigen sie sich zudem erfreut darüber, dass sie ihre Meinung im Bürgerentscheid ausdrücken können. So auch Nora (41). Sie hofft noch am Morgen darauf, dass die Geschwindigkeit auf den Hauptstraßen in Zukunft auf 30 km/h begrenzt wird. Das Thema würde über die Grenzen der Gemeinde hinweg aufmerksam verfolgt, sagt sie. „Ich wurde auf der Arbeit oft darauf angesprochen, von Leuten, die weit weg von Leudelingen wohnen.“ Auch Christian (56) wünscht sich eine Verkehrsberuhigung. „Es sind viele Kinder unterwegs und gleichzeitig halten einige die Straße für ein Rodeo.“ 

Serge wünscht sich weniger Verkehr
Serge wünscht sich weniger Verkehr Foto: Editpress/Alain Rischard

Bei einem Punkt sind die Einwohnerinnen und Einwohner sich alle einig: Der Verkehr stellt für sie eine große Belastung dar. Allem voran der Lärm. „Wir sind es in Leudelingen gewohnt, Lärm ausgesetzt zu sein“, erzählt Serge (53) und verweist auf die tieffliegenden Flugzeuge. Nicht selten sind wir am Sonntag gezwungen, die Gespräche kurz zu unterbrechen, bis die donnernden Stahlvögel vorbeigeflogen sind. „Doch der Verkehrsradau sprengt den Rahmen.“ Serge wohnt in einem Viertel, welches von Berufspendlern als Ausweichroute genutzt wird. „Natürlich sind die intelligenten Navigationssysteme auch ein Problem“, sagt er.

Jean-Claude (73) und Diane (71) leben seit 40 Jahren in Leudelingen. Die beiden Rentner erzählen, dass die Gemeinde sich vor allem in den letzten 30 Jahren stark verändert habe. Auch für sie ist der Verkehr zu einer Belastung geworden. „Vor allem in den Spitzenstunden“, sagt Jean-Claude. Die Raser und lauten Motorräder in der Nacht seien eine Belastung, „natürlich gibt es auch jene, die besonnen fahren“. Trotzdem sieht das Paar keinerlei Mehrwert in der Geschwindigkeitsbegrenzung. „Die halten sich eh nicht daran“, sagt Jean-Claude. Er und Diane wünschen sich stattdessen eine Umgehungsstraße, wie sie in Bartringen gebaut wurde. 

Jean-Claude wohnt seit 40 Jahren in Leudelingen
Jean-Claude wohnt seit 40 Jahren in Leudelingen Foto: Editpress/Alain Rischard

Auch Lea (18) und Max (20) sind der Meinung, dass eine Tempodrosselung auf den Hauptstraßen das Verkehrsproblem nicht lösen wird. Vor allem, weil der Verkehr teilweise zum Erliegen kommt. „Ich benötige zehn Minuten, allein um Leudelingen zu verlassen“, erzählt Max. Dennoch fühlen die beiden sich gut von der Kommune informiert und sind froh darüber, dass ihre Meinung gefragt wurde. 

Phil
13. Oktober 2025 - 21.54

@Jemp
Ären Statement ass absolut korrekt an zoutreffend.
Genau esou ass et... mä et gin der, déi keng Relatioun zu physichen Prozesser hun. Wann d'Musel Waasser dréit, geet sie an d'Breet an fléisst méi schnell. Mam Verkéier ass et hoergenee t'sälwecht, mä ons Spezialisten dréinen gären de Krunn zou, abschon den Drock am Schlauch méi héich gett. Dat kann net klappen!

Jemp
13. Oktober 2025 - 9.44

Tja, wenn man als Politiker seine "Visionen" und Hirngespinste gegen den Willen der Waehler und der Bevoelkerung durchsetzen will, dann hat man besser man organisiert kein Referendum. Aber das Resultat macht jetzt trotzdem nichts, irgendwie wird es den Visionaeren schon gelingen, das Ergebnis zu ignorieren. Man wird den Verkehrsfluss doch noch stoeren, weitere Staus, weiteren Krach, weitere Luftverschmutzung, noch mehr draufgaengerische Radfahrer und deshalb eine Erhoehung der Unfallzahlen provozieren. Denn Verkehrsberuhigung oder besser -behinderung bewirkt nicht weniger Autos (ein durch nichts bewiesenes gruenes Maerchen), es dauert nur laenger, bis sie durchgefahren sind. Siehe Esch-Lallingen.

Reinertz Barriera Manfred
13. Oktober 2025 - 7.36

Sowieso in the rush hour ist der gesamte Verkehr runter im Schneckentempo, also keine Beschränkung notwendig, es braucht andere Massnahmen, um den Gesamtverkehr zu beruhigen: weniger Autos, aber wie?

Pin Mac
13. Oktober 2025 - 7.29

Gudd esou.

Phil
12. Oktober 2025 - 21.34

Wie man liest, wohnen in Leudelingen noch normal denkende Menschen. Ganz im Gegenteil zu verschiedenen beamteten Institutionen welche mit "gut gemeinten" Strassenverengungen und Hindernissen den fliessenden Verkehr stören, und somit zur allgemeinen Belästigung eines jeden beitragen... im Auto, oder ausserhalb vom Auto.

Velocyclist
12. Oktober 2025 - 17.50

>NEIN< es gibt doch noch Leute mit Verstand und Überlegung!!
Gottseidank.

Reinertz Barriera Manfred
12. Oktober 2025 - 16.16

Die Frage ist nur: Wie kann man das neue Tempolimit durchsetzen? Technische Hindernisse, Radarkontrolle etc. Sonst nutzt es nichts!